Zehn Punkte. Klingt viel. Aber in der A1 Grand Prix Serie ist drei Rennwochenenden vor dem Saisonende noch rein gar nichts entschieden. Bei noch über hundert zu vergebenen Zählern erscheint der Vorsprung der Schweiz auf Frankreich vor den Rennen in Mexiko sogar mickrig. Zumal die Schweizer Truppe absolut keine guten Erinnerungen an das letztjährige Gastspiel in Mittelamerika haben sollte - damals gab es eine Nullrunde.

Das Autodroma Hermanos Rodriguez ist genau der richtige Austragungsort für die erste von drei Runden im Endspurt der A1 Grand Prix Saison 2007/08. Alle 22 Teams wollen in Mexiko hoch hinaus - und haben es dabei gar nicht so einfach. Auf einer Höhe von 2.285 Metern über dem Meeresspiegel ist die Luft richtig dünn. Einen Absturz kann sich keines der Top-Teams mehr erlauben. Doch der ist auf der anspruchsvollen Strecke schnell passiert.

Frankreich war die Luft 2007 zu dünn, Foto: A1GP
Frankreich war die Luft 2007 zu dünn, Foto: A1GP

Nach einer sehr langen Start-Ziel-Geraden bietet sich vor der ersten Kurve die beste Überholmöglichkeit der 4,42 Kilometer langen Strecke: eine enge rechts-links-rechts Schikane. Es folgt ein langes Kurvengeschlängel, in dem die Piloten ihr fahrerisches Geschick unter Beweis stellen müssen, um möglichst viel Geschwindigkeit auf die Gegengerade mitzunehmen. Aber auf dem Weg zur ultra-schnellen Peraltada-Kurve wurde ein Hinderniss aufgebaut: Eine Schikane am Kurveneingang soll das Tempo verringern und eine zusätzliche Stelle für Überholmanöver schaffen.

"Die Rumpelpiste fordert dem Fahrer alles ab", erinnert sich Neel Jani, der erst vor kurzem mit der ChampCar-Serie in Mexiko unterwegs war. "Auf der Zielgeraden schlägt es dir fast die Plomben aus den Backenzähnen. Im Übrigen gibt es hier neben sehr schnellen auch langsame Kurven, die viel Konzentration und präzises Fahren erfordern." Laut Teamchef Max Welti geht es für den Schweizer Piloten Neel Jani in Mexiko nicht um Siege: "Hier kann wirklich viel passieren. Ich wäre zufrieden, wenn wir zweimal aufs Podest gerufen würden und unsere direkten Gegner in Schach halten könnten."

Zu den direkten Gegner zählt unter anderem das A1 Team Neuseeland. "Wir können uns nun keine Fehler wie in den vergangenen Läufen mehr erlauben", erklärt Jonny Reid. Seine Kiwis haben bei noch sechs zu fahrenden Rennen 20 Punkte Rückstand auf die Schweiz und liegen auf dem dritten Tabellenrang. "Wir müssen vorsichtig fahren, aber wir haben nun auch nichts mehr zu verlieren - der ganze Druck lastet auf Neel Jani. Die Schweiz führt, aber sie haben keine komfortable Führung. Im Laufe der Saison gab es an der Spitze schon viele Verschiebungen.

Kann Deutschland wieder auftauchen?, Foto: A1GP
Kann Deutschland wieder auftauchen?, Foto: A1GP

Die große Unbekannte vor und beim achten Saisonlauf ist das Team aus Frankreich. Der bisherige Stammfahrer Loic Duval wird in Mexiko, anders als noch in Südafrika, definitiv nicht am Start sein. Stattdessen greift Jonathan Cochet zum ersten Mal ins Steuer. Der mittlerweile 31-Jährige gehört schon fast zum alten Eisen und war in der letzten Zeit vor allem im Langstreckensport unterwegs. "Der kleinste Fehler kann die Meisterschaft entscheiden, es geht unglaublich eng zu", weiß auch Teammanager Olivier Panis. "Wir haben beschlossen unser Vertrauen in Jonathan zu setzen, denn er kennt sowohl das Auto, als auch das Team. Aber wir wollen ihn nicht unnötig unter Druck setzen, sondern ihm das Wochenende möglichst einfach gestalten."

Für Deutschland schlägt in Mexiko die Stunde der Wahrheit. Das Team um Willi Weber muss unbedingt Boden gutmachen, um eine minimale Chance auf die Titelverteidigung aufrecht zu erhalten - doch der Erfolgsmanager denkt schon an andere Dinge: "Wir sind immer noch das Meisterteam", erklärt Willi Weber. "Aber uns ist bewusst, dass wir diesen Titel nicht mehr lange tragen werden. Wir hatten nach bislang zwei Saisonsiegen durchaus noch Titelchancen. Sie wurden uns leider durch die Umstände in Durban genommen, über die viel diskutiert und noch mehr geschrieben worden ist. Ab sofort geht es daher in erster Linie um gute Einzelergebnisse. Sicher freuen sich alle Teams und die Zuschauer auf zwei spannende Rennläufe, vor allem aber darauf, dass wieder verstärkt Entscheidungen auf und nicht abseits der Strecke die Ergebnisse bestimmen."