Wie fühlt es sich an, wenn man als LMP1-Titelverteidiger nach Le Mans kommt, aber nur in einem GT-Auto ran darf?

Earl Bamber: Natürlich ist es ein wenig enttäuschen, wenn man seinen Titel nicht verteidigen kann. Für mich ist es dennoch eine große Freude, mit dem GT-Team von Porsche nach Le Mans zurückzukehren. Hauptsächlich bin ja GT-Werksfahrer. Es ist mein erstes Mal im 911 RSR auf dieser Strecke und ich freue mich schon sehr auf diese Gelegenheit.
Nick Tandy: Ich fühle mich großartig, denn diese Strecke wird für uns auf immer und ewig etwas Besonderes bleiben, nach dem, was wir hier im vergangenen Jahr erreicht haben. Wir fahren nun zwar ein anderes Auto in einer anderen Klasse, aber sind immer noch ein Teil von Porsche. Ich fahre in einem Team mit Earl und arbeite mit den gleichen Leuten zusammen. Ein GT-Auto ist zwar langsamer als ein LMP1, aber wir können an diesem Wochenende auch ein Rennen gewinnen.

Ihr fühlt euch also immer noch als vollwertiger Teil der Porsche-Familie?

Nick Tandy: Ja, weil wir ja nach wie vor in das Testprogramm der LMP1-Autos involviert sind. Wir sind ja bereits im Vorjahr nach unserem Le-Mans-Sieg wieder in unsere GT-Autos gestiegen und haben unsere Rennen in den USA bestritten. Es war nie so, dass wir uns nur auf eines dieser Projekte fokussiert hätten.

Hat der Erfolg 2015 in euren Leben etwas verändert?

Earl Bamber: Natürlich verändert sich etwas durch einen derartigen Triumph. Zum Beispiel müssen wir in diesem Jahr hier in Le Mans viel mehr Interviews geben. (lacht) Viele Fahrer versuchen viele Jahre lang in Le Mans zu gewinnen und schaffen es nie. Wir haben dieses Ziel erreicht und es war schon etwas Besonderes, unsere Handabrücke in einer Reihe mit all den großen Namen zu sehen, die hier schon gewonnen haben.

Besteht noch Kontakt zu Nico Hülkenberg, mit dem ihr im Vorjahr gewonnen habt?

Nick Tandy: Ja, obwohl wir ihn natürlich nicht häufig sehen. Wir müssen unserem Rennkalender folgen, er seinem. Wir haben ihm vor wenigen Tagen aber ein gemeinsames Video vom Public Scrutineering geschickt. Er hat uns daraufhin viel Glück gewünscht und beteuert, dass er gerne rasch wieder mit uns im Auto sitzen würde.

Ein gemeinsamer Le-Mans-Sieg schafft also schon eine tiefere Bindung?

Nick Tandy: Klar! Aufgrund eines derartigen Erfolgs bleibt man natürlich verbunden. Wir werden wohl Freunde auf ewig bleiben wegen unserer gemeinsamen guten Erinnerungen.

Wann habt ihr davon erfahren, dass ihr euren Titel 2016 nicht verteidigen können werdet?

Nick Tandy: War das im November? (blickt zu Earl Bamber)
Earl Bamber: Ja.
Nick Tandy: Ein paar Tage bevor die offizielle Presseaussendung nach außen ging, dass Porsche nur noch zwei Autos an den Start bringt.

Wie waren eure Emotionen in diesem Moment?

Nick Tandy: Natürlich war das enttäuschend und für mich waren die Tage danach die härtesten. Allerdings hätte ich gedacht, dass es sich bei der Rückkehr hierher schlimmer anfühlen würde. Jetzt bin ich wieder in Le Mans und weiß erst richtig zu schätzen, was wir im Vorjahr erreicht haben.
Earl Bamber: Bei mir ist der Hunger nach mehr jetzt wieder voll entfacht. Natürlich will ich irgendwann wieder zurück in dieses Auto und erneut um den Gesamtsieg kämpfen. Ich bin bereit dazu!

Wie sind eure Erwartungen für das Rennen?

Earl Bamber: Reifen, Sprit und das Auto am Laufen halten.
Nick Tandy: (lacht) Da kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen. Wir müssen ein sauberes Rennen fahren und können uns ohnehin nur auf die eigene Leistung und die Performance des Autos konzentrieren.

Seid ihr mit dieser Performance zufrieden?

Nick Tandy: Total! Das Auto funktioniert einwandfrei und wir haben seit dem Testtag einen Schritt nach vorne gemacht. Es ist das beste GT-Auto, das ich je um diese Strecke bewegt habe.

In welchem Bereich liegen die größten Stärken des Autos?

Earl Bamber: Auf der Bremse sind wir sehr gut.
Nick Tandy: Ja, besonders in den harten Bremszonen. Das wird uns hoffentlich einige Überholmanöver ermöglichen.

Wie steht ihr zum Comeback von Ford in der GT-Klasse?

Nick Tandy: Es ist großartig für unsere Klasse. Ich liebe Rennfahren wegen des Competition-Aspekts. Es geht darum, gegen andere Fahrer anzutreten und sie zu besiegen. Am meisten genieße ich jene Rennen, in denen man richtig hart um den Sieg kämpfen muss. Dass in unserer Klasse so viele hochwertige Autos unterwegs sind, bedeutet, dass der jeweilige Sieger einen an diesem Wochenende einen richtig guten Job erledigt hat.