Stefan, die Fahrer schlafen bei den 24 Stunden vom Nürburgring traditionell wenig. Wie sieht es bei dir als Teammanager von Schubert aus?
Stefan Wendl: Ich schlafe überhaupt nicht. Das gilt aber nicht nur für mich als Teammanager, sondern für den gesamten Kommandostand und die Fahrzeugingenieure. 80 Prozent der Crew kommen überhaupt nicht zum Schlafen, weil die Anspannung so groß ist. Grundsätzlich gibt es aber genug zu tun, um wach zu bleiben. Viele Leute vergleichen dieses Wachbleiben während des 24-Stunden-Rennens mit einem Diskobesuch. Das ist auch nicht so weit davon entfernt, aber: Wenn der Diskobesuch um 08:00 Uhr morgens endet, geht es bei uns weiter - und dann kann es schon mal richtig zäh werden, wenn es wieder hell wird.

Was ist die größte Herausforderung aus der Sicht des Teammanagers?
Stefan Wendl: Schwer zu sagen, weil so viele Faktoren eine Rolle spielen. Wenn alles glatt läuft, hast du als Teammanager einen guten Job gemacht. Mit der Erfahrung kann man sich auf vieles vorbereiten, aber jedes Jahr passiert etwas Neues. Darauf muss man richtig reagieren, auch auf Basis seiner Erfahrung. Wichtig ist, dass es dem Team gut geht, die Boxenstopps richtig funktionieren und alle Teammitglieder immer genau das zur Verfügung haben, was sie benötigen, um ihre Arbeit perfekt ausführen zu können.

Bilder von diesem Donnerstag: Motorsport-Magazin.com ist natürlich am Nürburgring, Foto: Patrick Funk
Bilder von diesem Donnerstag: Motorsport-Magazin.com ist natürlich am Nürburgring, Foto: Patrick Funk

Wie groß ist die 24h-Mannschaft bei Schubert Motorsport?
Stefan Wendl: Für unsere beiden Autos haben wir eine Crew, die insgesamt 30 Leute umfasst.

Welche Vorteile bringt es, mit Werksunterstützung von BMW an den Start zu gehen?
Stefan Wendl: Der größte Vorteil ist, dass wir eine Wunschliste an Fahrern für unsere Autos haben. Wir hatten bisher immer super Fahrer und auch dieses Mal bin ich wieder sehr zufrieden mit unserer Auswahl. Die Werksunterstützung bringt zudem Planungssicherheit sowie finanzielle Unterstützung und technisches Know-how. So können wir uns stetig weiterentwickeln, ohne ständig neue Fahrer und Partner suchen zu müssen.

Was sind die wichtigsten Punkte in der Vorbereitung auf das 24h-Rennen?
Stefan Wendl: Bis zum letzten VLN-Rennen versuchen wir, den vier Fahrern eines Einsatzteams ein möglichst optimales Auto hinzustellen, damit sie sich wohl fühlen. Der Idealfall wäre, dass alle unsere acht Fahrer mit einem Auto fahren könnten, damit es innerhalb des Teams möglichst wenige Unterschiede gibt. Eigentlich gibt es in Sachen Setup und Co. nur einen richtigen Weg. Wenn man sich mit seinen Entscheidungen sicher ist, geht man mit beiden Autos den gleichen Weg.

Schubert will den Gesamtsieg am Nürburgring, Foto: SX Consulting
Schubert will den Gesamtsieg am Nürburgring, Foto: SX Consulting

Was sind für dich die kritischsten Phasen im Rennen?
Stefan Wendl: Die heißeste Phase ist der Start und die ersten zwei Rennstunden. Nachdem beide Autos ihren ersten Boxenstopp absolviert haben, beruhigt es sich etwas. Ganz gefährlich wird es in der Nacht, zwischen 02:00 und 04:00 Uhr. Hier fällt häufig schon eine Vorentscheidung. In der Zeit von 06:00 bis 08:00 Uhr werden normalerweise die schnellsten Zeiten gefahren, aber da passiert meist nicht mehr so viel.

Im vergangenen Jahr hattet ihr einen denkbar schlechten Start...
Stefan Wendl: Uwe Alzen hatte im Bereich Schwedenkreuz leider eine Doppelgelbphase übersehen und merkte nicht, dass vor ihm eine ganze Schlange an Autos mehr oder weniger stand. Er konnte Claudia Hürtgen im zweiten BMW Z4 GT3 zwar noch halb ausweichen, aber trotzdem waren beide Autos beschädigt. Beide Autos hatten Reifenschäden und bei Uwe war die Lenkung gebrochen. So musste er nach einer Stunde das Rennen aufgeben.

Der Ring ruft! Zeit zum Schlafen ist nicht, Foto: SX Consulting
Der Ring ruft! Zeit zum Schlafen ist nicht, Foto: SX Consulting

Was war dein erster Gedanke am Kommandostand?
Stefan Wendl: Höflich ausgedrückt, habe ich gedacht: Das ist ja nicht so gut. Danach war es sehr schwierig, die Jungs zu motivieren. Die Enttäuschung war mega-groß, auch wenn wir uns wieder toll herankämpfen konnten. Wir waren bis auf zwei Minuten an der Spitze dran, bis uns ein weiterer Einschlag von Dirk Adorf wegen Aquaplaning zurückgeworfen hat. Danach funktionierte das Auto nicht mehr so wie es sollte. Das war vorauszusehen, weil es nach dem ersten Zwischenfall hieß: Hop oder top, alle Fahrer geben nur noch 100 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei diesen schwierigen Witterungsbedingungen noch mal etwas passieren würde, war sehr hoch.

Wie sieht das Ziel für die diesjährigen 24 Stunden aus?
Stefan Wendl: Das Ziel ist klar definiert: Wir wollen das Rennen gewinnen. Da steckt viel Vorbereitung, Geld, Schweiß und Herzblut drin. Vom Reifenmann bis zum Teamchef sind alle hoch motiviert, das Rennen zu gewinnen.

BMW-Power im Doppelpack - mit Werksunterstützung, Foto: SX Consulting
BMW-Power im Doppelpack - mit Werksunterstützung, Foto: SX Consulting

Was ist auf der Nordschleife der Schlüssel zum Erfolg?
Stefan Wendl: Schnell und konstant sein. Ein Schlüssel ist, das Auto angesichts der immer höheren Geschwindigkeiten zu schonen. Der Wettbewerb bringt alle Hersteller, Autos und Fahrer ans Limit. Für die Piloten ist es schon nicht einfach, quasi in jeder Kurve ans Limit zu gehen. Das gilt auch für die Autos, die Runde für Runde an ihre Grenzen gebracht werden.

Die Rennen werden auch immer schneller...
Stefan Wendl: Wegen des neuen Asphalts wird es durch alle Klassen hinweg immer schneller. Die Nordschleife entwickelt sich nach all den Änderungen hin zu einer richtig guten Grand-Prix-Strecke. Früher war es wegen der Bodenwellen schwierig, überhaupt ein gutes Setup zu finden. Jetzt kann man sagen, dass das Setup der Autos dem von Spa-Francorchamps schon sehr ähnlich ist.