Frank Stippler gehört zu einem erlauchten Kreis: Der GT-Spezialist in Diensten von Audi hat 2012 sowohl das 24-Stunden-Rennen in Spa als auch auf dem Nürburgring gewonnen. Eine Wiederholung des Langstrecken-Doubles ist 2015 wegen eines durchwachsenen Eifelgastspiels nicht möglich, aber dafür pilotiert Stippler einen von vier neuen Audi R8 LMS, der vom Team WRT eingesetzt wird. Die belgische Mannschaft kennt er aus der Blancpain-Sprint-Series (BSS) und Blancpain-Endurance-Series (BES). Mit den Teamkollegen Stéphane Ortelli und Nico Müller sind für den Langstreckenklassiker in den Ardennen die Weichen für ein weiteres Top-Ergebnis gestellt.

Auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut): Wie lief die Saison bislang?
Vom rein sportlichen Ergebnis zwischen 6 und 7. Das geschah aber im Grunde genommen mit Ansage, weil der Fokus auf der Entwicklung des neuen Autos liegt und wir deswegen Fahrerrochaden haben. Die verschiedenen Fahrer rotieren dabei zwischen altem und neuem Modell und werden auch in unterschiedlichen Einsatzteams eingesetzt. In gewisser Weise ist es mehr eine Entwicklungssaison.

WRT setzt bis zu vier Fahrzeuge pro Wochenende ein: Wird es da nicht unübersichtlich?
WRT koordiniert die vier Fahrzeuge schon sehr gut. Aber es macht einen Unterschied, ob man auf den Titel angesetzt ist oder andere Aufgaben im Team übernimmt. Rund um das Auto von James Nash und mir ist eine junge Mannschaft mit hochtalentierten Mechanikern und Ingenieuren, die aber noch einen kleinen Erfahrungsrückstand haben. Alle sind sehr motiviert und wir hoffen darauf, im nächsten Jahr die Früchte zu ernten, die wir dieses Jahr sähen.

Stets bereit: Stippler ist seit Jahren eine verlässliche Größe bei Audi - egal bei welchem Rennen, Foto: Audi Motorsport
Stets bereit: Stippler ist seit Jahren eine verlässliche Größe bei Audi - egal bei welchem Rennen, Foto: Audi Motorsport

In Spa werden Audi-Fahrer und -Teams durcheinander gemischt: Für wie viel Unruhe sorgt das?
Die Planung für Spa steht schon ein Weile, was die Fahrer, Mechaniker und Ingenieure betrifft. Allerdings existierte diese Konstellation bislang mehr oder minder nur auf dem Papier und wir sind nun im Vorfeld des Rennens zusammengewachsen - zumal wir uns ja auch untereinander in der Audi Mannschaft ganz gut kennen, auch wenn man in jüngster Vergangenheit mal nicht zusammen gefahren ist.

Wäre der ursprüngliche geplante Stadtkurs in Moskau eine Bereicherung für den BSS-Kalender gewesen?
Der Stadtkurs in Moskau sah vor, dass sich jeweils eine 90-Grad-Kurve an eine Gerade reiht. Ich persönlich habe das flüssige Layout eines klassischen Rundkurses lieber – [lacht] aber mich hat ja vorher niemand gefragt. Generell ist ein Stadtrennen aber immer eine besondere Herausforderung und ein tolles Erlebnis, dadurch dass der Rennsport zum Zuschauer kommt und nicht umgekehrt.

Ist Audi der Favorit auf den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps?
Der neue Audi R8 hat sich beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring bestens bewährt und sollte eine gute Basis sein. Wir haben einen sehr knappen Rennverlauf gesehen mit vielen potentiellen Sieganwärtern. Auf die Distanz schätze ich BMW in Spa besonders stark ein genauso wie die Mercedes. Generell ist die GT3-Szene in den letzten Jahren gewachsen und viele Teams haben ihre Erfahrungen in Spa gemacht: der Konkurrenzkampf wird also eher größer als kleiner.