Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

ich bin gerade erst aus dem sonnigen und warmen - oder eher heißen - Australien wieder in Deutschland angekommen. Wie ihr wisst, war ich aber nicht Down Under, um Urlaub zu machen, sondern habe an den 12h von Bathurst teilgenommen. Um das Wochenende mit drei Worten zusammenzufassen: Es war abwechslungsreich, lehrreich und warm.

Bathurst war mein erster Start als Bentley-Werksfahrer und ich kann euch sagen: das war etwas ganz Besonderes. Ich habe schon Ewigkeiten auf das Wochenende hingefiebert, denn es war das erste mit dem neuen Auto und auch dem neuen Team. Als ich am Sonntag schließlich in der Startaufstellung stand, war die Freude riesengroß. Ich würde nicht sagen, dass ich nervöser als bei anderen Starts war, aber ich wollte natürlich zeigen, was ich kann!

Entsprechend habe ich mich auch vorbereitet - mit einem ganz speziellen Programm. Mein normales Fitnesstraining erschien mir bei diesen heißen Bedingungen als nicht ausreichend. Deshalb habe ich einfach in Eigenregie mein Fitness-Fahrrad in die Dampfsauna gestellt und bin losgeradelt. Bei 45 Grad und heftiger Luftfeuchtigkeit bin ich nach 30 Minuten völlig fertig vom Rad gestiegen und hab das stolz meinem Trainer erzählt. Er war beeindruckt, hat mir im gleichen Atemzug aber erklärt, dass ich das auch hätte lassen können - Trainingseffekt gleich null. Aber immerhin habe ich ihn beeindruckt und gleichzeitig in Sachen Training wieder was dazugelernt!

Das war auch das Ziel in Bathurst. Als Werksfahrer ist die Situation nun eine andere. Obwohl das vielleicht viele denken, empfinde ich nicht mehr Druck - im Gegenteil. Früher hatte ich bei jeder Runde im Hinterkopf, dass ich ein Werksteam von mir überzeugen muss und bloß keinen Fehler oder irgendwelchen Unsinn machen darf. Nun bin ich als Bentley-Werksfahrer am Ziel meiner Träume angekommen. Das heißt aber keineswegs, dass ich die Zügel nun schleifen lasse. Ich bin mir meiner Verantwortung gegenüber der Marke auf und neben der Strecke absolut bewusst. Schließlich habe ich nun als Werksfahrer auch eine gewisse Vorbildfunktion, die mich sehr freut.

Maximilian Buhk im Einsatz, Foto: Bathurst 12 Hour
Maximilian Buhk im Einsatz, Foto: Bathurst 12 Hour

Entsprechend wollte ich bei meinem ersten Renneinsatz im Bentley alles geben und ein gutes Ergebnis erzielen. Leider war der Start ins Wochenende für unser Team aber nicht perfekt. Zu Beginn des dritten Trainings mussten wir mit dem Unfall meines Teamkollegen einen Rückschlag hinnehmen. Das Auto war stark beschädigt, wodurch wir einiges an Trainingszeit verloren haben. Aber so ist das eben im Motorsport. Man gewinnt zusammen und kämpft zusammen gegen alle Probleme. Deshalb würde es mir nie in den Sinn kommen, meinem Teamkollegen irgendeinen Vorwurf zu machen, schließlich könnte das jedem von uns passieren.

Einen positiven Aspekt hatte der Zwischenfall aber: Ich konnte sehen, wie megamäßig die Jungs von M-Sport arbeiten. Sie haben bereits große Erfahrung aus der Rallye-WM und haben über Nacht alles wieder in Ordnung gebracht. Das war einfach grandios. Lediglich die Lenkung blieb ein klein wenig schief. Das war etwas knifflig in Linkskurven, aber man konnte sich damit arrangieren. Und abgesehen davon waren wir alle unglaublich froh und dankbar, dass wir am Samstag überhaupt wieder an den Start gehen konnten.

Das erste Qualifying haben wir dann noch als Trainingseinheit genutzt, bevor es ins entscheidende Q2 ging. Dort habe ich versucht, es nicht zu übertreiben und bin etwas mehr auf Sicherheit gefahren. Leider ist mir zudem nicht die perfekte Runde geglückt. Die einzelnen Sektoren waren gut, aber ich habe es nicht richtig zusammenbekommen. Ehrlich gesagt, war ich im ersten Moment schon ein wenig enttäuscht, wobei ich schnell erkannt habe, dass alles noch im Rahmen war.

Von Startplatz 21 ging es schließlich ins Rennen. Wie ich euch schon einmal berichtet habe, liebe ich es ja, nachts zu fahren. Die Atmosphäre ist einfach einzigartig und ich war sehr froh, dass ich den ersten Stint bekommen habe. Es hat auch alles gut geklappt und ich konnte unser Auto bis in die Top-10 nach vorne bringen. Es war eine wichtige und gute Erfahrung, direkt hinter unserem Schwesterauto zu fahren und wir konnten im Parallelflug das gleiche Programm abspulen.

Mehrere Durchfahrtsstrafen haben uns dann leider ein gutes Stück zurückgeworfen - Aufgeben kam aber niemals infrage. Besonders mein Mittelstint war wirklich ermutigend für mich und das gesamte Team. Wir hatten zwar zwei Runden Rückstand, aber ich konnte die Pace von Markus Winkelhock im Audi mitgehen, Druck machen und schließlich auch vorbeigehen. Das hat uns ganz klar gezeigt, dass wir unter normalen Umständen um einen Platz in den Top-5 hätten kämpfen können.

Am Ende steht - wie ihr sicherlich wisst - überhaupt kein Ergebnis zu Buche. Schon recht zu Anfang des Rennens wurde mein Teamkollege umgedreht und dabei hat der Kühler Schaden genommen. Irgendwann hat sich das aufs ganze Auto niedergeschlagen und in der letzten Stunde des Rennens ist mir schließlich noch die Antriebswelle gebrochen. Das war es leider für uns. Von der Zuverlässigkeit des Bentley bin ich aber dennoch überzeugt. Unser Schwesterauto hat das ja auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und auch unser Rennen war mit Ausnahme des einen Zwischenfalls problemfrei.

Das Potenzial ist also auf jeden Fall vorhanden, auch wenn wir von Rennen zu Rennen noch lernen müssen. Ich merke, wie ich mich im Auto immer wohler fühle und wir uns konstant steigern. Das wollen wir in der Saison auf jeden Fall unter Beweis stellen. Dafür heißt es jetzt aber erst einmal: testen, testen, testen...

Euer Maximilian