Mickrige sechs Tausendstelsekunden haben die britische Superbike-Meisterschaft 2011 entschieden. Im letzten Lauf des Jahres, dem dritten am Final-Wochenende in Brands Hatch, schlug Swan Yamaha-Pilot Tommy Hill den US-Amerikaner John Hopkins auf der Samsung Crescent Suzuki im Kampf um Platz zwei um eben jene Zeit. Vor dem Rennen schon war den beiden klar: Wer vor dem anderen ins Ziel kommt, hat den Titel in der Tasche.

Im ersten von den drei Finalläufen am Samstag hatte sich Hopkins noch in die bessere Situation gebracht und Hill knapp geschlagen. Sie liefen auf den Rängen drei und vier hinter Sieger Michael Laverty und Josh Brookes ein. Der Wendepunkt kam dann im zweiten Lauf am Sonntagvormittag. Hopkins kämpfte mit einem Elektronik-Problem und sah das Ziel nur als Zwölfter, während Hill erneut Vierter wurde.

Vor dem Finalrennen waren die beiden Titelaspiranten um mickrige zwei Punkte getrennt und beide wussten, dass sie den anderen auf der Strecke direkt schlagen müssen. Unzählige Überholmanöver leisteten sich die beiden, doch es lief auf die letzten Meter hinaus. Oder eben die letzten Meter fehlten - je nachdem.

Hopkins wollte im Sprint auf die Zielgeraden aus dem Windschatten an Hill vorbeiziehen, doch es fehlten ihm vielleicht zwei, drei Meter. In Zeit gemessen waren das eben jene 0,006 Sekunden, die den Titel an Hill wandern ließen. "Ich bin baff", stöhnte Hill. "Dass ich den Titel für Swan Yamaha gewonnen habe, das war mein Ziel und ich habe in diesem letzten Rennen versucht, so relaxt wie möglich zu bleiben. Wir waren regelmäßig in den Top drei und haben das ganze Jahr extrem hart gearbeitet, um das möglich zu machen."

"Es war ein kompletter Schock für mich und ich fühle, dass wir jetzt noch ein weiteres Rennwochenende haben sollten", so Hill weiter. "Erst als die anderen Fahrer mir gratulierten habe ich realisiert, dass ich gewonnen habe, da es zwischen Hopper und mir so eng war. Es war eine lange, harte Saison, aber es lief alles auf dieses eine Rennen hinaus. Alle wollten einen Showdown und das haben wir ihnen gegeben."

Konkurrent Hopkins zeigte sich klarerweise etwas enttäuscht, denn es hätte sein erster Titel seit elf Jahren werden können. Am Ende fehlten ihm eben zwei Punkte und 0,006 Sekunden. "Nun, ich fühle mich klarerweise nicht gerade großartig", sagte der US-Amerikaner, "aber ich fühle mich auch nicht komplett leer. Es war eine tolle Saison, ich habe alles gegeben, aber es sollte nicht sein. Darum Hut ab für Tommy für den Titel."

"Ich könnte dem Samsung Crescent Racing Team nicht dankbarer sein", fuhr Hopkins fort. "Sie haben mir das beste Motorrad da draußen gegeben. Dieses Jahr begann für mich auf der 'alles-oder-nichts-Basis' und ich bin außerordentlich dankbar."

Die letzten beiden Läufe der Saison gewann Ex-Meister Shane Byrne, der das Jahr als Gesamt-Dritter abschloss. Einen bitteren Beigeschmack dürfte 2011 für ihn dennoch hinterlassen. In der BSB wurde das Punktesystem umgestellt, um die Titelentscheidung eben auf die letzten Läufe hinauslaufen zu lassen. An einem Punkt der Saison wurden die sechs besten zu "Title-Fighters" ernannt und ihre Konten auf 500 Zähler ausgeglichen. Nach dem alten System hätte Byrne den Titel gewonnen: Mit 403 Punkten vor Hill mit 398.