Dieses Jahr sind auffällig viele DTM-Fahrer beim 24h-Rennen am Start. Zufall?
Maximilian Götz: Also für mich sind die 24 Stunden ein Highlight, ich bin da richtig geil drauf! Ich komme ja aus der GT3-Szene. Die Vorbereitung durch die VLN-Rennen in diesem Jahr half mir zudem auch für die DTM-Saison. Wegen des Reglements saß ich vor dem ersten Rennen ja leider nur an zwei Test-Tagen im DTM-Auto. Für uns Fahrer ist das sehr schade. Deshalb sind wohl einige auf das GT3-Auto ausgewichen. Außerdem habe ich noch eine Rechnung offen, nachdem wir im vergangenen Jahr leider ausgeschieden sind. Ich habe die 24 Stunden von Spa gewonnen, der Nürburgring - und ein paar andere 24h-Rennen - stehen noch auf meiner To-Do-Liste.

Das Rennen ist für dich gleichzeitig eine Rückkehr zum Teamsport. Was bedeutet das für dich?
Das geht schon beim Sitz los - der ist ‘ne Badewanne für mich! Uwe Alzen gibt bei uns im Team die Form vor, weil er ... na ja, eben den breitesten Arsch hat, auf gut Deutsch gesagt. Da musst du im Team genauso Kompromisse eingehen wie beim Setup des Autos. Aber das alles macht mir großen Spaß. In den Meetings erhalte ich einen Eindruck darüber, was meine Teamkollegen über das Auto denken. Das ist eine andere Perspektive und ein guter Lernprozess.

Im GT-Sport stehe der Fahrer mehr im Fokus, es sei fast wie ein Werbespot, sagt Götz. Der Haribo-Bär bestätigt es, Foto: Motorsport-Magazin.comm
Im GT-Sport stehe der Fahrer mehr im Fokus, es sei fast wie ein Werbespot, sagt Götz. Der Haribo-Bär bestätigt es, Foto: Motorsport-Magazin.comm

GT-Sport wie ein Werbespot

In der DTM ist es anders. Da liegt der Fokus komplett auf deiner Person. Wie nimmst du das wahr?
Ja, das ist schon etwas anders als früher. Wenn ich in der DTM Erfolg habe, dann ist es mein eigener - genauso wenn ich einen Fehler mache. Nicht falsch verstehen: Die DTM ist genauso ein Teamsport mit meinen Jungs an der Box. Aber im Vergleich zum GT-Sport bin ich mehr im Fokus, weil eben nur mein Name auf dem Auto steht. Es ist ein bisschen wie in dem Werbespot: Mein Auto, meine Jungs, meine Box.

Hast du diesen Fokus auf deine Person früher in der GT-Welt manchmal vermisst?
Man muss sagen, dass in den Top-Teams schon die Fahrer im Mittelpunkt stehen. Das war bei mir früher mit Maxi Buhk der Fall, wir waren auf einem Niveau und wurden gleichbehandelt. Das war eine gute Balance, und auch nur dann kannst du wirklich erfolgreich sein.

Den Badewannen-Sitz in seinem GT-Boliden definiert das Gesäß von Uwe Alzen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Den Badewannen-Sitz in seinem GT-Boliden definiert das Gesäß von Uwe Alzen, Foto: Motorsport-Magazin.com

DTM rein fahrerisch klar besser

Was macht fahrerisch mehr Spaß: DTM-Auto oder Mercedes-AMG GT3?
DTM! Das Auto ist direkter, hat mehr Aerodynamik, erzielt höhere Kurvengeschwindigkeiten und hat stärkere Bremsen. Das DTM-Auto fährt sich hart wie ein Brett, der GT3 im Vergleich etwas weicher. Zwischen beiden Autos merkst du schon einen großen Unterschied.

Welches der beiden Autos ist schwieriger zu fahren?
Das DTM-Auto, es ist spitzer. Du hast ein sehr schmales Fenster, in dem du dich bewegen kannst. Für mich als Fahrer ist der DTM-Bolide die größere Herausforderung. Wenn du mit dem DTM-Auto einen Tick zu viel willst, hast du direkt einen Quersteher. Beim GT3-Auto ist da immer noch ein bisschen Luft. Du kannst das Auto auch übers Nachlenken noch mal einfangen - beim DTM ist hingegen einfach Schluss.

Du bist dieses Jahr schon VLN-Rennen mit dem Mercedes-AMG GT3 gefahren. War die Umstellung aufs DTM-Auto schwierig?
Im vergangenen Jahr bin ich ja auch ein paar Rennen auf der Nordschleife gefahren, damals noch mit dem Vorgängerauto SLS AMG-GT3. Da war der Unterschied zum DTM-Auto etwas größer, das ließ sich ganz anders fahren. Mir fehlten die Erfahrungswerte in der DTM, deshalb musste ich immer wieder von Neuem beginnen, wenn ich zwischen den Autos wechselte. Der neue Mercedes-AMG GT3 ist jetzt näher dran am DTM-Auto.

Auf der Geraden hechelt die DTM dem GT3-AMG laut Götz sogar etwas hinterher, Foto: DTM
Auf der Geraden hechelt die DTM dem GT3-AMG laut Götz sogar etwas hinterher, Foto: DTM

Götz erklärt: Hier ist der GT3 sogar schneller als die DTM

Das spricht für den GT3-Boliden, oder?
Definitiv. Es lenkt ähnlich ein wie ein DTM-Auto. Die Kurvengeschwindigkeiten sind auch etwas höher geworden. In langsamen Kurven nehmen sich die beiden Autos nichts - da ist ein DTM-Auto genauso schnell wie ein GT3. Die Unterschiede liegen in den schnellen Kurven und beim Bremsen. Auf den Geraden ist ein GT3-Auto sogar schneller als der DTM-Bolide.

Schade eigentlich ...
Ja, das stimmt schon. Auf jeden Fall kann ich mich mit meiner DTM-Erfahrung jetzt besser umstellen. Dazu muss man sagen, dass die Nordschleife eine ganz andere Welt ist als eine Grand-Prix-Strecke. Diese 100 Prozent Leistung hast du eigentlich nur auf deiner Quali-Runde. Ansonsten steckst du oft Verkehr und musst früher bremsen. Es ist also kein richtiges Performance-Fahren. Du fährst schon schnell und gibst alles, aber es ist eben nicht vergleichbar mit einer Runde im Qualifying.

Wie schwierig ist es, auf der Nordschleife die Quali-Runde richtig zu treffen?
Sehr schwer. Du musst da alles rausquetschen und kommst teilweise an Kurven an, in denen du früher immer bremsen musstest wegen des Verkehrs. Da musst du jetzt erst mal den richtigen Bremspunkt treffen. Die Erfahrung spielt dabei also eine wichtige Rolle mit Blick auf die Performance.

Bedeutet auch: Der Fahrer mit der besseren Intuition hat einen Vorteil ...
Auf jeden Fall. Du musst im Auto alles richtig umsetzen und dich schnell an die Gegebenheiten anpassen. Ich sage es mal so: Der Fahrer mit dem größeren Talent ist einfach besser auf der Nordschleife unterwegs.

Ein Sieg in der DTM hat für Götz oberste Prioriät, Foto: Alexander Trienitz
Ein Sieg in der DTM hat für Götz oberste Prioriät, Foto: Alexander Trienitz

DTM-Sieg geht vor Norschleifen-Coup

Erster DTM-Sieg oder Sieg beim 24h-Rennen auf der Nordschleife: Was wäre dir lieber?
Erster DTM-Sieg, weil: Die 24 Stunden kann ich auch noch mit 40 oder 50 Jahren fahren. Siehe Bernd Schneider, der das Rennen im höheren Alter gewonnen hat. Ich hätte also locker 10 Jahre Zeit, um bei den 24 Stunden auch einen Sieg einzufahren. Auf der anderen Seite weißt du nie, wie lange es in der DTM weitergeht.

Ein DTM-Rennen auf der Nordschleife wäre in Zukunft auch nicht verkehrt ...
Ja, das wäre schon cool. Schauen wir mal, wie die Autos unter dem neuen Reglement aussehen und ob es damit möglich wäre, auf der Nordschleife oder in Spa zu fahren. Aktuell ist es wegen der Bauweise der Autos hinsichtlich der Aerodynamik und Fahrzeughöhe nicht realistisch, das muss man ganz klar sagen. Aber ich hoffe, dass es irgendwann wieder dahin geht. Ein Rennen auf der Nordschleife wäre ein Highlight.