Hallo liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

wohl niemand freut sich beim Blick aus dem Fenster über Regen - schon gar nicht, wenn das Fenster die Windschutzscheibe ist. Regenrennen sind spektakulär für die Zuschauer, aber ein Kraftakt für uns Fahrer. In meiner Kolumne auf Motorsport-Magazin.com erzähle ich euch, worauf ein Rennfahrer bei nasser Strecke achten muss. Ich kann euch sagen...es ist eine Menge.

Zu Anfang muss ich euch gleich gestehen: ich bin nicht der größte Regenliebhaber. Ich glaube zwar nicht, dass sich das an den Zeiten bemerkbar macht, aber Regen kann ich einfach nicht leiden. Zu Kartzeiten haben wir im Regen immer mit Slicks trainiert, um ein Gefühl für diese Bedingungen zu bekommen. An meiner Einstellung hat das aber nichts geändert, obwohl ich natürlich versuche, jedes Regenrennen positiv anzugehen. Ich sage mir: Super, ein Regenrennen, klasse, das wird ein Spaß!

Dazu hatte ich erst vor ein paar Tagen das letzte Mal die perfekte Gelegenheit: Bei der Blancpain Sprint Series in Zandvoort. Es regnete, nieselte, trocknete ab und dann alles wieder von vorn. Maximilian Götz und ich haben die Meisterschaftsführung verteidigt und sind letztlich mit einem blauen Auge davongekommen. Natürlich hätten wir uns mehr als Platz vier erhofft und gerne den Punktevorsprung weiter ausgebaut, aber wir hatten ein kleines Problem mit dem Getriebe, wodurch die Gänge sehr hart heruntergeschaltet wurden.

In meinem Stint kam dann noch eine Alarmmeldung auf dem Dashboard hinzu. Ich kann euch sagen: sowas nervt. Ich konnte mich zwar gut konzentrieren, aber diesen Alarm hatte ich zuvor noch nie. Ich wollte dem Audi von René Rast hinterher und musste mich gleichzeitig noch ums Auto kümmern und schauen, ob ich den Alarm irgendwie wegbekomme, oder was ich eigentlich machen muss. Vielleicht wollte ich in dieser Situation auch ein bisschen zu viel, denn eigentlich wäre uns zumindest das Podest sicher gewesen - bis zu diesem einen Moment. In Kurve fünf hat das Getriebe wieder sehr hart heruntergeschaltet und meine Hinterräder blockierten. Dann ging alles sehr schnell: Bremspunkt verpasst, weit rausgekommen, eine feuchte Stelle erwischt und weggedreht.

Solche Bedingungen bedeuten für den Fahrer Schwerstarbeit., Foto: ADAC GT Masters
Solche Bedingungen bedeuten für den Fahrer Schwerstarbeit., Foto: ADAC GT Masters

Du gehst ohnehin schon mit etwas mehr Anspannung in ein Regenrennen. Du weißt nie, was passiert und ob dir der Regen diesmal hilft oder dich in die Pfanne haut. Ich glaube, dass wir das Rennen am Sonntag bei trockenen Bedingungen gewonnen hätten. Regen ist eine echte Herausforderung. Sobald du einen kleinen Tropfen auf der Windschutzscheibe siehst, bist du sofort der Meinung, dass das Auto komplett quer kommt und du hast das Gefühl, die Strecke steht schon unter Wasser. Das ist natürlich Quatsch. Davon musst du dich frei machen, denn bei ein paar Tropfen kannst du normal weiterfahren.

Erst wenn es dauerhaft regnet und die Feuchtigkeit stärker wird, beginnt das Auto zu rutschen. Der Grip wird weniger und du musst versuchen, die Ideallinie zu kreuzen. Dort ist der meiste Gummi und daher wird es dort rutschiger. Das heißt: Neben der Linie bremsen, außen die Kurven fahren und auch am Kurvenausgang weg von der Linie, um eine bessere Traktion zu haben.

Je heftiger der Regen wird, umso mehr gilt es natürlich, auf nasse Stellen auf der Strecke zu achten. Da kommt das Gefühl ins Spiel. Du musst einschätzen, ob du schneller durch die nasse Stelle oder über die rutschige Ideallinie bist. Richtig schwierig wird es auf Slicks. Dann ist Längshangeln und Gripsuchen angesagt. Dabei benutzt du wie in Zandvoort schon auch mal die Kerbs der Schikanen, weil das Auto dann besser dreht und du es besser bewegt bekommst. Natürlich musst du auch immer die verschobenen Bremspunkte im Blick haben - glücklicherweise hilft uns das ABS da sehr. Auch das Herunterschalten verändert sich. Du versuchst, weniger aggressiv zu schalten und nicht so viel Motorbremse zu nutzen, weil das das Heck nervöser macht.

Wir versuchen natürlich, uns als Teamkollegen untereinander zu helfen. Wenn Maximilian Götz und ich die gleichen Bedingungen haben, sagt er mir trotz der Hektik des Fahrerwechsels schon, dass ich in einem Sektor oder den Kurven drei bis fünf aufpassen muss, weil es nass ist. Wir geben uns gegenseitig Hinweise, auf was wir achten müssen.

Sobald ich dann im Auto sitze und selbst fahre, wird alles Routine und meine Denkweise ist im Rennmodus. Wenn ich ihm aber von außen zuschauen muss, bin ich viel nervöser. Ich weiß nicht, was gerade in seinem Kopf oder dem Cockpit vorgeht und mir fallen immer Dinge ein, die schiefgehen könnten. Ich stehe einfach nur hilflos da und muss vielleicht sogar zusehen, wie ihm einer ins Auto fährt. Maximilian geht es da nicht anders, wenn er zum Zusehen verdammt ist. Aber letztlich gilt: Ob Sonne oder Regen - gewinnen können wir nur gemeinsam.