Luca, hättest du vor der Saison erwartet, dass es so gut bei euch läuft?
Luca Ludwig: Ich war vor der Saison sehr motiviert, weil ich mir dachte, dass das Paket sehr gut ist und wir siegfähig sind. Das hat sich bewahrheitet. Die ersten Rennen liefen perfekt, wir waren sehr konstant und haben - das muss man fairerweise sagen - auch von den Fehlern anderer profitiert. Deshalb waren wir immer sehr weit vorne. Insgesamt eine sehr zufriedenstellende erste Saisonhälfte, der Start in die zweite Hälfte war noch etwas durchwachsen. Aber ich glaube schon, dass wir nach wie vor ein siegfähiges Paket haben.

Ludwig/Asch ist eine prominente Fahrer-Kombination. Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinem Teamkollegen Sebastian?
Luca Ludwig: Wir ticken sehr ähnlich. Wir haben ähnliche Charakterzüge, sind beide sehr ambitioniert und nicht so die Draufgänger-Typen. An der Rennstrecke sind wir sehr konzentriert und wissen, worauf es ankommt. Wir sind beide sehr erfahren. Die menschliche Komponente darf man in einem Teamsport nicht unterschätzen. Da es so gut funktioniert wie noch nie in meinem Rennfahrerleben, ist es vielleicht auch ein Teil des Erfolgs.

Wie wichtig ist denn der Teamkollege im ADAC GT Masters?
Luca Ludwig: Der Teamkollege ist extrem wichtig. Das ist üblich in Rennserien, in denen man sich ein Cockpit teilt. Du verlierst zusammen und wenn dein Teamkollege einen Fehler macht, dann wirst du mitbestraft. Das ist das Prinzip im GT-Sport. Man ist von vielen Faktoren abhängig: vom Team, vom Teamkollegen, von der Fahrzeugkategorisierung , also der Balance of Performance. Über Sieg und Niederlage entscheiden einfach extrem viele Faktoren.

Motorsport-Magazin.com traf Ludwig am Sachsenring zum Interview, Foto: Speed Light Photography/Marco LangMaximilian Günther
Motorsport-Magazin.com traf Ludwig am Sachsenring zum Interview, Foto: Speed Light Photography/Marco LangMaximilian Günther

Dein Vater Klaus war zu seiner aktiven Zeit ein aufbrausender Typ, der kein Blatt vor den Mund nahm. Du wirkst hingegen eher ruhig. Gibt es Parallelen zwischen euch an der Rennstrecke?
Luca Ludwig: Ja, das stimmt schon. Er ist ein Typ, der an der Rennstrecke sehr dominant wirkt. Das hat ihn als Fahrer sicherlich weiter-, aber nicht nur Freunde eingebracht. Wir sind uns in einer Sache ähnlich, nämlich im Ehrgeiz. Aber diesen Ehrgeiz verkörpern wir anders. Wir treten nach außen etwas anders auf. Vor allem möchte ich aber meinen eigenen Weg gehen. Das ist keine spezielle Sache im Motorsport, das ist eine Charakterfrage. Ich trete an der Rennstrecke nicht anders auf als im Privatleben. Da bin ich auch eher zurückhaltend.

Du möchtest kein Abbild deines Vaters sein. Aber wie schwierig ist es, einen ähnlichen Weg einzuschlagen, den auch schon der Vater gegangen ist?
Luca Ludwig: Vor allem zu Beginn der Motorsportkarriere hilft es sehr. Es hilft mir in dem Sinne, dass ich vielleicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit genieße als andere Fahrer in dieser Serie. Aber es ist auch ein nicht einfacher Weg. Mein Vater war schon ein außergewöhnlicher Rennfahrer, der ab und zu angeeckt ist. Ich will zumindest nicht ausschließen, dass das Folgen für mich haben könnte.

Sprichst du mit deinem Vater später anschließend über die Rennen, geht ihr sie gemeinsam durch?
Luca Ludwig: Nein, eigentlich gar nicht mehr. Ich mache da schon meinen eigenen Job. Er ist jemand, der im Hintergrund alles analysiert und sehr technisch orientiert ist. Wenn es mal nicht so rund läuft, dann bekomme ich schon eine klare Analyse von ihm. Weil er von dem ganzen Rennsport so viel Ahnung hat und alles so genau erfassen kann. Das ist langfristig für mich ein riesiger Vorteil, weil ich Probleme auf diese Weise gut anpacken kann.

Mit Sebastian Asch bildet Ludwig ein eingespieltes Fahrerduo, Foto: Speed Light Photography/Marco LangMaximilian Günther
Mit Sebastian Asch bildet Ludwig ein eingespieltes Fahrerduo, Foto: Speed Light Photography/Marco LangMaximilian Günther

Inwiefern profitierst du von der Namens-Kombi Asch/Ludwig/Zakspeed, die ja auf eine große Vergangenheit im Motorsport zurückblickt?
Luca Ludwig: Die Kombination ist medial schon klasse, weil unsere Väter eine gemeinsame Historie haben und oft gegeneinander gefahren sind, auch innerhalb eines Teams, vor allem natürlich bei Zakspeed. Der Name interessiert mich ehrlich gesagt nicht so sehr, aber die menschliche Komponente, die ich mit Sebastian teile, ist extrem toll. Und wenn er Max Müller heißen würde, würde ich mich auch extrem gut mit ihm verstehen. Das ist letztendlich das, worauf es ankommt.

Im ADAC GT Masters hast du derzeit gute Chancen auf den Titelgewinn. Wo siehst du deine Zukunft im Motorsport?
Luca Ludwig: Im Motorsport kann man schlecht planen, das hat sich in der Vergangenheit gezeigt. Es ist so ein schnelllebiges Geschäft, dass sich innerhalb von Wochen alles ändern kann. Wir sind jetzt sehr erfolgreich. Ich hatte aber auch schon Zeiten, in denen ich hinterhergefahren bin, weil einfach das Paket nicht gestimmt hat. Vor allem 2012 und 2013 waren überhaupt keine guten Jahre, da war ich dann auch schnell abgeschrieben. Momentan läuft es wieder gut und ich bin im Gespräch. Das ist aber nur eine Komponente, die Leistung stimmt aktuell absolut. Nicht nur, was den Erfolg angeht, sondern auch, was die Rundenzeiten betrifft. Wenn man ins Detail geht, hat man gesehen, dass ich fast immer der schnellste Mercedes-Fahrer war, auch im Vergleich mit anderen Größen, die auf Mercedes-Fahrzeugen unterwegs waren. Ich gehe davon aus, dass das gesehen wird. Ich hoffe auch, dass das vielleicht mit höheren Aufgaben belohnt wird. Allerdings ist der Motorsport nicht immer nur leistungsabhängig, da spielen viele Faktoren eine Rolle...

Was würdest du denn gerne in Zukunft machen?
Luca Ludwig: Natürlich wäre ich gerne mehr werksseitig aktiv. Wir werden zwar etwas unterstützt, aber das könnte noch umfangreicher sein. Wenn ich einen DTM-Test bekommen könnte, wäre es schon schön. Oder auch, im GT-Sport mehr werksseitig Fuß zu fassen. Das wäre auf jeden Fall ein Ziel und auch der Anspruch, den ich momentan habe.