Toyotas Drama in der absoluten Schlussphase der 24h von Le Mans 2016 hat ein Nachspiel. Der ACO, Ausrichter des Langstrecken-Klassikers an der Sarthe, hat nun die sportlichen Regeln für die Rennen ab 2017 angepasst. Konkret geht es dabei um die Zeit, die ein Fahrzeug für die letzte Rennrunde brauchen sollte. Alle wichtigen Fragen dazu klärt Motorsport-Magazin.com im Folgenden:

Was ist in Le Mans passiert?

Toyota führt die 24h von Le Mans 2016 souverän an und steht, 31 Jahre nach dem ersten Start, kurz vor dem erlösenden ersten Gesamtsieg an der Sarthe. Doch das Schicksal meint es einfach nicht gut mit den Japanern. Fünf Minuten sind noch auf der Uhr, als Kazuki Nakajima im führenden #5-Toyota plötzlich an die Box funkt: "I have no power! I have no power!" Der Toyota wird immer langsamer und kommt schließlich auf Start-Ziel zum Stehen.

Dort wird er von seinem Verfolger, dem Porsche #2 von Dumas/Jani/Lieb kampflos überholt - eine Runde zuvor betrug der Vorsprung des Toyota #5 noch 1:14 Minuten. Nakajima konnte das Auto nochmal neu starten, wurde aber letztlich nicht gewertet, da er die vorgeschriebene Maximaldauer für die letzte Runde überschritt. Doppelt bitter für Toyota, denen nur der Titel "Sieger der Herzen" blieb.

Wie sahen die Regeln bis 2016 aus?

Für die letzte Rennrunde hat der ausrichtende Automobil Club de l' Ouest (ACO) hat eine Maximaldauer von sechs Minuten vorgeschrieben. Diese darf nicht überschritten werden, ansonsten fällt ein Fahrzeug aus der Wertung raus. Toyotas Pech in diesem Fall: Nakajima hatte die Ziellinie schon überquert, sprich seine letzte schon Runde begonnen, als er ausgerollt ist. Es dauerte, bis er den TS050 Hybrid wieder ans Laufen brachte. Letztlich brauchte man gut elf Minuten für den letzten Umlauf. Da man dadurch allerdings die Maximaldauer überschritten hatte, wurde man nicht einmal gewertet, obwohl man prinzipiell als Zweiter eingelaufen war.

In diesem Moment fiel die Entscheidung gegen Toyota und für Porsche, Foto: Toyota
In diesem Moment fiel die Entscheidung gegen Toyota und für Porsche, Foto: Toyota

Was hat der ACO an den Regeln geändert?

Der ACO sah sich durch das unfassbare Pech Toyotas offenbar zum Handeln gezwungen. Von der Maximaldauer von sechs Minuten für die letzte Rennrunde hat man sich nun nämlich zumindest teilweise verabschiedet. Stattdessen hat man einen Strafenkatalog erstellt für den Fall, dass ein Fahrzeug für die letzte Runde zwischen sechs und 15 Minuten braucht. Das Strafmaß wurde dabei wie folgt bemessen:

  • Zwischen sechs und sieben Minuten: Strafe von einer Runde
  • Zwischen sieben und acht Minuten: Strafe von zwei Runden
  • Zwischen acht und zehn Minuten: Strafe von vier Runden
  • Zwischen zehn und 15 Minuten: Strafe von acht Runden

Wie wäre Toyota nach den neuen Regeln gewertet worden?

Da der #5-Toyota noch die Zielflagge sah, jedoch die Maximaldauer für die letzte Runde überschritt, wurde er 2016 aus der Wertung genommen. Nach den neuen Regeln ist dies nun anders. Elf Minuten brauchte Kazuki Nakajima für die letzte 13-Kilometer-Schleife. Nach dem neuen Schlüssel hätte er also acht Strafrunden aufgebrummt bekommen. Doch das hätte immer noch für Platz drei gereicht, hinter dem siegreichen Porsche und dem Schwesterauto #6.

Zu groß war nämlich der Rückstand des am Ende drittplatzierten Audi #8. Und nach diesen Regeln wäre auch Oliver Jarvis' Wunsch entsprochen worden. Jarvis war es spürbar unangenehm war, nach einem für Audi verkorksten 24-Stunden-Rennen noch das Podium geerbt zu haben. Der Brite ließ in der PK nach dem Rennen tief blicken, als er bekannte: "Ich würde auf jeden Fall den Platz hier räumen, um die Toyota-Jungs hier zu sehen."