BMW hat sich beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einiges vorgenommen. Erstmals schicken die Münchner den brandneuen BMW M6 GT3 ins härteste Rennen der Welt. Der Auftakt ins Wochenende verlief mehr als verheißungsvoll. Der #18 M6 von Schubert Motorsport schnappte sich im abschließenden Qualifying den zweiten Startplatz. Im Rennen lag das Auto mit Augusto Farfus, Marco Wittmann, Jesse Krohn und Jörg Müller sogar in Führung - doch dann kam es zum großen Drama in Form eines Motorschadens!

Um kurz vor zehn am Abend rollte der M6 mit Müller am Steuer plötzlich im Bereich Tiergarten aus. Dicke Rauchschwaden waren an den Flanken des Boliden zu sehen - und das, nachdem er gerade den ersten Platz im Rennen übernommen hatte. Mit letzter Kraft schleppte sich Müller zurück in die Boxengasse, doch das Rennen war gelaufen. Einen technischen Defekt im Bereich des Antriebsstranges teilte BMW als Grund mit.

Keine Leistung mehr

"Zuerst habe ich Vibrationen im Auto gespürt", sagte Müller nach der Rückkehr an die Box. "Erst dachte ich, es wäre ein Reifenschaden. Dann hatte ich jedoch keine Leistung mehr, und es hat zu qualmen begonnen. Irgendetwas am Antriebsstrang ist kaputtgegangen. Das ist sehr schade, denn wir waren richtig gut unterwegs." Aufgeben wollte die Schubert-Truppe trotz des bösen Rückschlags allerdings nicht. Zurück in der Garage wurde der M6 auseinandergenommen - Rückkehr ins Rennen offenbar nicht ausgeschlossen.

Teamchef Thorsten Schubert kurz vor Mitternacht zu Motorsport-Magazin.com: "Wir wissen es noch nicht genau. Wir analysieren es gerade, viel mehr kann ich nicht sagen. Wir versuchen es wieder rennbereit zu machen, müssen aber schauen. Wir sind gerade noch am Schrauben." Fraglich, ob es der #18 M6 noch einmal schafft, auf die Strecke zurückzukehren. Ein Ausfall wäre besonders ärgerlich angesichts der Tatsache, dass das Schubert-Schwesterauto mit der #100 sich konstant in den vorderen Top-10 aufhielt.

Wittmann: Riesige Enttäuschung

"Was für eine riesige Enttäuschung", teilte der ehemalige DTM-Champion Wittmann auf seiner Facebook-Fanseite mit. "In Führung liegend ist unser BMW M6 GT3 offenbar mit einem Motorproblem stehen geblieben." Vor allem der #18 BMW genoss große Aufmerksamkeit, sind mit Wittmann und Farfus immerhin zwei DTM-Piloten an Bord. "Wir haben tolle Fahrer, und die sind nicht so schmal aufgestellt, dass sie nur DTM fahren können", sagte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt vor dem Rennstart zu Motorsport-Magazin.com.

BMW hatte von allen Herstellern die kürzeste Vorbereitungszeit mit dem neuen Boliden. Zuletzt machte der Hersteller aber immerhin mit einem Dreifachsieg beim letzten VLN-Rennen auf sich aufmerksam. Damit galt BMW zumindest als Mitfavorit auf den Sieg beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen. Marquardt machte auch kein Geheimnis daraus, dass man sich viel für den Eifelklassiker vorgenommen hatte - von einem Testlauf mit dem Neuen Twinturbo-Boliden wollte er nichts wissen.

Keine Sandsäcke im Auto

"Wir haben uns so gut wie möglich vorbereitet", sagte Marquardt. "Aber du merkst erst im Rennen, ob es gut genug war. Wir hatten ein paar Themen, aber die haben wir aussortiert und uns weiterentwickelt. Man darf nicht vergessen: Unser Paket ist komplett neu, wir haben nichts vom Z4 übernommen." In den VLN-Rennen gab es unterschiedliche Probleme, doch der M6 wirkte relativ standfest. Die Möglichkeit, ausgiebig auf der Nordschleife zu testen, bestand aufgrund der recht kurzen Entwicklungsdauer allerdings nicht.

Marquardt zum straffen Zeitplan: "Du kannst es dir nicht aussuchen. Der Entwicklungsplan war so, dass wir nicht öfter auf die Nordschleife gehen konnten. Im Winter brauchst du hier nicht zu fahren. Deshalb waren die VLN-Rennen für uns auch kein Rumtaktieren und Sandsäcke im Auto verteilen, sondern wirkliches Fahren." Dass der M6 über großes Potenzial verfügt und eine Ablösung des Z4 überfällig war, stand stets außer Frage. Der weitere Verlauf des 24h-Rennen wird nun zeigen, wie weit BMW in Sachen Zuverlässigkeit ist.

UPDATE: Schubert-BMW #18 nimmt 24h-Rennen am Nürburgring wieder auf

Schöne Nachrichten gab es am Morgen gegen 8:30 Uhr im offiziellen Live-Ticker. Dort wurde berichtet, dass der Schaden nach einer ausgedehnten Nachtschicht offenbar wieder behoben werden konnte. Der Schubert-BMW stieg wieder ins Rennen ein, wenn auch mit hoffnungslosem Rückstand. Augusto Farfus, der schon in der Box bereit stand, um seinen Stint anzugehen, ging mit dem BMW M6#18 wieder raus auf die Strecke, um die letzten sieben Stunden anzugreifen. "Wir müssen noch genau analysieren, wieso der Motor kaputtgegangen ist. Wir haben jetzt einen neuen Motor eingebaut. Wir werden das Auto noch checken und dann wollen wir mit unseren Rundenzeiten zeigen, was möglich gewesen wäre", wird Teamchef Torsten Schubert im offiziellen Ticker zitiert.