Was hast du bisher vom F1-Zirkus hier in Spielberg mitbekommen?
Corinna Kamper: Ich habe leider noch nicht einmal ein F1-Auto gesehen. Alles, was ich gesehen habe, waren die Trucks. Aber ich bin froh, dass ich überhaupt hier dabei sein kann und sehe, wie alles abläuft und aussieht. Das Wichtigste ist, dass man die Chance nutzt und Beziehungen aufbaut.

Wie wichtig sind Beziehungen bzw. Partner, um im Motorsport eine Karriere zu starten?
Corinna Kamper: Ohne Beziehungen geht im Motorsport gar nichts. Meinen Paddock-Pass kann man zum Beispiel nicht kaufen, den bekommt man nur über Beziehungen. Ich glaube, so spielt es sich die ganze Zeit im Motorsport ab. Hauptsächlich geht es darum, ob man jemanden kennt und darauf gescheit aufbaut.

Wer waren in deiner bisherigen Karriere die wichtigsten Partner?
Corinna Kamper: AVL hat mir sehr viel ermöglicht. Abgesehen davon, was sie für mich bisher schon getan haben. Der allerwichtigste Partner waren aber meine Eltern, weil sie meine Rennfahrkarriere bis 2013 gesponsert haben. Aber jetzt bin ich auf Kontaktsuche.

Wie sehen deine nächsten Pläne aus?
Corinna Kamper: Ich bin bis 2013 Formel Renault gefahren und in diesem Jahr fahre ich Formel ADAC. Ich möchte das rein über Sponsoren finanzieren und nicht mehr über meine Eltern - denn dafür sind Eltern nicht da. Bisher fanden vier Formel-Rennwochenenden statt, aber ich konnte nur an zwei teilnehmen. Auf dem Red Bull Ring fehlten mir somit gegenüber meinen Konkurrenten 20 Tage im Auto und unglaublich viel Streckenzeit. Wenn man das genau betrachtet, ist der neunte Platz (von 16 Teilnehmern) ein gutes Ergebnis. Trotzdem schaut es momentan so aus, als würde kein weiteres Rennen hinzukommen, aber ich werde natürlich alles daransetzen, damit ich so schnell wie möglich Sponsoren finde. Natürlich möchte ich gerne im Rennsport weitermachen und ich werde alles daran setzen, dass ich in diesem und im nächsten Jahr so viel wie möglich fahre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es zu etwas bringe. Ich muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit mich jemand findet.

Standing Ovations

Corinna Kamper würde gerne die Saison zu Ende fahren, Foto: ADAC Formel Masters
Corinna Kamper würde gerne die Saison zu Ende fahren, Foto: ADAC Formel Masters

Ist es als Frau schwieriger, Sponsoren zu finden?
Corinna Kamper: Ich glaube, als Frau ist es sogar einfacher. Bei einem Rennen werden der Erste, der Zweite, der Dritte und ich erwähnt. Mich wundert es, weil ich eben so viel Medienpräsenz habe, dass noch kein größerer Sponsor oder mehrere kleine aufgesprungen sind. Ich glaube zwar, dass man es als Frau einfacher hat, aber es gibt auch noch das Macho-Denken von wegen 'Mädchen gehören in die Küche'.

Ist es schon einmal vorgekommen, dass dich Fahrerkollegen schief angeschaut haben?
Corinna Kamper: Ich habe geschaut, dass ich nur in Teams bin, die mich akzeptieren, denn es würde alles nicht funktionieren, wenn du vom Team nicht akzeptiert wirst. Das Team ist das wichtigste. Bei kleinen Rennen ist es schon vorgekommen, dass von meinen Gegnern, wenn ich sie überhole, später die Ausrede kommt "mein Kart war einfach nicht so gut." Aber von den österreichischen Fans erhalte ich sehr große Unterstützung. Beim ADAC-Wochenende in Spielberg habe ich dieses Jahr sogar Standing Ovations bekommen, was mich sehr überrascht hat. Das ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn man merkt, dass die Fans einen so unterstützen.