Mick Schumacher versteht es bereits wie sein berühmter Vater, für sportliche Schlagzeilen zu sorgen. Beim Wochenende der ADAC Formel 4 am Nürburgring bot der 17-Jährige die ganze Palette an Diskussionsstoff. Dabei sah es zu Beginn gar nicht danach aus.

Nach drei durchwachsenen Trainings drehte Schumacher im Qualifying so richtig auf. Bestzeit in seiner Gruppe, gleichbedeutend mit der Pole Position für das erste Rennen am Samstag. Dort legte der Prema-Pilot einen Start-Ziel-Sieg hin und konnte auch seinen schärfsten Rivalen in der Meisterschaft, den Australier Joey Mawson, hinter sich lassen. "Am Anfang war es ziemlich knapp. Ich hatte Schwierigkeiten, mich von Joey abzusetzen, er war sehr schnell. Aber dann hat es auf einmal klick gemacht, ich konnte mich absetzen und pushen", so Schumacher nach dem Rennen gegenüber SPORT1.

Auch in Rennen zwei sah es zunächst nicht nach einem denkwürdigen Rennen aus. Von Rang drei aus gestartet setzte sich Schumacher kurz nach dem Start an Mike-David Ortmann vorbei auf den zweiten Platz und begab sich auf die Verfolgung von Mawson. Im Kampf um die Führung touchierte Schumacher Junior den Australier am Hinterrad. Dieser konnte einen Dreher noch vermeiden, verlor aber die Führung. Die Rennleitung schritt ein und verdonnerte den Deutschen zu einer Durchfahrtsstrafe. Eine diskutable Entscheidung. "Für mich ist das Racing und eine klare Fehlentscheidung der Rennleitung. So etwas wollen wir nicht, das ist Rennkultur vom Allerfeinsten", fand Micks Onkel Ralf Schumacher klare Worte.

Während Mawson einen wichtigen Sieg einfuhr, blieb für Schumacher nur der 15. Platz. "Es ist schade, dass das Duell so entschieden wurde und Mick eine Durchfahrtsstrafe bekommen hat. Er hat einen einzigen kleinen Fehler gemacht, der ihn viel gekostet hat", so der 20-Jährige nach dem Rennen. "Aber das ist Racing. Aber ich hatte auch Glück, dass ich bei der Aktion nicht ausgeschieden bin", so Mawson. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Vorsprung des Gesamtführenden Mawson auf den Zweiten Schumacher 66 Punkte.

Stallorder in Rennen 3

In Rennen drei am Nachmittag hatte Schumacher spürbar Wut im Bauch. Da sich die ersten Zehn des ersten Rennens in umgekehrter Reihenfolge in der Startaufstellung einreihen, nahm er das Rennen von Rang zehn aus in Angriff. Nach der ersten Runde lag er bereits auf Platz fünf. Nach einer Safety-Car-Phase nahm das Rennen gar dramatische Züge an. Joey Mawson überfuhr beim Versuch, sich nach vorne zu arbeiten, die weiße Linie an der Boxeneinfahrt. Er wurde - wie Schumacher wenige Stunden zuvor - ebenfalls mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Da die Entscheidung spät ausgesprochen wurde, trat er diese jedoch nicht mehr an, sondern kassierte am Ende des Rennens eine Zeitstrafe.

Mick Schumacher wurde Zweiter hinter Thomas Preining, Foto: ADAC Formel 4
Mick Schumacher wurde Zweiter hinter Thomas Preining, Foto: ADAC Formel 4

Schumacher, der inzwischen auf Rang drei lag, hätte also auf jeden Fall einige Punkte wieder aufgeholt. Das Prema-Team entschied sich dennoch zu einer Stallorder! Der auf Rang zwei liegende Juri Vips wurde kurz vor Überqueren der Ziellinie aufgefordert, Schumacher vorbeifahren zu lassen.

Erinnerungen an 2002

Erinnerungen an Spielberg 2002 wurden wach, als Michael Schumacher von seinem Teamkollegen Rubens Barrichello kurz vor dem Zielstrich durchgelassen wurde und den Sieg erbte. Zuvor sendete Ferrari-Teamchef Jean Todt den unmissverständlichen Funkspruch "Let Michael pass for the championship". Am Nürburgring 2016 belegte Mick Schumacher nun den zweiten Platz. Nach dem Rennen sorgte Juri Vips für Aufregung, als er der Siegerehrung zunächst fernbleiben wollte, eher er dann zwar das Podest bestieg, aber Schumacher den Handschlag verweigerte.

Nach diesem kuriosen Wochenende verlässt Schumacher die Eifel mit 251 Punkten, Joey Mawson behielt seine komfortable Führung aber bei und steht bei 297 Zählern. Der Drittplatzierte, Mike-David Ortmann, rangiert mit 180 Punkten bereits weit dahinter. das nächste Wochenende der ADAC Formel 4 findet in zwei Wochen in Zandvoort statt.