Heiße Tür-an-Tür-Duelle, prominente Teilnehmer und ein Traumwagen-Ensemble wie aus dem Bilderbuch - das ADAC GT Masters war auch im Jahre 2012 für Fans und Beobachter eine tolle Meisterschaft. Bis zur letzten Zielflagge des Jahres kämpften die Akteure sowohl um den Fahrer- als auch um den Teamtitel, doch neben aller Freude gab es auch Misstimmung. Der Grund: die sogenannte Balance of Performance. Das umstrittene System zur Gewährung der technischen Ausgeglichenheit sorgte nicht selten dafür, dass sich viele der 29 Teilnehmerteams benachteiligt fühlten. So kam es, dass am Ende der Saison einige Boliden nicht mehr an den Start gingen.

Herzlich unbeeindruckt von allen Streitereien waren schlussendlich wohl nur Sebastian Asch und Maximilian Götz. Den "Men in Black" gelang es im Stile echter Champions, sich mit nur einem einzigen Rennsieg den Gewinn der Meisterschaft zu sichern. Zu verdanken hatten sie dies vor allem ihrer eigenen Konstanz und Fehlerlosigkeit, denn kein zweite Fahrerpaarung holte derart häufig Punkte wie die beiden Schützlinge aus den Reihen von MS Racing (SLS-Mercedes). Allerdings wären die Titel beinahe an eine andere Mannschaft gegangen - nämlich an Schütz Motorsport, das Porsche-Team der beiden Fahrer Christian Engelhardt und Sean Edwards.

Entscheidung im letzten Akt

Dass es eben nicht so kam, ist dem chaotischen Finale auf dem Hockenheimring geschuldet. In den beiden nervenaufreibenden, letzten Durchgängen des Jahres warf das deutsch-britische Elfer-Gespann erst ein Reifenschaden zurück und zu guter Letzt eine Bestrafung wegen eines vermeintlich unfairen Überholmanövers. Doch nicht nur Engelhardt und Edwards scheiterten knapp, sondern auch das Corvette-Doppel Daniel Keilwitz und Diego Alessi (Callaway Competition). Die beiden schieden ebenso wie ihre Mitstreiter von Porsche endgültig durch eine Strafe aus der Titeljagd. Gratulationen an die Meister gab es letzten Endes aber aus allen Lagern.

Zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr mit dabei waren die Truppen von Reiter Engineering, Grasser Racing sowie Schulze Motorsport. Sie verließen das Championat allesamt im September, nur kurz vor dem Abschluss der Saison. Der Tenor: Man sei aufgrund ungenügender Fahrzeugeinstufengen nicht konkurrenzfähig gewesen und habe sich daher entschieden, die Serie zu verlassen. Mit Reiter und Grasser gingen dabei zwei Mannschaften ab, die auf Lamborghini vertrauten; Schulze hatte derweil auf Nissan gesetzt. Die drei Abgänge waren jedoch nur die Spitze des Eisberges: Mehr oder minder nach jedem Rennen gab es Ärger über die Einstufungen.

Der Schütz-Elfer in Führung liegend auf dem Lausitzring, Foto: ADAC
Der Schütz-Elfer in Führung liegend auf dem Lausitzring, Foto: ADAC

Porsche teils weit voraus

Besonders häufig stand Porsche im Kreuzfeuer der Konkurrenz. Gleich an zwei Wochenenden hintereinander - in der Lausitz und auf dem österreichischen Red Bull Ring - dominierten die Zuffenhausener das Geschehen in Form von insgesamt vier Siegen und drei ersten Startplätzen. Mit diesen Resultaten hätte die Traditionsmarke theoretisch schon zwei Runden vor der abschließenden Veranstaltung in der Kurpfalz den Sack zu machen können, was im Fahrerlager zahlreiche Diskussionen auslöste. Besonders schwach schnitt hingegen Audi ab. Die Ingolstädter bekamen ähnlich wie Ford und auch McLaren kaum ein Bein auf die Erde.

Kritik übte unter anderem Karl Wendlinger. Die Balance of Performance (kurz: BoP) sei schlichtweg nicht zu gebrauchen und garantiere alles andere als ein faires Kräfteverhältnis, verriet er Motorsport-Magazin.com. Sporadisch war der ehemalige Formel-1-Starter 2012 selbst im GT Masters unterwegs. Weitere namhafte Teilnehmer waren beispielsweise Heinz-Harald Frentzen, der bereits seine zweite Saison in der deutschen GT3-Serie absolvierte, Tomáš Enge, Oliver Gavin und Roland Asch. Eine Rückkehr wurde ebenfalls angekündigt: Sven Hannawald, das ehemalige Skisprung-Ass, wird nach seiner Pause in der nächsten Saison wieder mit von der Partie sein.

Der Deutsche nutzte das Jahr 2012, um seine Rennfahrer-Fähigkeiten zu verbessern. Dabei drehte er unzählige Runden in Karts und verschiedenen Cup-Fahrzeugen und trainierte im Trockenen wie auch im Nassen. Zurückkommen möchte er nun gestärkt, denn eines ist sicher: Der Wettkampf im ADAC GT Masters wird auch im Kommenden wieder knallhart sein. Dass es 2013 aber weniger Zankerei um BoP und Co geben wird, ist eher nicht zu erwartet.