Seit seiner Premiere anno 1953 ist das Tausend-Kilometer-Rennen am legendären Nürburgring bereits 14 Mal nicht ausgetragen worden. Bald schon kommt ein weiteres Mal hinzu. So wird der zweitlängste Saisonlauf der Blancpain Endurance Series im nächsten Jahr nicht mehr in der Eifel sondern in der Provence stattfinden. Le Castellet soll den Teilnehmerteams zukünftig eine bessere Vorbereitungsmöglichkeit für das große 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps bieten, weshalb dem Durchgang am Ring nur noch die herkömmliche Blancpain-Distanz von 180 Minuten bleiben wird.

Schmälern soll der geplante Formastwechsel die Vorfreude auf das diesjährige Rennen aber natürlich nicht. Die Ausgangslage vor dem Spektakel am Wochenende lässt sich in etwa folgendermaßen herunterbrechen: De facto sind noch keinerlei Titel (sechs insgesamt) vergeben worden, einzig in der Mannschaftswertung der Herrenfahrer-Kategorie ist die Sache nahezu gegessen. Auf der jüngsten Starterliste sind 41 GT3-Boliden verzeichnet, darunter vier zusätzliche Nennungen. Nur Petrus ist offenbar noch nicht so recht in Stimmung fürs Finale: Sowohl am Samstag als auch am Sonntag könnte es in der Eifelregion zumindest zwischenzeitlich nass werden.

Wer schnappt sich die Titel?

Zwar sind 41 Autos eine ganze Menge, doch gingen im Vorjahr tatsächlich noch mal sieben mehr in das Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs. Als Sieger wurden dazumal Maximilian Buhk und dessen Teilzeit-Fahrerpartner Maximilian Götz und Bernd Schneider auf HTP-Mercedes abgewinkt, was für Buhk den Gewinn des Meistertitels bedeutete. Auch heuer könnte sich die Punktewertung zugunsten eines einzigen Fahrers ausgehen: WRT-Frontmann Laurens Vanthoor ist nach der teaminternen Kaderumstellung für Spa-Francorchamps mit 74 Zählern alleiniger Tabellenführer. Neben ihm haben aber tatsächlich noch vier Paarungen mathematische Chancen auf den Titel.

Am dichtesten dran sind die beiden Markenkollegen Vanthoors, Edward Sandström und Stéphane Ortelli. Für Saintéloc-Audi aus Frankreich belegt das schwedisch-monegassische Duo mit sieben Punkten Rückstand Rang zwei. Die M-Sport-Piloten Andy Meyrick, Guy Smith und Steven Kane könnten indes für eine mittelgroße Sensation sorgen. Sollte es ihnen gelingen, den ihrigen Zählerrückstand (15 an der Zahl) in ein Plus zu verwandeln, würden sie dem neuen Bentley Continental GT3 auf Anhieb einen Meisterschaftserfolg bescheren. Beim Heimspiel im britischen Silverstone sowie in Le Castellet obsiegte die Truppe bereits, und zwar jeweils in beeindruckender Manier.

Der Nummer-7-Bentley in Spa, Foto: Yannick Bitzer
Der Nummer-7-Bentley in Spa, Foto: Yannick Bitzer

Beim chaotischen 24-Stunden-Rennen Ende Juli lief es für den Bentley mit der Startnummer 7 allerdings nicht sonderlich gut. Nach frühen Problemen ging lange nada, sodass man sich bei Ablauf der ersten sechs Stunden außerhalb der Punkteränge wiederfand. Die Krux: Auf der 5,148 Kilometer langen Nürburgring-Anbindung wird im Durchschnitt pro Runde gar noch mehr Verkehr herrschen als schon in den Ardennen. Bedenkt man, dass nun auch noch Schauer angesagt sind, dürfte es im famosen Haug-Haken das eine oder andere Mal eng werden. Ein Problem, mit dem jedoch selbstverständlich alle Akteure zu kämpfen haben werden.

iRacing.com neuer Hauptsponsor der Veranstaltung

Für viele Rennställe könnten Blech- beziehungsweise Carbonschäden derweil doppelt teuer werden, denn: Allein in der Pro-Wertung haben noch fünf Equipen Chancen, den Preis für das erfolgreichste Team des Jahres abzustauben, nämlich WRT, M-Sport, Saintéloc, ART Grand Prix (McLaren) und HTP. Ähnlich schaut es im Pro-Am-Segment aus; auch hier sind es fünf Mannschaften, welche die Titelvergabe unter sich ausmachen werden. In der besten Position: Die Neueinsteiger der Scuderia Villorba Corse (Ferrari) aus dem GT-Open-Championat. Bei den Privatiers führt unterdessen kaum noch ein Weg an einem Triumph des Ferrari-Spezialisten AF Corse vorbei.

Diesmal leider nicht am Volant: Marc Hennerici. Der Lokalmatador und Zuschauerliebling aus Mayen zeichnet bei der diesjährigen Veranstaltung aber für einige organisatorische Aspekte verantwortlich. Unter anderem hat er mit iRacing.com Motorsport Simulations einen namensgebenden Sponsor für das Tausend-Kilometer-Rennen an Land ziehen können. Hennerici, mittlerweile Sportdirektor des veranstaltenden ADAC Mittelrhein, ist selbst als begeisterter Online-Rennfahrer bekannt. iRacing.com wird interessierten Fans am Wochenende mit zahlreichen Spielstationen die Möglichkeit geben, selber um den Ring zu düsen, wenn auch lediglich virtuell.

Der Zeitplan für das Nürburgring-Wochenende

Training: Samstag, 09:10 bis 10:40 Uhr
Vorqualifikation: Samstag, 12:55 bis 14:25 Uhr
Qualifikationstraining: Samstag, 17:15 bis 18:15 Uhr
Rennen: Sonntag, 11:45 bis 17:45 Uhr