Nissan steht im guten Ruf, einige der aufregendsten Sportwagen des Weltmarktes anzubieten. Zugleich hat das Unternehmen mit dem Nissan LEAF das erste rein elektrisch angetriebene Familienauto entwickelt.

Nun hat Nissan die Erfahrungen aus beiden Disziplinen zusammengeführt. Die Faszination eines Sportwagens und die umweltfreundlichen Segnungen eines Elektroantriebs verschmelzen zu einer dramatisch gestylten, zweisitzigen Konzeptstudie: dem in Genf als Weltpremiere gezeigten ESFLOW.

Der ESFLOW wurde von Grund auf als Elektrofahrzeug konzipiert - mit dem Ziel, dem Messepublikum eine Idee von einem möglichen Zero-Emission-Sportwagen zu vermitteln. Ein umweltbewusster Lebensstil wurde in der Vergangenheit oft mit Verzicht gleichgesetzt - ein reines Umweltgewissen konnte nur erlangen, wer dafür gewisse Opfer brachte. Der ESFLOW liefert den Gegenbeweis.

Denn die Botschaft des elektrischen Concept Cars ist eindeutig: Das Design eines ökologisch korrekten Fahrzeugs muss nicht auf Kosten des Fahrspaßes gehen. Schon ein kurzer Blick auf den ESFLOW sagt alles über seinen Charakter aus: die lange Haube, die seitlich herumgezogene, flach stehende Windschutzscheibe, die kompakte Kabine mit Sitzplätzen nah am Schwerpunkt des Autos und mit Niederquerschnittsreifen satt gefüllte Radhäuser qualifizieren ihn als Sportwagen. Nissan-Kenner entdecken an dem auf der Straße kauernden E-Sportler darüber hinaus Zitate historischer und zeitgenössischer Sportwagen des Unternehmens.

Analog zum Nissan LEAF ist auch der ESFLOW keine auf einem vorhandenen Modell mit Verbrennungsmotor basierende Variante. Vielmehr hat Nissan das Sportcoupé ebenso wie zuvor die Limousine LEAF von Grund auf als Elektrofahrzeug konzipiert. Mit allen Vorteilen, die sich daraus ergeben. Zuvorderst die Freiheit der Designer, die Antriebskomponenten und Batterien so zu platzieren, dass ein Maximum an Fahrspaß und ein extrem attraktives Design dabei herausspringen.

Das Auto

Attraktiv: Nissan Esflow, Foto: Nissan
Attraktiv: Nissan Esflow, Foto: Nissan

Der ESFLOW basiert auf vorhandener Technik, die jedoch auf innovative Weise zur Anwendung kommt. Die attraktive Karosserie aus Verbundmaterialien umhüllt ein Chassis aus Aluminium und einen voll integrierten Überrollkäfig. Der Antriebsstrang nutzt die gleiche Technik wie im Nissan LEAF, wurde aber zugunsten eines besonders sportlichen Fahrerlebnisses nochmals modifiziert.

Der Antriebsstrang

Der ESFLOW wird von zwei mittig zwischen den beiden Hinterrädern installierten Elektro-Motoren angetrieben, deren Kraft auf die Hinterräder gelangt. Die E-Aggregate steuern unabhängig voneinander das rechte und das linke Antriebsrad, was eine hohe Richtungsstabilität und eine effiziente Energie-Rückgewinnung ermöglicht. Die Motoren erzeugen genügend Drehmoment, um den ESFLOW in unter fünf Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen.

Die Kraft dazu erhalten sie von laminierten Lithium-Ionen-Batterien, die auch schon im Nissan LEAF Dienst tun. Mit dem Unterschied, dass sie im ESFLOW entlang der Achsen der Vorder- und Hinterräder angeordnet sind. Vorteil dieses Layouts ist eine Zentrierung der Fahrzeugmassen - und damit des Drehpunkts - auf Höhe der Hüften des Fahrers. Die clever verstauten Akkumulatoren sichern dem ESFLOW eine Reichweite von maximal 240 Kilometern.

Das Chassis

Das Aluminium-Chassis der Genfer Nissan-Studie zieht vollen Nutzen aus der Architektur eines Zero-Emission-Modells. Die Batterie-Pakete sind so verteilt, dass sie die systembedingten Stärken eines Elektroautos fördern statt schwächen. Denn anders als bei konventionellen Benzintanks - die sich während der Fahrt leeren - behalten Batterien trotz Energieentnahme ihr Gewicht. Und so bleibt auch die Gewichtsverteilung immer gleich.

Die hohe Gürtellinie des in klassischer Sportwagen-Manier geformten ESFLOW erlaubte den Einbau solider, aber zugleich dezent untergebrachter Überrollbügel. Sie sind hinter den Sitzen installiert und können im Fall eines Überschlags die gesamte Last des Wagens sicher absorbieren. Im Gegenzug konnten die Designer auf massige, die "Toten Winkel" vergrößernde A-Säulen verzichten.

Der ungeschmälerte Blick aus dem Cockpit wird Kampfpiloten bekannt vorkommen. Und genauso, wie diese ihr Flugzeug "auf den Rücken schnallen", hofft Nissan, dass auch Besitzer des ESFLOW ihr Auto als Erweiterung des eigenen Körpers empfinden. Ein Fahrgerät, das auf die kleinsten Lenkbefehle spontan reagiert.

Die Karosserie

Sportwagen mit Elektroantrieb: Nissan Esflow, Foto: Nissan
Sportwagen mit Elektroantrieb: Nissan Esflow, Foto: Nissan

Der ESFLOW ist zweifellos ein Auto, nach dem sich nicht nur Genfer Messebesucher umdrehen. Die scharfen und klaren Linien betonen sowohl den Purismus des Sportwagens als auch die Reinheit des elektrischen Antriebs. Zu diesem Anspruch passt trefflich die von Gletschern inspirierte Außenfarbe: eine reflektierende, wie erstarrt wirkende Lackierung mit eisblauen Schattierungen. Nach dem Vorbild früherer und aktueller Zero-Emission-Fahrzeuge von Nissan sind auch beim ESFLOW die Scheinwerfer und das Nissan-Logo blau getönt. Die Sechsspeichen-Räder zieren blau gefärbte Kohlefaser-Einsätze - das gleiche Material taucht auch an den Seitenschwellern, am Dachheckspoiler und am Heckstoßfänger auf.

Blaue LED-Einsätze akzentuieren die futuristisch gestalteten Leuchteinheiten an Front und Heck. Während beim Nissan LEAF die auffallend geformten Scheinwerfer den Fahrtwind sauber um die Außenrückspiegel führen, kommt der ESFLOW ganz ohne diesen aerodynamischen Kniff aus. Denn anstelle konventioneller Spiegel sorgen bei ihm kleine Kameras in den Wurzeln der A-Säulen für die Sicht nach hinten. Und in der Frontpartie verbirgt sich noch ein weiteres Geheimnis: ausklappbare Auflade-Ports in den unterhalb der Scheinwerfer sitzenden Lufteinlassschächten.

Das Interieur

Die Kabine des Nissan ESFLOW gibt sich aufgeräumt und offen. Dabei hat ökologischer Minimalismus nicht zwangsläufig den Verzicht auf Luxus zur Folge. Trotz der Betonung auf Leichtbau in allen Details nehmen die beiden Insassen in einem komfortablen und angenehmen Ambiente Platz. Eine interessante Lösung fand Nissan für die Sitze. Weil dick gepolstert, vielfach elektrisch einstellbar und von einem soliden Stahlrahmen zusammengehalten, sind sie in den Interieurs moderner Autos die mit Abstand schwersten Komponenten. Im ESFLOW haben die Nissan-Designer daher die Sitze direkt in die hintere Schottwand des Autos eingefügt, was die Rahmenkonstruktion und die elektrischen Stellmotoren erübrigte. Eine individuelle Sitzeinstellung entfällt damit zwar; das wird aber durch die über Fly-by-wire-Systeme elektrisch justierbare Lenkung und Pedalerie kompensiert. So findet jede Fahrerstatur auch im ESFLOW ihre optimale und bevorzugte Sitzposition.

Die Sitze selbst sind mit goldenem Leder sowie einem perforierten und ebenfalls golden eingefärbten Veloursstoff bezogen; in den Türverkleidungen dominieren dunkelblaue Oberflächen in identischen Materialien. Das blau/goldene-Motiv wird auch am Instrumententräger wiederaufgenommen, dazu zieren Oberflächen in einem silbernen Kohlefaser-Material das Armaturenbrett. Vier multifunktionale LCD-Displays sind für die Informationsvermittlung zuständig.

Der Fahrer

Daniel, ein fiktiver ESFLOW-Besitzer, arbeitet in einem technischen Beruf, lebt aber vor allem fürs Wochenende. Freitagabends schwingt er sich hinter das Lenkrad seines Autos, das sich sofort mit seinem Taschen-PDA verlinkt und ihm die schnellste Route zur Wohnung seiner Freundin berechnet. Dank der kompakten Maße schlüpft der ESFLOW mühelos selbst in knappste Parklücken. Am Samstag fährt er zu einem angesagten Club, um dort seine Talente als DJ auszuleben. Derweil bestaunen seine Freunde Daniels coolen Elektrosportwagen.

Am Sonntag unternimmt Daniel zum Spaß eine kleine Spritztour in die Berge. Die ausgewogene Gewichtsverteilung und die 1a-Sicht auf die vor ihm liegende Straße lassen ihn mühelos Kurve um Kurve umrunden - auch das exakte Anpeilen des Scheitelpunkts gelingt auf den Millimeter. Die Rückfahrt talwärts gestaltet sich gemütlicher, zumal nun der ESFLOW dank Bremsenergierückgewinnung zuvor verbrauchte Energie zurück in die Batterien speist. Energie, die er auf den letzten Kilometern zurück nach Hause wieder gut gebrauchen kann.

Während sein ESFLOW an der Garagen-Steckdose neuen "Saft" tankt, bereitet sich auch Daniel auf die neue Woche vor: ebenfalls mit frisch aufgeladenen Batterien.