Roland, du hast Sebastian früher oft mit an der Strecke dabei gehabt. Wann kam der Entschluss, dass der Sohn die gleiche Karriere wie der Vater anstrebt?
Roland Asch: Der kam ziemlich spät. [lacht]

Sebastian Asch: Stimmt. Ich hatte am Anfang eigentlich recht wenig Interesse am Rennfahren. Ich war beispielsweise kaum im Kart unterwegs. Nur hin und wieder zum Spaß, aber nicht profimäßig. Erst mit 16 Jahren ging es richtig los. In der Beziehung war ich ein Spätzünder. Mein Vater stand aber nie hinter mir und meinte, dass ich nun endlich fahren soll - es kam aus eigenem Interesse. Mit dem Namen Asch im Rücken entsteht ein gewisser Druck und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er damit umgehen kann und das auch will. Auch Mick Schumacher muss vermutlich drei Mal überlegen, ob er in die Fußstapfen seines Vaters treten will. Er hat klare Vorteile, aber auch die Nachteile des Namens. Die Messlatte liegt hoch und es ist wichtig, diese Karriere selbst anzustreben. Irgendwann kamen bei mir dann die ersten Erfolge und ich habe gemerkt, dass es geht...

Roland Asch: Talent ist absolut da! Ich bin wirklich stolz, dass er das macht. Er kann als studierter Kfz-Technik-Ingenieur die Autos gut abstimmen. Er weiß, worum es geht und kennt die Materie. Er ist wie ich in der Werkstatt aufgewachsen. Aber das Talent zum Fahren muss eben auch da sein.

Wolltest du als Vater deinen Sohn im Rennauto sehen?
Roland Asch: Das war mein Problem. Meine Frau hat das sehr lange mitgemacht mit mir. Aber erst als Basti zu fahren anfing, habe ich gemerkt, wie das ist. Ich dachte nur: Wieso machen wir eigentlich beide einen solchen Mist! [lacht]

Sebastian Asch: Eigentlich ist meine Mutter die Leidtragende, sie hat gleich zwei solche Chaoten. [lacht]

Roland Asch: Meine Frau wollte nie mitkommen und konnte sich auch keinen Start ansehen. Sie meinte immer, ich soll nicht so schnell fahren und aufpassen. Ich habe immer gefragt, wie ich dann Rennen gewinnen soll? [lacht]

Sebastian Asch: Wenn man zurückkommt und nicht gewonnen hat, wird aber auch gleich gefragt, warum es nicht geklappt hat. [lacht]

Roland und Sebastian in Jerez, Foto: Daimler
Roland und Sebastian in Jerez, Foto: Daimler

Im Gegensatz dazu, seid ihr beide an der Rennstrecke fast nur im Doppelpack unterwegs. Wie wichtig ist das für euch?
Sebastian Asch: Es ist mir wichtig, dass er dabei ist. Er ist für mich wie ein Kumpel und wir verstehen uns super. Wir können Erfahrungen austauschen - schließlich hat er genug davon. Im Team oder im Auto bin ich natürlich auf mich selbst gestellt. Ich bin aber lang genug aktiv und weiß, was ich will. Mein Vater ist mit Herzblut dabei und hat große Freude daran. Es macht richtig Laune, ihn zu beobachten - die Stimmung ist immer gut. Ich wäre niemals in diese Situation gekommen, wäre er nicht da gewesen. Er ist mein großes Vorbild und mein Manager.

Roland Asch: Für mich war speziell das Jahr 2015 etwas ganz Besonderes. Luca [Ludwig] kenne ich von klein auf und habe ihn fast wie meinen eigenen Sohn ins Herz geschlossen. Auch wir unterhalten uns zwischendurch. Es freut mich, wenn ich integriert bin und helfen kann. Manchmal beobachte ich die beiden direkt an der Strecke und erkläre ihnen danach meine Sichtweise.

Sind Ratschläge immer willkommen?
Sebastian Asch: Wenn ich im Auto sitze, muss ich auf Situationen reagieren und denke nicht: "Aber mein Vater hat gesagt..." Er sieht die Dinge von außen und beobachtet die Konkurrenz. Er ist ein alter Fuchs und erkennt sofort, was die anderen machen. Natürlich hole ich mir dann auch Ratschläge. Aber wenn er sagt, ich soll in den Neckar springen, tue ich das nicht [lacht].

Roland Asch: Gerade im Bereich der Datenanalyse hat sich sehr viel verändert. Mittlerweile können die Jungs so viel machen und teilweise hatten wir damals noch eine ganz andere Linienführung. Das liegt natürlich auch an der unglaublichen Entwicklung der Autos, die kaum mehr mit unseren von damals zu vergleichen sind. Ich helfe, wann immer es gefragt ist und ansonsten genieße ich einfach die Rennen.

Sebastian Asch: Ich glaube, er ist bei meinen Starts aufgeregter als früher bei seinen eigenen. [lacht]

Doch ausgerechnet bei einem der größten Momente 2015 wart ihr nicht zusammen. Dem 100. Rennen von Sebastian im ADAC GT Masters. Dort hat sich Geschichte wiederholt, denn ihr hattet beide euer Jubiläum bei Zakspeed.
Roland Asch: Ich erinnere mich noch genau an das Schild, das ich damals in der DTM von Zakspeed zu meinem 100. Rennen erhalten habe. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut davon! Ich war zu Sebastians Jubiläum leider im Krankenhaus und konnte nicht dabei sein. Ich habe das alte Schild aber zuhause suchen lassen...

Sebastian Asch: Und dann hat er die Rückseite für mein 100. Rennen bekleben lassen. Das war eine große Überraschung! Am Nürburgring hat mein Team das Schild herausgeholt und ich dachte sofort an das Original. Als sie es schließlich umdrehten, war das richtig toll. Dass wir beide 100 Rennen fahren und dann auch noch beide bei Zakspeed unser Jubiläum feiern - wenn du das so planst, bekommst du das niemals hin.

Sebastian, bei deinem DTM-Test letzten Winter in Jerez kam es zu einer einmaligen und denkwürdigen Aktion.
Sebastian Asch: Ja. Die Show rundherum mit den ehemaligen DTM-Autos und der Überraschung mit unseren Vätern...

Roland Asch: Das war wirklich eine Überraschung! Wir haben das nicht gewusst!

Sebastian Asch: Keiner von uns. Am Donnerstag vor den Testfahrten hieß es plötzlich, dass die beiden Legenden mit nach Spanien fliegen sollen. Wir wussten aber nicht, was passieren würde.

Roland Asch erfolgreich in der DTM, Foto: Mercedes-Benz
Roland Asch erfolgreich in der DTM, Foto: Mercedes-Benz

Roland Asch: Für mich war das der absolute Wahnsinn. Ich habe vorher Klaus [Ludwig] angerufen und gefragt, ob er auch mitkommt. Er meinte nur, wir sollen unsere Jungs alleine fahren lassen. Und dann rufen sie von Mercedes an, dass wir auch mitkommen sollen. Ich habe mich riesig gefreut und hektisch noch einen Flug gebucht.

Und selbst als ihr dort angekommen wart, wusstet ihr nicht, was euch erwartet?
Roland Asch: Nein! Plötzlich kommt ein LKW und lädt mein ehemaliges DTM-Auto von 1988 aus. Ich hätte gerne nochmal eine Runde damit gedreht, aber das war leider nicht möglich. Als Klaus und ich dann gehört haben, dass wir in der Mittagspause ins aktuelle Auto steigen und ein paar Runden drehen dürfen, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind - obwohl ich noch Probleme mit einer Verletzung aus dem Sommer hatte...

Sebastian Asch: Die zwei waren aber fix im Auto. So schnell konnte man gar nicht schauen. [lacht]

Roland Asch: Der Sitz hat nicht optimal gepasst. Eigentlich bin ich nicht so dick, aber es hat gedrückt wie der Teufel. Wir haben aber schließlich eine Lösung gefunden und los ging's. Das Ding geht schon gut. Ich konnte natürlich nicht das ganze Potenzial rausholen, das wäre auch Quatsch gewesen. Ich wollte nicht ans Limit gehen, schließlich war Basti nach der Mittagspause dran. Und wenn ich dann das Auto ins Kiesbett stelle, ist der Teufel los. [lacht]

Sebastian Asch: Für Luca und mich war das auch etwas Besonderes. Als Kinder waren wir beide mit unseren Vätern bei der DTM. Wir haben immer davon geträumt, auch eines Tages in einem DTM-Auto zu sitzen und dorthin zu kommen, wo unsere Väter waren. Deshalb war dieser Tag in Jerez etwas ganz Großes, schon fast ein historischer Moment.

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