Vor zwei Jahren saßen Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen um zu beobachten, wie Extremsportler Felix Baumgartner in seiner Kapsel immer höher und höher stieg. Bei 39 Kilometern hatte der erste Teil seiner Reise ein Ende, dann sprang er wieder der Erde entgegen und brach gleich mehrere Rekorde. Seine neue Herausforderung geht zwar nicht in die Höhe ist aber rund 25 Kilometer lang. Baumgartner nimmt den Kampf mit der legendären Nordschleife auf und will sie beim ADAC Zurich 24h-Rennen bezwingen.

Wie zuvor bei seinen Extrem-Fallschirmsprüngen, so bereitet er auch dieses Projekt sehr akribisch vor. Im Herbst vergangenen Jahres fiel der Startschuss für die Vorbereitungen für das Abenteuer ADAC Zurich 24h-Rennen. "Den Traum, an diesem Rennen teilzunehmen, hatte ich schon als kleiner Junge", erinnert sich Baumgartner. Doch es sollte noch einige Monate dauern, bis er die Nordschleife zum ersten Mal unter seine Räder nahm. Die schwierige Rennstrecke mit ihren vielen tückischen Passagen ist nicht gerade der perfekte Ort, um das Rennfahrerhandwerk zu lernen.

So musste Baumgartner zunächst einmal die Schulbank drücken. Das gab ihm gleichzeitig die Möglichkeit, sich in Ruhe an den Audi R8 LMS zu gewöhnen. "Ich wollte wissen, was ich machen muss, wenn mir das Auto ein bestimmtes Feedback gibt. Wenn etwas passiert, musst man schnell reagieren können", erklärt Baumgartner. Sein "Fahrlehrer" während der Vorbereitungen war Sepp Haider, einer der erfolgreichsten österreichischen Rallyepiloten. "Ich vertraue Sepp", erzählt der Extremsportler. "Wenn er sagte, das geht voll, dann gebe ich Gas und hoffe, dass es gut geht."

From Heaven to Green Hell: Felix Baumgartner im Audi R8 LMS ultra, Foto: Patrick Funk
From Heaven to Green Hell: Felix Baumgartner im Audi R8 LMS ultra, Foto: Patrick Funk

Während der Winterpause ruhten zwar seine Tests auf Rennstrecken, dafür kletterte Baumgartner in den Simulator, um sich den Streckenverlauf einzuimpfen. "Eine sehr gute Streckenkenntnis ist meiner Meinung nach die halbe Miete", so der Österreicher. Als er wieder in den Audi stieg, trennten ihn nur noch etwas mehr als 100 Tage vom großen Ziel, dem 24-Stunden-Rennen.

Nun durfte Baumgartner auch zum ersten Mal auf die Nordschleife - allerdings nicht alleine, sondern im Rahmen der Touristenfahrten gemeinsam mit Dutzenden weiteren Fahrzeugen, guten und schlechten Piloten. Eine völlig neue Erfahrung für den Extremsportler, der bei seinen Sprüngen ohne Begleitung unterwegs war. Doch es gibt einen weiteren Punkt, an den sich Baumgartner gewöhnen muss. Beim 24-Stunden-Rennen wird er sich den Audi R8 LMS ultra mit drei echten Nordschleifenexperten teilen: Marco Werner, Frank Biela und Pierre Kaffer.

Bei seinen bisherigen Projekten wurden alle Abläufe und Materialien auf ihn zugeschnitten. Nun muss er sich das Auto teilen, und macht er einen Fehler, dann leiden seine Teamkollegen ebenfalls darunter. "Und ich bin auch noch der Schwächste", muss Baumgartner zugeben. "Das ist ein ganz neues Gefühl."

Felix Baumgartner sammelte bereits Erfahrung in der Nacht, Foto: Patrick Funk
Felix Baumgartner sammelte bereits Erfahrung in der Nacht, Foto: Patrick Funk

Drei Rennen bestritt Baumgartner in seiner Vorbereitungsphase für das ADAC Zurich 24h-Rennen. Seine ersten Rennkilometer bestritt er beim sechsstündigen Qualifikationsrennen. Beim Nachttraining konnte er auch seine ersten Erfahrungen in der Dunkelheit sammeln. "Es ist so schön, wenn du in die Nacht reinfährst", berichtet er begeistert. "Aber es gibt auch so viele Einflüsse, die dich ablenken: Der Rauch der Grills zieht über die Strecke und du riechst die Würstchen."

Zudem qualifizierte er sich hier offiziell für das 24-Stunden-Rennen. Bei zwei VLN-Läufen sammelte er weiter Kilometer und Erfahrung auf der Nordschleife. Doch beim ADAC Zurich 24h-Rennen wird Baumgartner beweisen müssen, ob er auf Asphalt genauso erfolgreich ist, wie im freien Fall.