61 Boliden, sieben Klassen und zwei Championate, die bald zu einem einzigen verschmelzen sollen: Das Rennwochenode in Elkhart Lake bat einen kleinen Vorgeschmack auf die United-SportsCar-Racing-Meisterschaft (USCR), den Nachfahren der amerikanischen Le-Mans- und der Grand-Am-Serie. So wurden am vergangenen Freitag für ein paar Schnappschüsse die anwesenden Wagen beider Serien auf der Start-Ziel-Geraden der Road America fotogerecht aufgereiht.

ALMS und Grand-Am waren auf der Traditionsstrecke in Wisconsin zum ersten Mal im Rahmen derselben Veranstaltung unterwegs. Bestritten die Daytona-Prototypen ihren Lauf am Sonnabend, jagten die Le-Mans-Flitzer einen Tag später um den Kurs. Doch bis das erste gemeinsame Rennen absolviert werden kann, gibt es noch viel zu tun. Vor allem, da nach wie vor kein technisches Reglement fixiert worden ist, dass die Tempos der unterschiedlichen Fahrzeugtypen auf das gleiche Niveau bringen würde.

Sechs Sekunden Differenz

Ein Vergleich der Rundenzeiten in Elkhart Lake offenbart die riesige Kluft, welche es zu überwinden gilt: Während die schnellsten Daytona-Wagen für einen Umlauf etwa 120 Sekunden benötigten, kam der LMP2-Renner des Level-5-Teams in rund 114 einmal rum. Die Oreca-Einheitsboliden der Challenge-Klasse nahmen sich indes gut 117 Sekunden. ALMS-Champion Lucas Luhr kommentierte das Thema via Twitter: "Na, viel Glück mit der Balance of Performance! Wie das fair geregelt werden soll, ist mir schleierhaft."

Doch nicht nur der Deutsche weiß sich keinen Rat, auch erfahrene Teamchefs wie beispielsweise Wayne Taylor (Wayne Taylor Racing, Grand-Am) zucken dieser Tage besorgt mit den Schultern. "Wir haben keine Ahnung. Niemand hat Antworten, niemand fragt uns irgendetwas. Ich weiß also auch nicht, wie wir irgendwann einmal Testfahrten absolvieren sollen. Wir wissen einfach absolut gar nichts", so der Südafrikaner freimütig im Gespräch mit SPEED.com.

Teams werden vor Mammutaufgabe gestellt

Was bislang feststeht: Sowohl die europäischen als auch die amerikanischen Prototypen müssen über Sechs-Gang-Getriebe mit Lenkradschaltung verfügen. Zudem sollen die LMP2-Boliden weiter den Regularien des Le-Mans-Veranstalters ACO entsprechen und für den Einsatz in Übersee nur marginale Anpassungen erhalten. Zweifelsohne: Sechs Zahnräder und zwei Kunststoffwippen sind mit Blick auf den Kalender nicht gerade viel, denn schon im Januar steigt mit der 52. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona der Aufschlag zur USCR.

Der Ganassi-Riley beim diesjährigen Saisonhöhepunkt in Daytona, Foto: Sutton
Der Ganassi-Riley beim diesjährigen Saisonhöhepunkt in Daytona, Foto: Sutton

Große Umbauten werden ergo an den Rohrrahmen-basierten US-Vehikel durchzuführen sein. Da jedoch freilich niemand hellsehen kann, wie diese einmal auszusehen haben, spielen einige Grand-Am-Mannschaften (darunter Chip Ganassi) bereits mit dem Gedanken, auf Le-Mans-Material umzusatteln. Scot Elkins, Kopf der Arbeiten am sportlichen und technischen Reglement, formulierte derweil schon Anfang Juli Durchhalteparolen: Alles laufe nach Plan; man gehe einen logischen Weg; die Simulator-Arbeiten seien in Bälde abgeschlossen.

Bald scheint jedoch zu spät, immerhin müssen die Rennställe ihre Autos nicht nur bauen, sondern auch planen und entwickeln. Wo da die dringend benötige Zeit für Probefahrten bleiben soll, ist die Hundert-Punkte-Frage. Kein Wunder also, dass sich mit Extreme Speed (ALMS) bis dato nur ein einziges Team der USCR fest verschrieben hat. Dem Stand der Dinge nach schweben zahlreiche Fragezeichen über der als so vielversprechend angepriesenen #Zukunft der amerikanischen Sportwagenszene.