Nachdem man am Freitag in beiden Freien Trainings die Lücke zur Spitze nicht schließen konnte, wurden die Erwartungen für das Wochenende zunächst tief angesetzt. "Dadurch, dass wir an den Vorsaison-Tests nicht teilgenommen haben, hatten wir es in den Freien Trainings schwer ", erklärt Teamchef Christian Schütz. In beiden Durchgängen lag man rund eine Sekunde hinter den schnellsten Teams. Doch am Samstag sollte sich das ändern.

Durch eine fehlerfreie Runde von Christian Engelhart im ersten Qualifying landete das Team von GW IT Racing Team Schütz Motorsport überraschend auf dem zweiten Startplatz. Nur der Bentley von Jeroen Bleekemolen/Luca Stolz war um magere 40 Hundertstel schneller als Engelhart in seinem Porsche. Das versprach bereits Mut für das erste Rennen. Kurz vor dem Start gab der ADAC dann noch eine neue Einstufung der Balance of Performance (BoP) für BMW, Porsche und Camaro heraus.

Mit einem 20 Kilogramm leichteren Porsche wurde das Fahrzeug deutlich konkurrenzfähiger. Als der Polesetter auch noch einen schlechten Start erwischte, war Christian Engelhart zur Stelle und übernahm noch vor Kurve 1 die Spitze. Bis zum Boxenstopp baute er den Vorsprung kontinuierlich aus. "Wir wussten nicht, wie die Reifen genau funktionieren. Aber Christian hat sich gut absetzen können. Das war der erste Schritt zum Erfolg", erklärt Schütz.

Den Rest des Rennens versuchte das Team nur noch den nachfolgenden Mercedes zu covern und schaffte es sogar mit einem perfekten Pflichtstopp, den Vorsprung auf acht Sekunden auszubauen. Klaus Bachler verwaltete die Führung danach souverän. Kurz vor Schluss begann es noch zu regnen und das Rennen wurde hinter dem Safety Car beendet. Völlig überraschend gewannen Christian Engelhart und Klaus Bachler das erste Rennen, als einziger im Feld verbliebener Porsche, unter widrigen Bedingungen.

Das zweite Rennen begann man auf Startposition zehn. Klaus Bachler hatte im zweiten Qualifying eine ebenfalls nahezu perfekte Runde hinbekommen. Doch mit einem einem Erfolgsballast von 30 Kilogramm nach dem Sieg im ersten Rennen, ging man beim GW IT Racing Team Schütz Motorsport nicht davon aus, an den Erfolg im ersten Rennen anknüpfen zu können. Nach dem Start verlor Bachler zunächst einige Positionen, konnte sich dann aber behaupten. Nach rund 20 Minuten kam wegen eines Unfalls das Safety Car auf die Strecke. Nur Sekunden vor der Öffnung des Boxenstoppfensters wurde die Strecke wieder freigegeben.

Christian Engelhart und Klaus Bachler auf dem Podium, Foto: ADAC GT Masters
Christian Engelhart und Klaus Bachler auf dem Podium, Foto: ADAC GT Masters

In Absprache mit Klaus Bachler beschloß das GW IT Racing Team Schütz Motorsport, noch eine Runde draußen zu bleiben. "Wir haben spontan entschieden, dass Klaus diese eine weitere Runde fährt, um bei freier Bahn nochmal Zeit gut zu machen", erklärt Schütz den Grund. Die Strategie zahlte sich aus. Bachler konnte das Steuer an Position fünf an Christian Engelhart übergeben. Der verteidigte im restlichen Rennen die Spitze einer Vierergruppe. Kurz vor Schluss dann aber nochmal Dramatik: die führende Corvette von Alessi/Assenheimer blieb stehen und GW IT Racing Team Schütz Motorsport erbte Platz vier.

Durch den Sieg am Samstag und den vierten Platz Sonntag verabschiedet sich das Team somit als Tabellenführer in der Fahrer- und Teamwertung aus Oschersleben. Hartnäckigkeit, Konstanz im Team und auch ein bisschen Glück waren dafür ausschlaggebend. Als Underdog mit schmalem Geldbeutel gestartet hat sich somit das Engagement der letzten Jahre in der GT Masters-Serie ausgezahlt. "Das ist eine unglaublich tolle Bestätigung für das Team, für die harte Arbeit vor dem Rennen, aber auch in den letzten Jahren", zeigt sich Schütz zufrieden.

"Wir wussten, dass es im zweiten Rennen am Sonntag schwer wird, weil das zweite Qualifying richtig knackig war", so der Teamchef weiter. "Der vierte Platz ist in der Tat etwas glücklich, denn es hat sich gezeigt, dass die ersten Zehn ein starkes Feld bilden und da auch nur konstant gute Leistungen und eine gute Strategie zum Erfolg führen. Das wird noch einige interessante Rennen in dieser Saison garantieren", erklärt Schütz.

"Dass wir jetzt als Tabellenführer nach Österreich fahren, damit hat vorher keiner gerechnet. Entsprechend groß ist die Freude. Wir konnten damit zeigen, dass man mit einem Porsche noch immer erfolgreich sein kann. Es ist immer noch ein sehr gutes Auto. Ich denke, es hat sich außerdem ausgezahlt, dass wir auf unser altbewährtes Team gebaut haben und mit Klaus Bachler noch ein bisschen frisches Blut dazu bekommen haben. Ich denke, er hat sich schon gut eingelebt bei uns", meint der Teamchef.

Auch mit dem Rahmenprogramm in Oschersleben zeigt sich Schütz zufrieden: "20.000 Zuschauer waren unglaublich. Es war richtig voll und man hat die Begeisterung gespürt. Die mediale Aufmerksamkeit ist ebenfalls angestiegen. Das ist schön, weil die Serie einfach viel bietet, vor allem viel Spaß und richtig geilen Motorsport. Die ADAC GT Masters in Kombination mit der Formel 4 ist richtig schön anzusehen. Das macht auch uns als Team Spaß", so Schütz.

Im Hinblick auf die Rennen am Salzburgring am 6./7.6. erwartet der Teamchef einen kleinen Dämpfer: "Vorausblickend wird das richtig schwer. Wir haben uns auf der Strecke schon in den vergangenen Jahren immer schwer getan. Dort spielt die Leistung einfach ein großes Thema und da sind andere Teams mit richtig Power natürlich im Vorteil. Wir werden dort einfach versuchen, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Aber jedes Auto im Feld ist in der Lage, schnelle Runden zu fahren. Das macht es sehr interessant, aber natürlich nicht einfacher."