Er hat zumindest den Status eines Werksfahrers, das kann Max Chilton niemand nehmen. Doch das Jahr 2015 ist für den Engländer, der zwei Jahre lang für das Marussia-Team in der Formel 1 bis zu dessen Insolvenz unterwegs gewesen war, alles andere als gradlinig verlaufen: Die Ankunft des Nissan GT-R LM Nismo verzögerte sich und von einer angemessenen Konkurrenzfähigkeit ist das skurrile Frontantriebsgefährt weit entfernt. Ein zweites Standbein hat er sich in Amerika aufgebaut, dort fährt Chilton die Indy Lights Meisterschaft, die zweite Liga der IndyCars.

"Das war ein verrücktes Jahr für mich", sagte der 24-Jährige gegenüber Motorsport.com. "Normalerweise weiß ich zu Beginn des Jahres, was ich machen werde. Aber dieses Jahr hatte ich absolut keinen Plan." Doch er kann sich bereits glücklich schätzen: Noch nicht einmal ein Vierteljahrhundert alt, wird Chilton bereits mit dem Monaco-GP und den 24 Stunden von Le Mans zwei der wichtigsten Autorennen der Welt bestritten haben. "Ich bin sehr glücklich, direkt aus der Formel 1 heraus in ein LMP1-Werksteam gekommen zu sein."

Das Nissan-Projekt musste jede Menge Hohn und Spott einstecken. In Le Mans sind die Frontmotor-Boliden, deren Hybridsystem nicht funktionsfähig ist, nur etwa auf LMP2-Niveau unterwegs. "Es ist ein echtes Projekt, wir verschieben Grenzen beim Design eines Rennwagens", führte Max Chilton aus. "Es gibt viele Zweifler, aber ich glaube dran. Ich denke, dieses Jahr wird es sehr hart, weil wir etwas völlig neues probieren, was schwierig umzusetzen ist." Langfristig aber, so glaubt er, wird das Konzept funktionieren. Deshalb sei dieses Jahr nur eine Zielankunft als Ziel ausgegeben. Nissan tritt 2015 in Le Mans mit einer Notlösung an, weil der Doppelhybrid zu schwer geworden ist.

In der Formel 1 legte Chilton eine bemerkenswerte Zuverlässigkeitssträhne mit 25 Zielankünften hin, erst beim Großen Preis von Kanada 2014 endete diese. Gegenüber Jules Bianchi war er aber meist der Langsamere. Mit der Formel 1 ist er noch nicht fertig, seinem geretteten alten Team möchte aber nicht mehr beitreten: "Ich hoffe, dass ich noch einmal in der Formel 1 fahren kann, dann aber in einem Auto, in dem ich zeigen kann, was ich drauf habe." Er freue sich aber, dass es für Manor weitergegangen ist. "Ich weiß, wie viel Arbeit in dieses Team in den letzten fünf Jahren eingeflossen ist. Ich weiß, dass sie kämpfen."