Als Motorsportler hat man es in Zeiten der permanenten Wirtschaftskrise nicht leicht. Erst recht nicht, wenn man einen Sport betreibt, mit dem die meisten nichts anfangen können und viele davon noch nicht einmal gehört haben. Dass man sich unter diesen Voraussetzungen dennoch erfolgreich durchschlagen kann, beweist Jannik Klein - Österreichs Top-Talent im Speedway-Sport.

Speedway - das ist jener Motorradsport, bei dem auf ultraleichten Bikes ohne Bremsen auf Ovalbahnen gedriftet wird, was das Zeug hält. In Osteuropa eine große Nummer, fristet diese Sportart im deutschsprachigen Raum ein Schattendasein. "Aber ich wollte immer schon ein bisschen aus der Reihe tanzen und etwas Außergewöhnliches machen", verrät Klein.

"Mein Vater und mein Onkel waren große Fans und ich habe meine ersten Rennen besucht als ich noch im Kinderwagen saß. Die Atmosphäre bei den Rennen und im Fahrerlager hat mich damals schon fasziniert." Also kehrte der Österreicher dem Skisport den Rücken und schlug sich ab sofort auf eigene Faust im Speedway-Sport durch.

Auf Tour durch halb Europa

In der Alpenrepublik gar kein einfaches Unterfangen, gibt es mittlerweile doch kaum mehr Klubs oder Bahnen. Früh orientierte sich Klein daher am nahen Ausland und fuhr mit seinem Team Rennen in Ungarn, Tschechien oder Polen. Mit der Zeit wurde der persönliche Rennkalender immer größer. "2014 bin ich so um die 30 Rennveranstaltungen gefahren", sagt Klein.

Nicht weniger Herzblut steckte der 20-Jährige indes in die Suche nach Sponsoren. "Am Anfang war das gar nicht so leicht, denn gegenüber jungen Fahrern haben viele potenzielle Geldgeber Vorbehalte." Doch nach und nach entwickelte Klein ein Konzept, dass er Jahr für Jahr adaptierte. "Angefangen hat alles mit einem simplen A4-Zettel als Sponsoring-Anfrage. Mittlerweile bin ich bei einem gebundenen Hardcoverbuch samt Konzept und Powerpoint-Präsentation angelangt."

Jannik Klein - ein Name, den man sich merken sollte, Foto: Jannik Klein
Jannik Klein - ein Name, den man sich merken sollte, Foto: Jannik Klein

"Damit versuche ich bei motorsportaffinen Firmen mein Glück und bei persönlichen Gesprächen vermittle ich dann mein Konzept", führt Klein aus. "Für die Suche nach Sponsoren gehen über das Jahr gesehen locker drei Wochen Urlaub drauf." Doch das Klinkenputzen macht sich auch bezahlt, denn das Speedway-Talent verfügt mittlerweile über eine stattliche Anzahl an Unterstützern.

Verlässliche Partner gefunden

"K&N Luftfilter unterstützt mich, WD40 ebenso, zudem der Rennstiefelhersteller Daytona, die Wiener Firma Eppinger und das Unternehmen Zielgerade, wo ich mein Mentaltraining beziehe." Um Papierkram wie Anmeldungen zu internationalen Bewerben kümmert sich seit eineinhalb Jahren ein Manager. "Dadurch habe ich mehr Zeit für mein Fitnesstraining und die Arbeit an der Strecke."

Diese Zeit braucht Klein auch, denn 2015 hat er viel vor. "Ich möchte tschechischer U21-Meister werden und im Mai den Finaleinzug in der U21-Weltmeisterschaft schaffen. Man muss sich große Ziele setzen um realistische erreichen zu können. Die ganz großen Ziele verrate ich allerdings noch nicht", gibt sich der ehrgeizige Österreicher kryptisch.

Ab 2016 ist Klein nicht mehr für die U21-Nachwuchsbewerbe startberechtigt. Deshalb soll demnächst der Sprung auf die nächste Stufe erfolgen. Zu diesem Zweck wird sich Klein ein zweites Motorrad zulegen, um im Ernstfall doppelt abgesichert zu sein und Bikes mit unterschiedlichem Setup in der Hinterhand zu haben.

Vor dem Schlagabtausch mit den Großen hat Klein keine Scheu. Ganz im Gegenteil: "Ich glaube, dass dort sogar weniger hart gefahren wird. Die älteren Fahrer haben zwar mehr Routine, aber fahren auch vernünftiger. Die Zweikämpfe sind in den kleineren Altersklassen sicherlich härter."