Peter Lenz, war ein sehr vielversprechender junger Rennfahrer, fuhr im vergangenen Jahr beim Indianapolis-Grand-Prix jedoch seine letzte Runde. Er stürzte und wurde von einem anderen jungen Fahrer überfahren, der ihn nicht gesehen hatte. Viele Medien sprangen natürlich sofort auf und berichteten: "13-Jähriger bei Rennunfall getötet". Als absoluten Höhepunkt wurden Kritiker wach, die mit Geschichten wie der "Verantwortungslosigkeit der Eltern, die ihre Kinder in Gefahr bringen" begannen und sogar so weit gingen, dass ein Strafverfahren gegen die Eltern eingereicht werden sollte.

Die Hälfte seines jungen Lebens verbrachte Peter Lenz im Rennsport. Die 3.400 Trainings und Rennen ohne Sturz und die neun Meisterschaftssiege in Kanada und den USA sollten nicht unbemerkt bleiben. Der junge Amerikaner lebte das Leben, von dem viele andere nur träumen: von Rennen zu Rennen fahren, im Van schlafen und einfach Spaß dabei haben. Von Reife gezeichnet erwähnte er selten seine Erfolge gegenüber Dritten, denn mit seinen 13 Jahren war er abseits der Rennen bereits ein bescheidener und außergewöhnlich großzügiger Mensch. Für viele seiner Freunde, Rennsportkollegen und Klassenkameraden war er eine Inspiration. Er hinterließ eine beachtliche Spur.

Blicken wir auf MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo. Der heute 23-Jährige saß auch schon mit drei Jahren zum ersten Mal auf einem Motorrad. Nach seinem Weltmeistertitel wurde er von tausenden Fans und vom Präsidenten in der Heimat empfangen. In den Startaufstellungen aller drei WM-Klassen stehen hauptsächlich Piloten, die sehr früh mit dem Rennfahren begonnen haben. Sind sie inspirierend, sind das Helden? Etwa 300 Millionen Fernsehzuschauer weltweit sagen eindeutig ja. Das Fahren und Antreten im Rennen gibt eine außergewöhnliche Sicht auf das Leben.

Hat ein 13-Jähriger das Recht und die Reife eine Entscheidung zu treffen, die ihn solcher Gefahren aussetzt? Um die Risiken von Verletzungen zu kennen, muss der Fahrer auch wissen, wie sich eine Verletzung anfühlt. Peter kannte es zur Genüge, denn nachdem aufgrund eines mechanischen Defekts schon früher mit knapp 145 km/h vor eine Wand gefahren war, hatte er sich zahlreiche Knochenbrüche zugezogen. Er kannte die Risiken, hatte sie vor allem erkannt und hat sich trotzdem für sie entschieden.

Das Ignorieren der Risiken ist ein Nebenprodukt der Leidenschaft. Diese reicht von einem ungestümen Wunsch bis hin zur voll bewussten Lebenslust. In beiden Fällen schlägt das emotionale Hochgefühl das Risiko aus. Natürlich ist diese Gefahr besonders im Rennsport sehr hoch: das Motorengeräusch bringt dich in den freien Fall des Renn-Hochgefühls und der Glaube an dich selbst ist dein einziger Fallschirm. Besonders in der Startaufstellung ist es wichtig, dass du du bist und kein anderer. Der Grund dafür, dass nur die ehrlichsten Menschen großen Erfolg im Rennsport haben liegt an ihren Fähigkeiten und an ihrem unerschrockenen Blick in den Spiegel.

Dennoch muss eine gewisse Distanz vorhanden sein, damit wir die Vorurteile unseres Selbstbildes überwinden: eine einmalige Trennung zwischen dem, was wir sein wollen und dem, was wir wirklich sind. Dieses Merkmal von Klarheit und Ehrlichkeit muss ein Fahrer schon in jungen Jahren entwickeln. Peter Lenz hat zu diesen gehört.