Toyota erlebte bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 ein beispielloses Drama. Man führte mit dem TS050 Hybrid #5 und den Piloten Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima bis wenige Minuten vor Schluss mit einem relativ konfortablem Vorsprung von über einer Minute auf den Porsche 919 Hybrid #2. Doch dann schlug das Schicksal grausam zu: Ein Pfennigdefekt sorgte dafür, dass der Toyota #5 in der vorletzten Runde des Rennens immer langsamer wurde und schließlich auf Start-Ziel ausrollte.

Zwar bekam Nakajima, der zu diesem Zeitpunkt im Auto saß, den Boliden nochmal ans Laufen. Doch der #2-Porsche war durchgeschlüpft und staubte dadurch noch in der allerletzten Runde den Sieg ab. Bei Toyota hingegen flossen die Tränen der Enttäuschung hemmungslos. Wieder wurde es nichts mit dem ersten Gesamtsieg an der Sarthe. Es schien fast so, als hätte Le Mans nur Nackenschläge für Toyota übrig. Nakajima gab nun im Gespräch mit lemans.org Einblicke in sein Innenleben während und nach der dramatischen Niederlage.

So hat Nakajima das Le-Mans-Drama im #5-Toyota erlebt

"Es gab zwar schwierige Zeiten in meiner Karriere, aber das war die allergrößte Enttäuschung", räumt der Toyota-Pilot ein. Er war es, der im Laufe der vorletzten Runde auf der Hunaudières-Geraden in den Boxenfunk schrie, dass das Auto Power verliere. Plötzlich konnte Nakajima den #5-Toyota nur noch mit maximal 200 km/h über die lange Gerade jagen. "Ich konnte gar nicht glauben, was da vor sich geht", schüttelt der Japaner auch noch mehr als zwei Monate danach den Kopf.

"Ich habe mich mit den Ingenieuren am Funk unterhalten, wir haben versucht, den Defekt zu reparieren. Ich habe noch daran geglaubt, dass wir etwas unternehmen können, aber das ist am Ende nicht passiert. Ich musste das Auto anhalten und neu starten, ich war sprachlos!", ringt Nakajima noch immer um Fassung, wenn er an die Geschehnisse vom 19. Juni 2016 zurückdenkt. Der #5-Toyota lies sich letztlich doch starten, doch die letzte Rennrunde konnte Nakajima nur noch im Schleichtempo absolvieren. Der Japaner war deshalb auch zu langsam, um noch in die Wertung zu kommen.

Die Rennentscheidung bei den 24h von Le Mans 2016, Foto: Toyota
Die Rennentscheidung bei den 24h von Le Mans 2016, Foto: Toyota

Immerhin: Toyota hat in Le Mans Fanherzen gewonnen

So blieb Toyota unterm Strich nur der Titel "Sieger der Herzen". Mit dem beherzten Auftritt bei den 24h von Le Mans sind den Japanern die Sympathien der Zuschauer nach dem Rennen nur so entgegen geflogen. Ein Umstand, der auch Nakajima nicht verborgen geblieben ist: "Das Schöne ist, dass die Fans unsere Performance gesehen haben und dann voller Sympathie für uns waren. Wir haben durch den Ausfall noch mehr Fans gewonnen als im Falle eines Sieges!"

Auch daraus schöpfen Nakajima und das gesamte Toyota-Unternehmen die Kraft und die Motivation, es 2017 in Le Mans wieder zu versuchen. Den Japaner hat die Fan-Sympathie auch geholfen, den Rückschlag schneller zu verkraften, denn: "Um ehrlich zu sein, denke ich da inzwischen gar nicht mehr dran, auch wenn man so einen Rückschlag nur schwer vergessen kann! Dieses Erlebnis wird mir immer bleiben - oder zumindest bis wir das Rennen eines Tages mal gewinnen sollten." Sollte es tatsächlich mit dem Gesamtsieg klappen, wäre dies jedenfalls eine unbeschreibliche Erlösung für Toyota.