Wer hätte es Anfang des Jahres gedacht, dass Chaz Davies am Ende der Weltmeister sein würde? Wohl kaum einer. Nach der fast schon erdrückenden Dominanz seines Teamkollegen Luca Scassa bei den beiden Auftaktrennen, rechnete man schon mit einem Fahrertitel für das Haus Yamaha, aber eben nicht für Davies.

Doch alles, was den 24-jährigen Briten in dieser Saison stoppen konnte, war die Technik. Auf Phillip Island musste der Yamaha ParkinGO-Pilot mit einem Reifenschaden aufgeben, in Imola flog ihm der R6-Motor um die Ohren. Ansonsten war Davies nahezu Stammgast auf den vorderen Plätzen. Zweiter, Sieg, Sieg, Sechster, Sieg, Dritter, Sieg, Sieg. So liest sich seine Bilanz zwischen dem Lauf im Donington Park im März und dem Nürburgring im September. Seit Aragon ist Davies WM-Leader.

Nachdem es in Imola nicht klappte, wollte er den Titel nun in Magny Cours sicherstellen. Dazu begnügte sich Davies auch noch einmal mit dem sechsten Platz. So ruhig konnte er auffahren, da der einzig verbliebene WM-Konkurrent, der Franzose Fabien Foret, im Rennen hinter ihm lag.

Chaz Davies beim Triumph in Silverstone, Foto: Yamaha
Chaz Davies beim Triumph in Silverstone, Foto: Yamaha

Auf eine gewisse Weise ähneln sich die Karrieren von Chaz Davies und vom neuen Superbike-Weltmeister Carlos Checa. Nicht nur, dass es scheinbar das Jahr der Startnummer 7 ist. Auch Davies versuchte sein Glück zunächst im Grand Prix, wenn auch nicht so lange und weniger erfolgreich als Checa.

2002 bestritt Davies seine erste Saison in der Achtelliterklasse, beendete diese mit fünf Punkten als 29. Ein Jahr später folgte der Aufstieg in die Klasse bis 250ccm. 2004 holte er mit 51 Punkten den 13. Gesamtrang - seine beste Saison in der GP-Szene bisher. Rang fünf in Valencia war sein bestes Einzelresultat, ab dann ging es aber nicht mehr aufwärts. Zumindest, was die Ergebnisse anging. 2007 durfte er in den USA, Australien und Malaysia die verwaiste Pramac d'Antin Ducati für den verletzten Alex Hofmann fahren, allerdings ohne nennenswerte Resultate.

Zwischen 2007 und 2009 verdiente sich Davies seine Sporen in der AMA-Szene. Ende 09 wurde er dann vom ParkinGO-Team eingeladen, die letzten Rennen der Saison für sie in der Supersport WM zu bestreiten. Und dort stellte sich der Brite eine wahre Empfehlung aus. Er kam nach Imola, war noch nie zuvor dort gefahren - und holte Rang vier. Eine Verpflichtung für die neue Saison stand ins Haus.

Schon letztes Jahr beeindruckte Davies, als er mit der Triumph Daytona vier dritte Plätze holte. Zum Ende gab es dann auch den vierten Gesamtrang und die Verpflichtung für ein weiteres Jahr. Allerdings folgte im Winter ein Markenwechsel. Teambesitzer Giuliano Rovelli und die Marke Triumph trennten sich, dafür wurde das Yamaha-WM-Material von Cal Crutchlow aus dem Jahr 2009 reaktiviert. Und auch das könnte eine glückliche Komponente für Davies sein, dass er sich nun endlich Weltmeister nennen darf. Er holte sieben Podeste, darunter fünf Siege und den sicheren Titel.