Dirk, dieses Jahr startest du wieder einmal bei den 24 Stunden am Nürburgring. Freust du dich nach deiner Pause schon auf das Rennen?
Dirk Werner: Ich freue mich sehr, nach zweijähriger Auszeit wieder bei den 24 Stunden vom Nürburgring dabei zu sein. Die Zeit in der DTM war zwar toll, aber das Rennen habe ich schon vermisst. Die Nordschleife ist eine klasse Strecke und in Kombination mit den unterschiedlichen Autoklassen einfach einzigartig. Leider war ich bei meinen 24-Stunden-Teilnahmen bislang nicht so erfolgreich. Also hoffe ich, dass sich das dieses Jahr ändert - auch weil die 24 Stunden am Ring dieses Jahr mein größtes und wichtigstes Rennen sind.

Bereitest du dich anders auf die 24 Stunden vor als üblich vor deinen Renneinsätzen?
Dirk Werner: Nein, nicht direkt. Fitness ist grundsätzlich wichtig, das gilt für alle Rennen. Etwas intensiver bereite ich mich aber schon vor, gehe etwa täglich laufen und schaue, dass ich pünktlich zum Rennen auf dem Höhepunkt angelangt bin. Außerdem musst du aufpassen, dass du vorher nicht krank wirst. Da du während des Rennens nachts kaum schläfst, zehrt das schon ordentlich an den Kräften.

Dirk Werner kehrt nach Pause auf die Nordschleife zurück, Foto: Patrick Funk
Dirk Werner kehrt nach Pause auf die Nordschleife zurück, Foto: Patrick Funk

Kommst du überhaupt zum Schlafen?
Dirk Werner: Wenn es gut läuft, bekommst du zweimal zwei Stunden Schlaf - also nicht sehr viel. Am Nürburgring sollte es einigermaßen klappen, weil der Weg zum Hotel nicht weit ist. Bei den 24 Stunden in Dubai dieses Jahr war es anders, da haben wir in einem Container an der Strecke geschlafen - da kamst du kaum zur Ruhe. Es ist auch wichtig, ein bisschen abzuschalten. Die ganze Grübelei bringt ja sowieso nichts. Als ich damals meine ersten Rennen gefahren bin, fiel es mir schwieriger, mal abzuschalten. Ich will nicht sagen, dass ich jetzt alt bin - aber es geht doch um einiges einfacher.

Fährst du lieber tagsüber oder nachts?
Dirk Werner: Inzwischen habe ich schon alles hinter mir und jede Uhrzeit hat ihren besonderen Reiz. Gerade auf der Nordschleife ist es schwierig, nachts zu fahren. Es ist ziemlich dunkel im Vergleich zu anderen Strecken, die eine ziemlich gute Ausleuchtung haben. Dafür ist die Atmosphäre mit den Lagerfeuern entlang der Rennstrecke speziell. Ich finde es auch schön, in den Sonnenaufgang hineinzufahren und sagen zu können, dass man die Nacht gut überstanden hat. Die heikelste Phase mit dem größten Unfallpotenzial ist dann meist überstanden.

Stolzer Papa: Dirk Werner, Foto: Patrick Funk
Stolzer Papa: Dirk Werner, Foto: Patrick Funk

Was ist für dich die kritischste Phase im Rennen?
Dirk Werner: Sicherlich der Start, wo jeder voller Adrenalin ist und das Feld dich zusammenhängt. Die Nacht kann auch immer heikel werden. Da passiert meist eine ganze Menge, wenn die Fahrer müde sind und die Konzentration etwas nachlässt. Grundsätzlich besteht aber immer die Gefahr, dass du übersehen wirst oder selber einen Fehler begehst.

Worin siehst du persönlich die größte Herausforderung bei den 24 Stunden am Nürburgring?
Dirk Werner: Am Nürburgring ist es sicherlich der große Geschwindigkeitsunterschied zwischen all den Autos. Unser BMW Z4 GT3 ist in den Kurven so viel schneller als beispielsweise ein Zwei-Liter-Tourenwagen. Da bist du so schnell dran, dass du dich schon sehr früh darauf einstellen musst. Außerdem variiert das Können der einzelnen Fahrer stark, da fahren ja nicht nur Profis mit. Darauf musst du dich entsprechend einstellen. Darin sehe ich die größte Herausforderung.

Dirk Werner beim Quali-Rennen zu den 24 Stunden am Nürburgring, Foto: Patrick Funk
Dirk Werner beim Quali-Rennen zu den 24 Stunden am Nürburgring, Foto: Patrick Funk

Brauchst du lange, um dich auf die Geschwindigkeitsunterschiede der anderen Autos einzustellen?
Dirk Werner: Mit den VLN-Rennen hatten wir diesmal eine sehr gute Vorbereitung und konnten lernen, uns auf den speziellen Verkehr einzustellen. Nach meiner längeren Nordschleifenpause habe ich aber schon gemerkt, dass es im Vergleich zu anderen Rennen eine riesige Umstellung war. Das hat eine Weile gedauert, denn theoretisch musst du das alles in jeder Kurve einschätzen können - und davon hat die Nordschleife ja nicht allzu wenige. Zwei, drei VLN-Rennen braucht man, um wieder voll drin zu sein.

Was hältst du als Fahrer davon, dass so viele unterschiedliche Autos zusammen auf der Strecke fahren?
Dirk Werner: Ich finde das gut. Die Wurzeln der VLN und des 24-Stunden-Rennens liegen ja in dieser Vielfalt. Das macht den Reiz aus und ist einfach der Charakter des Rennens. Aber: Je mehr schnelle Autos mitfahren, desto kritischer wird es. In letzter Zeit gab es leider relativ viele Unfälle. Da ist die Vernunft der Fahrer gefragt, auch weil sowohl die Strecke als auch die Autos immer schneller werden.