2015 ist Rinaldi Racing in beiden Blancpain-GT-Serien vertreten: In der Blancpain-Sprint-Serie (BSS) ist die deutsch-italienische Mannschaft aus Mendig mit dem Ferrari 458 Italia als Einzelkämpfer mit einem starken Profi-Duo unterwegs. In der Blancpain-Endurance-Serie (BES) ist Rinaldi nur eines von vielen Ferrari-Teams – aber dafür mit Abstand das erfolgreichste. Ob dies auch für die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gelten wird? Motorsport-Magazin.com fragte bei Teamchef Michele Rinaldi nach.

Auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut): Wie lief die Saison in BES und BSS bislang?
Finanziell gesehen eine Zwei, sportlich eine Sieben. Besonders in der BES sind wir sehr zufrieden. Mit Steven Parrow und Rinat Salikhov machen wir dort guten Kundensport, so dass die Arbeit richtig Spaß macht.

Wie ist die Atmosphäre in den Blancpain-GT-Meisterschaften?
Stéphane Ratel und die SRO machen einen hervorragenden Job: Man wird herzlich aufgenommen und jedes Team wird irgendwie unterstützt. Sie kommen dir entgegen, wenn du etwas mit deinen Sponsoren machen willst und sogar bei der Suche nach neuen Sponsoren wird geholfen. Aber auch die Balance of Performance stimmt.

Rinaldi hat den BES-Sieg in Monza nach der Disqualifikation des Lamborghini ‚geerbt‘: Schmälert das die Freude?
Wir haben uns bei den Beschwerden zurückgehalten. Aber wenn die Konkurrenz beim Boxenstopp 25 Sekunden gutmacht, dann kann man das auf der Strecke nicht aufholen. Daher war es gut und richtig, dass die Rennleitung das gesehen und entsprechend gehandelt hat. Von der sportlichen Seite muss man zugeben, dass Monza natürlich auch eine Ferrari-Strecke ist, aber unser Amateur [Rinat Salikhov] hat einen Doppel-Stint gefahren und damit gezeigt, dass sich die harte Arbeit über den Winter gelohnt hat. Er ist ruhig geblieben und hat den Wagen heil nach Hause gebracht. Vor allem das hat uns gefreut.

Die Mannschaft von Rinaldi Racing ist nicht die größte, aber dafür sportlich sehr erfolgreich, Foto: Rinaldi Racing
Die Mannschaft von Rinaldi Racing ist nicht die größte, aber dafür sportlich sehr erfolgreich, Foto: Rinaldi Racing

In der BES starten viele Pro-Am-Wagen, aber warum gibt es kaum welche in der BSS?
Die Sprint-Serie ist meiner Meinung nach Profi-Sport. Man muss sich nur die Autos anschauen: Kaum eines hat einen Hauptsponsor drauf und viele sind werksunterstützt. Wir tun uns da sehr, sehr schwer und haben Glück, dass wir Partner haben, mit denen wir Kundensport machen können. Ganz besonders Vadim Kogay, der letztes Jahr eine schlechte Saison hatte, nun berufsbedingt aussetzen muss und trotzdem unser Engagement in der BSS möglich macht. Aber ehrlich gesagt: Mit einem Profi und einem Amateur gehst du hier gnadenlos unter! In der BSS kannst du als Team zeigen, was du kannst und so vielleicht neue Kunden gewinnen – zumindest war das mal der Gedanke der GT3.

Wie geht Rinaldi Racing mit den steigenden Kosten in der GT3-Kategorie um?
Für uns ist es aus finanziellen Gründen schwierig, beide Blancpain-Meisterschaften zu fahren: GT3-Sport ist teurer geworden. Gerade an einem Budget für ein 24-Stunden-Rennen muss man hart arbeiten. Aber im Verhältnis zum Flugzeugträger ist das hier alles günstig [lacht]. Wir versuchen zu zeigen, was wir können und dann muss sich der Rest ergeben.

Ferrari ist in der BES seit langem mit vielen Fahrzeugen vertreten: Warum ist der Rinaldi-Ferrari in der BSS allein?
Ferrari orientiert sich sehr am Kundensport und will die Amateure nicht mit einem Werks-Engagement abschrecken. Welche der Strecken der BSS kommen dem 458 Italia entgegen – keine [lacht]! Zudem hat uns Ferrari nicht gerade gedrängt, in der BSS zu fahren…

Wer ist der Favorit auf den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps?
Ich denke, dass Audi wieder sehr stark sein wird. Sie haben am Nürburgring gezeigt, wieviel Potential der neue R8 LMS hat – das wird in Spa nicht anders sein.