Du startest mit dem Audi R8 LMS Ultra am Nürburgring, welche Erwartungen hast du?
René Rast: Schwer zu sagen, denn der Nürburgring ist immer eine kleine Glückslotterie. Es gibt viele Faktoren, die man nicht berechnen kann. Von der reinen Pace sind wir dabei, da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wir haben im letzten Jahr gesehen, dass der Audi auf die Distanz recht schnell ist. Man weiß nie, wie stark die Konkurrenz ist, aber ich glaube schon, dass wir mit vorne dabei sind. Aber über die Renndistanz gehört so viel Glück dazu, man muss einfach durchrollen und hoffen, dass man in der letzten Stunde noch dabei ist und dann attackieren.

Wie wichtig ist die Erfahrung bei diesem Rennen?
René Rast: Erfahrung ist alles. Bei den VLN-Rennen hat man schon einen kleinen Vorgeschmack bekommen, aber bei den 24 Stunden ist es noch einmal etwas anderes, weil es einfach mehr Autos gibt und man auch in der Nacht fährt. Es gibt viele Fahrer, die am Morgen müde sind, daher ist es eine Nummer härter als ein VLN-Rennen. Je mehr man bei den 24 Stunden schon gefahren ist, desto besser ist es, da man gewisse Situationen einfach besser als ein Neuling abschätzen kann.

Wie geht man als Profi-Pilot damit um, dass so viele Amateure mitfahren?
René Rast: Es kommt auf die Konzentration an. Wenn man uns sagt, dass wir bis zur letzten Sekunde pushen müssen, ist man natürlich aggressiv und sticht in jede Lücke hinein. Aber wenn man im 24-Stunden-Modus ist und sich sagt, man muss einfach durchrollen, schaut man natürlich, wohin die anderen fahren und selbst wenn die Lücke da ist, vertraut man dem nicht ganz und schaut drei, vier Mal, ob man wirklich in die Lücke hineinfahren kann. Je nachdem, in welchem Modus man unterwegs ist. Man hat eben Glück oder Pech.

Worin besteht für dich der besondere Reiz der 24 Stunden vom Nürburgring?
René Rast: Die Nordschleife ist die beste und gefährlichste Rennstrecke und für GT-Fahrzeuge sowieso die härteste Strecke der Welt. Für uns Fahrer gilt dasselbe, denn es gibt viel Verkehr mit einigen langsamen Autos und es kann sein, dass es auf 25 km regnet und in einer Kurve trocken ist. Es gibt Kurven, die man nicht einsehen kann, dazu kommen Sprünge und Hügel. Die Fans liefern außerdem ein Riesenspektakel. Es ist eine Kombination aus alledem.

Die 24 Stunden sind in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und auch die Hersteller investieren mittlerweile in großem Ausmaß. Warum ist das so?
René Rast: Man kann bei allen Herstellern sehen, dass das GT3-Programm immer weiter ausgeweitet wird, das GT-Programm ist in den letzten Jahren weltweit generell immer größer geworden. Das 24-Stunden-Rennen ist eines der wichtigsten und prestigeträchtigsten Rennen für die Hersteller. Wenn man sagen kann, dass man das 24-Stunden-Rennen gewonnen hat, hat man schon etwas geleistet. Jeder versucht, sich daran zu messen und will sagen, ich habe den und den und den geschlagen und wenn Audi, BMW und Mercedes dabei sind, ist es für alle besonders prestigeträchtig. Außerdem nutzen viele diese Chance, um ihre Autos weiterzuentwickeln.