Die TT auf der Isle of Man ist das berühmteste Motorradrennen der Welt. Nirgendwo sonst ist Rennfahren so gefährlich wie auf dem Snaefell Mountain Course. Und nirgendwo sonst kann sich ein Fahrer so zur Rennlegende erheben wir auf dieser kleinen Insel in der irischen See. Doch einige Fahrer stechen selbst unter den Größten des Road Racing noch einmal heraus.

Joey Dunlop: König des Mountain Course

Wer die größte Legende auf der Isle of Man ist, steht außer Frage: Joey Dunlop. Der Nordire aus Ballymoney konnte in 25 Jahren 26 Siege auf dem Snaefell Mountain Course einfahren, dreimal gelang ihm ein Dreifachsieg. Insgesamt kam Dunlop auf 40 Podien bei der TT.

Neben der TT gewann er auch noch beeindruckende 24 mal den Ulster Grand Prix. Kurz nachdem er drei Siege bei der TT eingefahren hatte, trat er 2000 in Estland zu einem Straßenrennen an. Auf feuchter Strecke verlor er die Kontrolle über sein Motorrad, prallte gegen einen Baum und starb mit nur 48 Jahren. Mehr als fünfzigtausend Trauergäste kamen zu seiner Beerdigung. Wenige Jahre später kam Dunlops Bruder Robert, ebenfalls Rennfahrer, 2008 beim North West 200 um. Heute fahren die Söhne der Dunlop-Brüder Rennen.

Auf der Isle of Man setzte man Joey Dunlop ein Denkmal, Foto: Toni Börner
Auf der Isle of Man setzte man Joey Dunlop ein Denkmal, Foto: Toni Börner

Doch es war nicht nur seine beeindruckende Liste an Erfolgen, die Dunlop zur absolut größten TT-Legende machten. Vielmehr war es seine Bescheidenheit. Nie vergaß er seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse und setzte sich, als er erfolgreich war, für Waisenkinder in Osteuropa ein. Dafür wurde er sogar zum Ritter geschlagen. Seine Familie führt heute diese Arbeit fort. Außerdem war Dunlop im religiös gespaltenen Nordirland in einer Krisenzeit einer der wenigen Stars, der von Katholiken und Protestanten gleichsam bewundert wurde. Noch fünfzehn Jahre nach seinem Tod wurde er von Lesern des Belfast Telegraph zum größten nordirischen Sportler aller Zeiten gewählt.

John McGuinness: 23facher TT-Sieger

Nur einer der derzeit aktiven Fahrer könnte Dunlops Rekord auf absehbare Zeit einstellen: Der Engländer John McGuinness. Als Kind eines Motorradmechanikers aufgewachsen, lernte McGuinness erst Maurer und fuhr nebenbei Straßenrennen. 1996 trat er zum ersten Mal bei der TT an, sein erster Sieg folgte 1999. Er wurde sukzessive schneller und holte sich 2006 einen Dreifachsieg in Senior, Superbike und Supersport., nachdem er bereits 2004 ein Triple in den kleinen Hubraumklassen geschafft hatte. Seit 2003 gelang ihm, mit Ausnahme von 2010, jedes Jahr mindestens ein Sieg, zuletzt gewann er 2015 mit 43 Jahren die Senior TT, mittlerweile ist er mit 23 Siegen nur noch drei von Dunlops lange für unerreichbar gehaltenem Rekord entfernt.

Bereits jetzt eine TT-Legende: John McGuinness, Foto: Toni Börner
Bereits jetzt eine TT-Legende: John McGuinness, Foto: Toni Börner

2007 gelang es McGuinness als erstem Fahrer, im Rennen eine Runde mit mehr als 130 Meilen pro Stunde Durchschnitt zu absolvieren. Immer wieder verbesserte er seine eigenen Bestzeiten seither. Seit 2015 hält er mit 132.701 mph den absoluten Rundenrekord auf dem Snaefell Mountain Course. Er ist neben Dave Molyneux einer von nur zwei aktiven Fahrern, nach dem eine Kurve auf der Strecke benannt ist.

Ian Hutchinson: Der Achterbahn-Mann

Die jüngste TT-Legende ist Ian Hutchinson. Der gelernte Motorradmechaniker aus Yorkshire schaffte es als erster Fahrer, sich 2010 den Sieg in allen fünf Rennklassen zu holen. Bisher konnte es ihm auch niemand gleichtun. Sein Legendenstatus allerdings gründet nicht allein darauf oder auf seinen insgesamt elf TT-Siegen, sondern noch viel mehr auf seinem spektakulären Comeback. Nur wenige Wochen nach seinem Fünffachsieg bei der TT nämlich hatte er bei einem Lauf zur britischen Superbike-Meisterschaft in Silverstone einen schweren Unfall. Er kam bei diesem Regenrennen in der ersten Runde zu Sturz, wurde von einem anderen Fahrer getroffen und zog sich komplizierte Brüche am linken Schien- und Wadenbein.

2010 war Ian Hutchinsons Schicksalsjahr, Foto: Toni Börner
2010 war Ian Hutchinsons Schicksalsjahr, Foto: Toni Börner

Die Verletzungen waren so schwer, dass die Ärzte Hutchinsons Bein amputieren wollten - das aber verweigerte der zu diesem Zeitpunkt 31jährige mit der Begründung, dass er dann vielleicht nie wieder Motorrad fahren könnte. Monate voller Operationen und Reha folgten. Bis heute ist das Bein trotz 30 Eingriffen nicht völlig verheilt. Doch Hutchinson gab nicht auf. Schon 2011 saß er wieder auf dem Motorrad. 2012 kehrte er auf die Isle of Man zurück und schaffte es im zweiten Supersportrennen auf den sechsten Platz. In den folgenden beiden Jahren musste er wegen Problemen an seinem Bein auf die TT verzichten, doch 2015 gelang ihm, was niemand für möglich gehalten hätte: Er schaffte einen Hattrick mit Siegen in beiden Supersport-Rennen und der Superstock-Klasse. Spätestens da erhob er sich mit seinem Kämpfergeist zur TT-Legende.