Die 24h von Le Mans 2016, das ist vor allem die Geschichte vom Zweikampf Porsche vs. Toyota um den Gesamtsieg, der erst in der vorletzten Runde des Rennens in einer noch nie da gewesenen Dramatik entschieden wurde. Toyota hatte dieses Rennen so gut wie in der Tasche, man ging mit 1:14 Minuten Vorsprung auf die vorletzte Runde, als Kazuki Nakajima auf der Hunaudières-Geraden auf einmal von einem Power-Verlust am Funk berichtet. Bis Start-Ziel schafft es der Toyota #5 noch, rollt dann aber aus. Der Porsche #2 von Dumas/Jani/Lieb schlüpft durch und staubt den Sieg in der letzten Runde ab.

Dabei war eigentlich alles angerichtet für den ersten Gesamtsieg eines Toyota, 31 Jahre nachdem die Japaner mit dem TS010 ihr Debüt an der Sarthe gaben. Mit dem TS050 Hybrid, den man neu und speziell im Hinblick auf Le Mans entwickelte, war man dem Porsche 919 Hybrid von der Pace her ebenbürtig. Dazu hatte man einen nicht unwesentlichen, strategischen Vorteil auf seiner Seite: Man konnte bei den Stints eine Runde mehr als Porsche und Audi zurücklegen.

Le Mans: Porsche und Toyota verlieren je ein Auto

Nach gut sechs Stunden war der Toyota #6 schon so weit enteilt, dass man die Führung trotz Stopps behaupten konnte. Der Dreikampf zwischen beiden Toyota und dem Porsche #2 wurde bis Sonntag Mittag fortgeführt, teilweise trennten die drei Fahrzeuge nur acht Sekunden. Dann aber musste die #6 gut drei Stunden vor dem Ende in die Garage geschoben werden. Reparaturarbeiten an der Karosserie mussten vorgenommen werden, der Wagen verlor dabei drei Runden und musste sich im Kampf um den Sieg verabschieden.

Bereits früh in der Nacht verlor Porsche seine #1 von Bernhard/Webber/Hartley. Eine defekte Wasserpumpe sorgte dafür, dass die amtierenden WEC-Champions mehrere Stunden tatenlos zusehen musste, wie ihr Auto in der Garage wieder fahrtüchtig gemacht werden musste. Immerhin: Die Zielflagge wurde noch erreicht. "Wir sind natürlich enttäuscht, dass uns das Problem heute Nacht zurückgeworfen hat. Aber jeder im Team stellte seinen Kampfgeist unter Beweis", lobte Brendon Hartley die Mechaniker für ihren unermüdlichen Einsatz.

Tragisches Finish entscheidet Kampf Porsche vs. Toyota

Damit war in den letzten zweieinhalb Stunden der Kampf zwischen dem Toyota #5 und dem Porsche #2 um den Gesamtsieg eröffnet. Die besseren Karten hatte aus den weiter oben genannten Gründen Toyota. Nach den Problemen der #6 sprang die #5 in die Bresche und übernahm wenige Umläufe nach dem Notstopp des Schwesterautos die Führung. Bis zur vorletzten Runde des Rennens konnte der Vorsprung auf 1:14 Minuten ausgebaut werden - ehe der Bolide nicht mehr mitmachte.

"Es war das unglaubliche Ende eines schwierigen Rennens. Ein Ende, das man niemals erfinden könnte. Niemand würde so ein Ende in einem Film glauben. Das aber tatsächlich zu erleben ist furchtbar hart", war Anthony Davidson am Boden zerstört. Die #5 blieb auf Start-Ziel stehen, und Jani im Porsche #2 ging kampflos vorbei. Trotz Mitgefühls für das unglaubliche Pech der Konkurrenz - die Freude im Porsche-Lager war groß: "Sicher leiden wir auch ein Stück weit mit Toyota mit. Aber wenn du die Chance hast, Le Mans zu gewinnen, sagst du natürlich nicht 'Nein danke'", erklärte Romain Dumas nach dem Rennen.

Porsche vs. Toyota um die Le-Mans-Krone - das gab es schon mal

1998 kämpfte Toyota mit dem bildhübschen GT-One gegen Porsche um den Sieg, Foto: Sutton
1998 kämpfte Toyota mit dem bildhübschen GT-One gegen Porsche um den Sieg, Foto: Sutton

Damit war es wieder nichts mit dem allerersten Gesamtsieg für Toyota in der Le-Mans-Historie. Auch in dieser Hinsicht erinnert der Zweikampf um den Sieg 2016 stark an die 1998er-Ausgabe des Langstrecken-Klassikers an der Sarthe. Toyota trat damals mit dem brandneuen und wunderschönen GT-One an und kämpfte bis kurz vor Schluss gegen Porsches nicht weniger hübschen 911 GT1 '98 um den Gesamtsieg. Einziger Unterschied zwischen damals und heute: Während 2016 mit Audi nur noch ein weiterer Wettbewerber um den Gesamtsieg im Feld vertreten war, starteten 1998 mit Mercedes, BMW, Nissan, Chrysler und Ford (in Form von Panoz) fünf weitere Hersteller mit Siegambitionen.

Der Ausgang ist bekannt: Toyota führte mit dem GT-One #29 von Boutsen/Kelleners/Lees bis knapp eine Stunde vor Rennende. Im Laufe des Rennens musste das Getriebe an jenem Boliden schon zwei Mal gewechselt werden, was zwischenzeitlich die Porsche an die Spitze spülte. Als dann auch noch das dritte Getriebe am #29-Toyota den Geist aufgab, rollte der Bolide in Arnage aus und der Weg für Porsche war frei. Die #26 von Aiello/McNish/Ortelli fuhr den Gesamtsieg vor dem Schwesterauto von Müller/Alzen/Wollek in der letzten Stunde sicher nach Hause. Der einzige der drei gestarteten Toyota im Ziel war die #27 von Katayama/Suzuki/Tsuchiya auf Platz neun. Ein Rennausgang mit ähnlicher Dramatik für Toyota wie 2016.