Das belgische Audi-Spitzenteam WRT hat die 66. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens von Spa-Francorchamps gewonnen. In einer spannenden Schlussphase setzten sich die Lokalmatadore gegen ihre Landsmänner von Marc VDS Racing durch. Während die Marke mit den vier Ringen damit zum dritten Mal bei dem Ardennenschlager reüssierte, verpasste die BMW-Truppe von Bierkönig Marc van der Straten einmal mehr den ganz großen Wurf. René Rast, Laurens Vanthoor und Markus Winkelhock kamen rund sieben Sekunden vor Lucas Luhr, Markus Palttala und Dirk Werner ins Ziel. Dritte wurden James Nash, Frank Stippler und Christopher Mies (ebenfalls WRT).

Marc VDS belegte die zweite Position, Foto: Günter Kortmann
Marc VDS belegte die zweite Position, Foto: Günter Kortmann

Die Entscheidung im Kampf um den Sieg fiel tatsächlich erst in der Schlussviertelstunde. Die Marc-VDS-Mannen hatten dem Nummer-77-BMW beim finalen Service keine frischen Reifen aufgezogen, wodurch man zwar kürzer in der Boxengasse verweilte, jedoch auf der Piste keine allzu schnellen Runden mehr absolvieren konnte. Rast hingegen verfügte an seinem R8 über deutlich bessere Pneus, weshalb es ihm mehr oder minder problemlos gelang, Werner im Z4 rasch einzuholen und letztlich auch zu überholen. Audi hat damit heuer alle drei großen 24-Stunden-Rennen gewonnen, nämlich jene in Le Mans, am Ring und in Spa.

"Herzlichen Glückwunsch an unsere Sieger und unsere weiteren Teams, aber auch an unsere Herausforderer, die uns alles abverlangt haben", sagte Romolo Liebchen, Leiter von Audi Sport customer racing. "Neben dem Sieg des Belgian Audi Club Team WRT freuen wir uns auch über die Tabellenführung von Saintéloc Racing, denn nun haben wir auch beste Titelchancen in der Blancpain Endurance Series."

Pro-Am-Triumph für Ferrari

Während WRT mit der Startnummer 3 das Podest vervollständigte, mussten die beiden Maxis Buhk und Götz sowie Bernd Schneider ihren Titel erst einmal wieder abgeben. HTP Motorsport respektive Mercedes-Benz agierte in diesem Jahr nicht allzu erfolgreich. Elektronikprobleme, kleinere Ungereimtheiten und ein zu langsames Tempo bescherten den Sternenkrieger die Ränge fünf, neun und einen Ausfall. Zwischen den Flügeltürern, genauer auf Platz sechs, landete indes die siegreiche Pro-Am-Paarung. Niek Hommerson, Louis Machiels, Andrea Bertolini und Marco Cioci strichen hier die Lorbeeren für AF-Corse-Ferrari ein.

Überschattet wurde das Rennen durch viel schwere Unfälle; allein am Samstagabend ereigneten sich deren fünf. Für den ersten Schreckmoment zeichnete Vyacheslav Maleev verantwortlich. Der Russe war nach einem Fahrfehler in der Eau-Rouge-Passage ebendort heftig in die Reifenstapel gekracht. Kurz nach dem Neustart ereignete sich vor der Blanchimont-Kurve ein weiterer Zwischenfall: Tim Mullen im Von-Ryan-McLaren hatte es aus noch immer ungeklärten Gründen erwischt. Der Einschlag war solchermaßen hart, dass der englische Werkspilot zur Sicherheit umgehend in ein naheliegendes Krankenhaus gefahren wurde.

Am Abend schockierten schwere Unfälle das Paddock, hier von Vyacheslav Maleev im Ferrari, Foto: Günter Kortmann
Am Abend schockierten schwere Unfälle das Paddock, hier von Vyacheslav Maleev im Ferrari, Foto: Günter Kortmann

Schon wenige Minuten nach der erneuten Wiederaufnahme des Rennens folgte der nächste furchteinflößende Abflug, wieder war das McLaren-Lager betroffen. Der saudische Geschäftsmann Karim Ojjeh hatte ähnlich wie Pro-Am-Rivale Maleev seinen Wagen im Bereich Eau Rouge in die Reifenstapel gesetzt. Es zeigte sich, dass viele Piloten in den Phasen der Neustarts zu unvorsichtig agierten, wodurch es immer wieder zu gefährlichen Situationen kam. Es schien zwar, unmöglich zu sein, doch als sich kurz nach dem Unfall Ojjehs im Raidillon-Abschnitt gar eine Massenkarambolage zutrug, war die Spitze des Eisberges noch immer nicht erreicht.

Mahy im Lütticher Krankenhaus

Erst nachdem Marcus Mahy (Kessel-Ferrari) wegen eines scheußlichen Crashs mit GT-Corse Privatmann Vadim Kogay (ebenfalls Ferrari) mit einem Rettungshubschrauber ins Spital nach Lüttich gebracht werden musste, nahmen die Akteure endlich etwas Feuer raus. Um den Zustand Mahys gibt es derweil verschiedene Informationen. Fakt ist lediglich: Am Abend hatte der Schweizer im Krankenhaus seine Gliedmaßen bewegen können, ist bei Bewusstsein gewesen. Bezüglich seiner aktuellen Lage bedarf es noch einer klärenden Aussage. Alle anderen verunfallten Fahrer sind offenbar nicht nennenswert verletzt worden.

Zumindest das Wetter hat heuer nicht für verschärfte Bedingungen gesorgt. Zwar wechselten die Prognosen im Laufe des Rennwochenendes häufig, Regen und Gewitter blieben jedoch aus. Im Fahrerlager gehörten unterdessen die aktuelle Balance of Performance und das Miteinander zwischen Profi- und Herrenfahrern zu den meistdiskutierten Themen. Motorsport-Magazin.com wird einige ebendieser in der Nachberichterstattung zu den 24 Stunden von Spa aufgreifen.