Ein heftiger Unfall in den Morgenstunden des 24-Stunden-Rennens in Le Mans sorgte für einen Schockmoment. Roald Goethe war mit seinem Aston Martin V8 Vantage vor der Ford-Schikane bei einem Überrundungsmanöver von Nico Hülkenberg abgeflogen. Angesichts des Triumphs von Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy geriet die Rolle des führenden Porsche 919 Hybrid schnell in Vergessenheit. Goethe konnte mittlerweile das Krankenhaus verlassen und aus eigener Kraft laufen, kann seine Enttäuschung über das Verhalten von Porsche nicht verbergen.

"Ich habe mich einer Schlüssellochchirurgie unterzogen", erklärte der in Monaco lebende Deutsche gegenüber Autosport. "Etwas, was man ‚spinal jack‘ nennt, wurde in den beschädigten Wirbel eingeführt und dann einzementiert. Ich bin gut drauf und kann laufen, wenn auch momentan in Zeitlupe." Goethe brach sich gleich zwei Wirbel bei seinem Abflug, der für ihn, Stuart Hall und Francesco Castellacci das aus bedeutete. Der 55-Jährige ließ sich in seiner Wahlheimat Monaco operieren und lobte seinen Chirurgen.

Der Unfallhergang war aus den TV-Bildern nicht vollständig zu rekonstruieren: Hülkenberg wollte im Porsche 919 Hybrid den Aston Martin links überholen, doch der leichte Rechts-Links-Knick, der Vollgas durchfahren wird, sorgte dafür, dass sich die Lücke immer weiter verkleinerte. Goethe geriet auf die Marbles neben der Ideallinie und flog in der Folge ab. Porsche nutzte die anschließende SC-Phase, um die Heckpartie am 919 auszutauschen. Bei Goethe wurde zunächst schlimmeres befürchtet, nachdem Allan Simonsen bereits 2013 in einem Aston Martin V8 Vantage ums Leben gekommen war.

Goethe macht Kontakt für Abflug verantwortlich

Wenig begeistert zeigte er sich vom Verhalten von Porsche - eine Kontaktaufnahme habe es nicht gegeben. "Es mag von vorne so aussehen, dass ich die Kontrolle verloren habe, weil ich neben der Ideallinie oder einfach schlecht gefahren bin, aber in Wirklichkeit wurde der Unfall dadurch ausgelöst, dass der Kontakt mit dem LMP1-Porsche mich auf die Marbles geschickt hat", erklärte er frustriert gegenüber Motorsport.com. "Der Porsche hat sich eine kleine Lücke ausgesucht, die immer kleiner wurde und faktisch nicht mehr da war, als er sein Manöver beendete." Hülkenberg wich auf die Kerbs aus und es gab eine kleine Berührung.

"Natürlich war das keine Absicht, aber das Ergebnis ist, wie es ist", fuhr Goethe fort. "Hülkenberg hätte auf den Kurvenausgang warten sollen. Das hätte ihn eine halbe Sekunde, maximal eine Sekunde gekostet, und das zu einer Zeit, als er einen sicheren Vorsprung hatte. Ich habe großen Respekt für Le-Mans-Sieger wie Hülkenberg und bewundere ihn, aber es ist schade, dass sein schlecht getimtes Überholmanöver diese Bewunderung etwas unterläuft."

Der heftige Unfall könnte Goethe davon abhalten, künftig in Le Mans anzutreten. "Der Unfall hat mir nicht meine Begeisterung für den Motorsport geraubt, aber ich habe eine ungeschützte, nackte Wand getroffen." Bevor er nach Le Mans zurückkehrt, müsse die Sicherheit verbessert werden. Goethe schlug Reifenstapel an der betroffenen Stelle oder auch die nachgebende "Safer Barrier", die aus dem US-Motorsport bekannt ist, als Lösungsmöglichkeiten vor. Den WEC-Lauf am Nürburgring Ende August möchte er bestreiten. Er war bereits in Spa-Francorchamps in Eau Rouge heftig abgeflogen.