Die zweite Sensation beim Auftakt der FIA GT World Series ist perfekt: Nach dem Sieg von Sebastien Loeb im Qualifikationsrennen siegte nun ein Fahrzeug aus der Pro-Am-Kategorie, die für Fahrerbesetzungen mit einem Amateurpiloten reserviert ist. Rene Rast/Niki Mayr-Melnhof gelang der dennoch nicht unerwartete Erfolg, obwohl Rast in eine Kollision verwickelt war. Zweite wurden Frank Stippler/Edward Sandström. Mit einer unglaublichen Fahrt vom letzten Startplatz holten Laurens Vanthoor/Stephane Ortelli sich den dritten Platz in der letzten Runde. Für das Belgian Audi Club Team WRT war der Dreifachsieg perfekt.

Aufgrund der regnerischen Verhältnisse wurde das Rennen hinter dem Safety Car gestartet. Nach zwei Runden hinter dem Führungsfahrzeug gab Loeb den Start frei, der diesmal sehr diszipliniert ablief. Während sich vorne Loeb und Niki Mayr-Melnhof absetzen konnten, fiel Karun Chandhok im Seyffarth-Motorsport-Mercedes SLS Position um Position zurück. Auf einer Mission befand sich Andreas Zuber im zweiten Sebastien Loeb Racing-McLaren: Am Sonntag durch einen Reifenschaden zurückgeworfen, arbeitete er sich durch ein Paket von Fahrzeugen angeführt von Ricardo Zonta auf die siebte Position und ließ einen Kampf zurück, der mit brutalen Methoden ausgefochten wurde.

Führungswechsel beim Boxenstopp und Kollision

Die Ereignisse schaukelten sich hoch. Sergio Afanasiev und Ricardo Zonta verloren im Zuge von Fouls und Revanchefouls eine ganze Reihe von Positionen. Profiteur war unter anderem Stephane Ortelli im WRT-Audi, der am Sonntag durch eine ganze Reihe von Vorfällen weit zurückgeworfen worden war. Im Zuge der unschönen Szenen vor ihm stieß er in die Top-10 vor. Vor den Boxenstopps lautete die Reihenfolge: Sebastien Loeb Racing (Loeb), WRT (Mayr-Melnhof), HTP Gravitiy Charouz (Buhk), Phoenix (Kumpen), Novadriver (Viera), BMW Brasil (Bueno) im Kampf mit Zuber, der jedoch zur Durchfahrtsstrafe zitiert wurde, weil er beim Start falsch positioniert war.

Der Boxenstopp sollte abermals die Vorentscheidung bringen: Obwohl derjenige vom Belgian Audi Club Team WRT alles andere als optimal lief, war er noch immer besser als derjenige von Sebastien Loeb Racing, die Führung wechselte. Rene Rast verteidigte sich nun gegen Alvaro Parente - vom Regen abgesehen ein Abziehbild der Situation vom Sonntag. Doch Parente wollte sich diesmal nicht hinten anstellen. Es kam zur Kollision der beiden Fahrzeuge, die eigentlich in unterschiedlichen Klassen fahren. Parente hob entschuldigend die Hand, doch die Schuldfrage war nicht eindeutig zu klären.

Sensationelle letzte Runde von Vanthoor

Rast verlor keine weiteren Positionen und blieb auf Rang zwei und in Führung in der Pro-Am, auf Gesamtrang drei folgte Alon Day im Charouz-Mercedes, gefolgt von Edward Sandström im WRT-Audi. In der Box wurde noch über den Vorfall zwischen Parente und Rast diskutiert, da wurde der Spanier langsamer. Die Frage, ob hier Fair Play gespielt werden sollte, konnte nicht beantwortet werden, Parente bekam eine Durchfahrtsstrafe. Aber nicht, weil er Rast umdrehte, sondern weil Sebastien Loeb sich beim Boxenstopp zu früh abgeschnallt hatte.

Sebastien Loeb verlor den möglichen Sieg durch einen Anfängerfehler, Foto: VIMAGES/Fabre
Sebastien Loeb verlor den möglichen Sieg durch einen Anfängerfehler, Foto: VIMAGES/Fabre

Die zunächst dritte Position wurde zwischen Alon Day und Edward Sandström ausgefochten. In seinem ersten GT-Rennen konnte sich Day den erfahrenen Sandström nicht länger vom Leib halten. Der Schwede bremste sich in eine Mini-Lücke herein und presste sich durch. Das brachte Enzo Ide im Phoenix-Audi an den Charouz-Mercedes heran. Durch die Durchfahrtsstrafe gegen Parente bedeutete das die zweite Position im Gesamtklassement und die Führung im Pro-Cup für Sandström. Day verteidigte sich nun gegen Ide, dahinter reihte sich Parente wieder ein, der nun aber wiederum von Vanthoor bedrängt wurde.

Es dauerte nicht lange, bis Vanthoor am McLaren vorbei ging. Nun war sogar das Podium drin: In Turn 1 überrumpelte er Ide komplett und ging mit einem Riesen Überschuss außen herum vorbei, eine halbe Runde später war Alon Day fällig. Damit siegten drei Audi, Rang vier ging an Buhk/Day im HTP Gravitiy Charouz-Mercedes, dahinter folgten mit Ide/Kumpen ein weiterer Audi und die enttäuschten Loeb/Parente. Der siebte Platz ging an den Novadriver-Audi mit Cesar Campanico/Carlos Viera, Achte wurden im RJN-Nissan GT-R Lucas Ordonez/Alex Buncombe, die Top-10 wurden komplettiert von Hari Proczyk/Dominik Baumann (Grasser Racing Lamborghini Gallardo LP600+) und Caca Bueno/Allam Khodair (BMW Sports Trophy Team Brasil).

Ex-Nationaltorwart wieder erfolgreich

Rene Rast gab zu, dass ihn der Abschuss etwas geärgert habe. "Aber dann holte ich auf und mit der Durchfahrtsstrafe war das Thema erledigt", sagte er im Glauben, die Drive-Through habe es für den Abschuss gegeben. Viel Lob erhielt Laurens Vanthoor: "Er fuhr das beste Rennen seines Lebens" lobte Stephane Ortelli die unglaubliche Fahrt seines Teamkollegen. Dieser kommentierte die letzte Runde so: "Das war unglaublich, es fühlte sich an, als hätten wir die Weltmeisterschaft gewonnen." Die Gentlemen Trophy gewann wie schon am Sonntag Frankreichs Ex-Nationaltorhüter Fabien Barthez mit Gerard Tonelli im Sofrev-Ferrari 458 Italia.

Nach dem Rennen wurden zwei Strafen verhängt, die auch die Sieger des Rennens betrafen. Rene Rast/Niki Mayr-Melnhof verloren den Sieg, weil sie beim Boxenstopp den Motor nicht ausgeschaltet haben. Auch Loeb/Parente wurden wegen der Kollision mit Rast nochmals bestraft.