Für viele Rennfahrer diverser Nachwuchsserien gestaltet sich der Alltag mehr als eintönig: trainieren, an der Fitness arbeiten und ab und zu einen Sponsorentermin wahrnehmen. Wer sich nicht mehr in der schulischen Ausbildung befindet oder einen kulanten Arbeitgeber gefunden hat, der gerne von Donnerstag bis Sonntag auf die Arbeitskraft verzichtet, verfällt schnell in Langeweile. So geschehen auch bei Emma Kimiläinen, einer jungen Finnin aus der ADAC Formel Masters Serie.

Doch während in den Vereinigten Staaten der Wahlkampf zwischen Barack Obama und John McCain tobte, verfolgte Kimiläinen ihre eigenen Ziele: sie interessierte sich schon lange für Politik und wollte in das Stadtparlament der finnischen Hauptstadt Helsinki eintreten. "Ich will etwas für die Jugend von Helsinki tun", berichtete Kimiläinen im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin selbstbewusst. Schon an Projekttagen in der Highschool kam es zu ersten Kontakten mit regionalen Politikern. "Die haben mich dann auch motiviert, an der Wahl teilzunehmen..."

Mit einer eigenen Webseite und Kampagnen in Facebook kämpfte die 19-Jährige um die Stimmen von Helsinkis Jugend. "Es gab einfach niemanden, den junge Leute wählen konnten", hatte Emma Kimiläinen schon früh erkannt. Doch ihr stellten sich auch erhebliche Probleme in den Weg: "Genau deswegen sind viele aber einfach zu faul, um wählen zu gehen. Mit meiner Kampagne habe ich versucht, sie zu überzeugen." 700 Stimmen hätte Kimiläinen benötigt, um ins Stadtparlament einzuziehen - gereicht hat es am Ende nicht ganz.

Trotzdem will die Rennfahrerin in der Politik aktiv bleiben, hat schon das nächste Projekt ins Auge gefasst. "Ich kann doch nicht jeden Tag bis 11 Uhr schlafen und dann vier Stunden trainieren. Jeden Tag das Gleiche, das geht nicht", ist Kimiläinen überzeugt. Schließlich dauern Rennwochenenden meist von Donnerstag bis Sonntag, so bleibt genügend freie Zeit abseits der Strecke. "Im Stadtparlament hätten wir uns ein bis zwei Mal an Dienstages zu Gesprächen getroffen, das hätte also gut gepasst."

Eine schwere Saison in Deutschland

Wie der Wahlkampf war auch ihre Motorsportsaison ein harter Brocken. "Es war eine schwere Saison für mich. Es gab vor allem zu Beginn viele Probleme, doch ich habe viel gelernt und konnte mich verbessern." Nach acht Rennwochenenden sprang mit Rang zehn in der Gesamtwertung immerhin ein Platz unter den Top-Ten heraus. Neben drei knapp verpassten Podestplätzen gab es auch ein Highlight: Kimiläinen wurde im Regen von Assen Zweite.

Mit ihrer Saison ist Emma nicht ganz zufrieden, Foto: Kimiläinen
Mit ihrer Saison ist Emma nicht ganz zufrieden, Foto: Kimiläinen

"Im Regen bin ich halt immer richtig schnell", so die junge Dame aus dem Team von Frits van Amersfoort. Warum sie bei diesen schwierigen Bedingungen so blendend zurechtkommt? Ganz einfach: "Früher sind mein Vater, mein Bruder und ich immer zur nächsten Kartstrecke gefahren, sobald es zu regnen begonnen hat. Die anderen haben meist schon ihre Sachen gepackt, da hat mein Vater Slicks an unseren Karts montiert. Das war ein gutes Training."

Auch wenn die abgelaufene Saison nicht ganz nach Plan verlief, plant Emma Kimiläinen den Aufstieg in eine höhere Serie. "Aber wo ich 2009 an den Start gehen werde, steht noch nicht ganz fest." Bevorzugen würde sie einen Start in einer Formelrennserie, so die Finnin weiter. "Ich werde aber mit ziemlicher Sicherheit ein Cockpit bekommen - und das ist die Hauptsache." Letztlich schlägt ihr Herz für den Motorsport, so interessant die Politik auch sein mag...