Mit Tränen in den Augen nahm Michael Dunlop heute seinen Pokal in Empfang. Der Nordire holte sich seinen ersten TT-Sieg im zweiten Supersport-Rennen der 2009er Isle of Man-Rennen. Bis zum Ende fuhr er 31 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Bruce Anstey heraus. Der Manx-Man Conor Cummins wurde dritter vor Steve Plater und Ian Hutchinson.

Die Dunlops hatten in ihrer Vergangenheit schon viele schwere Schicksalschläge zu schlucken. Joey Dunlop, der mit 26 Siegen immer noch der erfolgreichste Pilot auf der Isle of Man ist, starb im Jahr 2000 beim Straßenrennen in Talinn/Estland. Seinen Bruder Robert Dunlop (5 TT-Siege) ereilte letztes Jahr bei den Rennen zur North West 200 dasselbe Schicksal. Roberts Sohn Michael gewann damals, zwei Tage nach dem tragischen Tod seines Vaters, das 250er-Rennen auf der selben Strecke. Nun, über ein Jahr später und auch exakt ein Jahr nach seiner ersten TT-Teilnahme, reiht sich Michael Dunlop in die lange Liste der Sieger auf dem Mountain Circuit ein.

Steve Plater holte sich den vierten Rang., Foto: Stephen Davison
Steve Plater holte sich den vierten Rang., Foto: Stephen Davison

Beim zweiten Supersport-Rennen wurden die Piloten auf eine harte Prüfung gestellt. Eine Warteprüfung. Es regnete und der für 10:45 Uhr Ortszeit geplante Start wurde schließlich auf 14:00 Uhr GMT verschoben. Und auch dann war die Strecke noch an vielen Stellen nass. Ein paar Piloten gaben gleich nach der ersten Runde auf. Darunter William Dunlop. Seine Verwandtschaft in Form von Michael ließ sich davon aber nicht beirren. Der Yamaha-Pilot setzte sich vom Start weg in Führung und hatte Ende der zweiten Runde schon 15 Sekunden Vorsprung.

Die Boxenstopps der Spitzen-Piloten verliefen alle reibungslos, auch wenn Keith Amor und Bruce Anstey beim herausfahren fast aneinander gerieten. Aber keine Sorge, beide nahmen das Rennen ohne Kollision wieder auf.

In der dritten Runde wurden die Bedingungen schon wieder besser. Die Strecke trocknete immer mehr auf und es gab nur noch unter den Sektionen mit vielen Bäumen, wie zum Beispiel bei Ballacraine, nasse Stellen. Davon ließ sich Michael Dunlop aber nicht beirren. Er baute seinen Vorsprung auf mittlerweile rund 24 Sekunden aus. Nach selbiger Runde musste Guy Martin aufgeben. Er fuhr gleich direkt in die Box. Und auch Conor Cummins schien bei der Zieldurchfahrt Probleme zu haben. Seine Kawasaki muckte und er wurde nur mit 98,300 mph bei der Speed-Messung am Grandstand (Start/Ziel) gemessen. Dennoch startete Cummins noch einmal durch und ging in die vierte und damit letzte Runde.

Spannend konnte es in der letzten Runde noch einmal um die Ränge zwei bis fünf werden. Schließlich lagen Bruce Anstey, Conor Cummins, Steve Plater und Keith Amor beim ersten Zeitmesspunkt in Glen Helen gerade einmal 20 Sekunden auseinander. Und bei Cummins hatten sich ja schon bei der letzten Zieldurchfahrt irgendwelche Probleme angedeutet. Die große Frage war also nun, ob seine Kawasaki die letzten Kilometer durchhalten würde.

Aber Cummins' Kawasaki schien sich wieder gefangen zuhaben. Und er auch. In Bungalow war er schon wieder bis auf drei Sekunden an Anstey heran. Bis ins Ziel konnte er die aber nicht ganz abknappern - Cummins musste sich um 0,72 Sekunden hinter Bruce Anstey mit Rang drei begnügen. Steve Plater holte sich den vierten Platz vor Ian Hutchinson.

Michael Dunlop rang nach dem Rennen nach Worten. "Es war hart da draußen", fasste er zusammen. "Gerade mit den unterschiedlichen Streckenbedingungen. Dieser Sieg ist großartig. Es gibt keine Worte, dies zu beschreiben. Ich war schon in der letzten Runde etwas nervös. 31 Sekunden Vorsprung sind der Wahnsinn. Mein Boxenstopp war absolut perfekt. Wir sind kein Werksteam sondern nur wir selbst. Von daher ist das schon der absolute Wahnsinn. Nach Joey und Robert nun ich! Die Dunlops sind 'out on the road again'!"