Erst am vergangenen Freitag wurde die BoP für die GTE-Klassen beim 24h-Rennen in Le Mans auf Basis der Vortest-Daten fixiert. Auf dem Papier wurden hier Aston Martin und Ford die größten Zugeständnisse eingeräumt, Porsche, Corvette und vor allem Ferrari galten als Verlierer der Performanceangleichung. Die Regelhüter vom ACO bedachten den Aston Martin und den Ford mit dem geringsten Mindestgewicht und dem größten Tankvolumen.

Nach einem freien Training und drei Qualifyings zeigt sich: Ferrari und Ford scheinen in ihrer eigenen Liga unterwegs zu sein, während sich besonders Porsche und Corvette benachteiligt fühlen. Das Ergebnis des Qualifyings in nackten Zahlen: Der beste Porsche geht in seiner Klasse von Startplatz acht aus ins Rennen, der Rückstand auf das schnellste Auto, den Ford #68, beträgt satte 3,7 Sekunden. Vor Porsche stehen in der Startaufstellung nur Ford- und Ferrari-Fahrzeuge, auf den nächstbesten Wagen fehlen immerhin schon 1,8 Sekunden. Die beiden Corvette kamen gar nur auf die Plätze 13 und 14 und treiben damit das gesamte GTE-Pro-Feld vor sich her.

Tränen der Verzweiflung beim Porsche-Sportchef wegen BoP

Den Boxencrews von Porsche wurde Spitzen-Arbeit bescheinigt - das reicht aber offenbar nicht, Foto: Porsche
Den Boxencrews von Porsche wurde Spitzen-Arbeit bescheinigt - das reicht aber offenbar nicht, Foto: Porsche

Dieser klare Vorteil für die turbo-befeuerten Ford und Ferrari sorgte auf der Porsche-Pressekonferenz am Freitag Mittag für aufsehenerregende Szenen: Tränen beim Sportchef! "Wir hatten ein perfektes Auto, das Feedback der Fahrer war großartig. Sie meinten, sie hätten das beste Auto bekommen, das sie jemals hatten. Wir alle wissen, dass wir eine Balance of Performance brauchen, aber nicht diese Art", beklagte Porsche-Motorsportchef Dr. Frank-Steffen Walliser, um direkt danach seinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Schon in der Porsche-Pressemitteilung nach dem abschließenden 3. Qualifying wurde Walliser wie folgt zitiert: "Die Lücke zur Spitze ist sehr groß. Mal sehen, ob die Reglementmacher nach den versprochenen Analysen morgen noch eine finale Entscheidung über die Einstufung der GT-Autos für das Rennen treffen", hoffte Walliser zu diesem Zeitpunkt noch darauf, dass der ACO seine Einstufung noch einmal überdenken möge.

BoP der GTE-Pros kann kurzfristig noch einmal geändert werden

Neben Ford fährt auch Ferrari der GT-Konkurrenz weit voraus, Foto: Ferrari
Neben Ford fährt auch Ferrari der GT-Konkurrenz weit voraus, Foto: Ferrari

Auch bei Corvette, die im Qualifying ganz hinten landeten, war man überhaupt nicht zufrieden mit der BoP-Einstufung. Im Vergleich zur IMSA müssen die US-Dampfhammer in Le Mans mit 0,7 Millimeter kleineren Restriktoren fahren. "Was die BoP betrifft, denke ich, man kann sich die Zeitenlisten nach dem Qualifying ansehen. Die sind ziemlich selbsterklärend", kommentierte Corvettes Rennprogramm-Manager Doug Fehan die Situation gegenüber Sportscar365 süffisant.

Beim ACO hat man offenbar Wallisers Gebete erhört. Für 15:00 Uhr ist ein BoP-Meeting anberaumt. Der eklatante Rückstand von Porsche, Corvette und Aston Martin ist also auch den obersten Regelhütern ins Auge gestochen. Dieser Schritt hatte sich bereits angedeutet, denn ACO-Sportdirektor Vincent Beaumnesil verriet am Donnerstag im Gespräch mit Sportscar365: "Die Leute sehen sich die Daten, und alles was gesammelt wird an. Wir können am Freitag noch Veränderungen vornehmen, wenn wir wollen." Damit würde zwischen den fünf GT-Herstellern wieder mehr Chancengleichheit herrschen.

UPDATE: BoP für Le-Mans-Rennen tatsächlich geändert!

Inzwischen ist durchgesickert: Der ACO passt die BoP für das 24h-Rennen wirklich noch einmal auf Basis des Qualifying-Ergebnisses an. Ferrari (+15kg) und Ford (+10kg) müssen wieder Gewicht zuladen, zudem wird der Ladedruck an den Turboaggregaten der beiden Hersteller etwas verringert. Corvette und Aston Martin dürfen ihre Restriktoren wieder um 0,2 Millimeter vergrößern. Keine Veränderungen wurden hingegen beim Porsche getätigt. Außerdem wuchs der Tank des Ferrari und der Corvette um zwei Liter an. Die neuen Daten in der Übersicht:

Tabelle: Gewichtsveränderung GTE-Pro-Autos für Le Mans:

AutoGewicht vom SaisonstartVeränderung zum SaisonstartGewicht für Le Mans 2016
Aston Martin Vantage V81230kg-50kg1180kg
Chevrolet Corvette C7.R1240kg+-0kg1240kg
Ford GT1260kg-15kg1245kg
Porsche 911 RSR1240kg+5kg1245kg
Ferrari 488 GTE1240kg+35kg1275kg

Tabelle: Tankkapazitäten der GTE-Pro-Autos für Le Mans

AutoTankvolumen SaisonstartVeränderungTankvolumen Le Mans
Aston Martin Vantage V895 Liter+7 Liter102 Liter
Ford GT90 Liter+8 Liter98 Liter
Porsche 911 RSR90 Liter+5 Liter95 Liter
Chevrolet Corvette C7.R88 Liter+7 Liter95 Liter
Ferrari 488 GTE86 Liter+4 Liter90 Liter