Nach dem ersten Einsatz des Rebellion R-One mit Toyota-Motor ging es für das schweizerische Team direkt nach Le Mans zum Härtetest. Beide R-One kamen ohne größere technische Probleme durch den Tag und die Elektronikprobleme am Fahrzeug mit der Startnummer 13 aus Spa wurden behoben. Die Stimmung im Team war bis wenige Minuten vor Schluss daher gut. Die schlechte Nachricht: Als die Zielflagge schon bereit gelegt wurde, sorgte Nick Heidfeld doch noch einmal für reichlich Arbeit, als er den R-One mit der Startnummer 12 in den Porsche-Kurven zerlegte. Der ehemalige Formel-1-Pilot war aber wohlauf.

Die andere schlechte Nachricht: Rebellion hängt noch immer weit hinter den Werksteams zurück und befindet sich im Niemandsland zwischen LMP1-H und LMP2. Die beste Zeit von 3:31.700 Minuten war knapp sieben Sekunden langsamer als die Zeit des langsamsten Hybriden, die 3:33.042 des Fahrzeugs mit der Startnummer 13 hingegen keine fünf Sekunden schneller als die beste LMP2-Zeit. Am Topspeed liegt es nicht: Mit 331 km/h ist Rebellion voll bei der Musik. Es fehlt in den Kurven und bei der Beschleunigung. Noch gilt es zu beachten, dass der R-One noch immer brandneu ist und es weiter Steigerungspotenzial gibt.

Dennoch ist das Loch nach vorne dermaßen groß, dass es sehr schwer werden wird. Insbesondere bei der Beschleunigung aus engen Kurven heraus kann Rebellion den mächtigen Hybridaggregaten kaum etwas entgegen setzen. Das war zwar schon vorher bekannt, doch dass der Effekt so groß sein würde, überrascht selbst Realisten. Schon werden erste Forderungen nach Regeländerungen laut (s.u.). Trotzdem gelang Rebellion als einzigem privaten LMP1-Rennstall in Anbetracht der Mittel und des knappen Zeitplans des R-One ein guter Auftakt, als Wermutstropfen bleibt der Unfall von Nick Heidfeld.

Stimmen nach dem Test

Nick Heidfeld (#12): "Da wir noch immer ein neues Fahrzeug haben, kennen wir es noch nicht sonderlich gut. Die Balance war nicht so, wie ich es mag. Wir haben sie über das Wochenende hinweg deutlich verbessert, doch das Auto ist noch immer sehr neu. Wir lernen ständig neue Dinge in den Bereichen Spritsparen, Setup und Elektronik. Wir bewegen uns weiter vorwärts und haben noch einen gewissen Raum bis zum Limit. Bei der Anfahrt zum Porsche-S habe ich das Heck verloren. Ich bin froh, dass an dieser Stelle Tecpro-Barriers aufgestellt worden sind, denn die Beschädigungen hätten sonst wesentlich schlimmer ausfallen können."

Nicolas Prost (#12): "Wir haben heute gute Arbeit geleistet und viele Fortschritte beim Auto erzielt. Wir können uns weiter steigern, aber der Abstand zu den Werkswagen sieht noch immer recht groß aus. Das Wochenende war positiv. Ich bin mir sicher, dass wir uns steigern werden und in der Rennwoche dichter herankommen. Und wer weiß schon, was im Rennen passieren kann..."

Mathias Beche (#12): "Ich bin glücklich mit dem, was wir an Arbeit geleistet haben. Wir haben alles gegeben, was wir konnten, und das Auto konstant über den Tag hinweg verbessert. Die Balance des Autos ist nun nahe an dem, was wir eigentlich wollen. Aber wenn wir Sprit sparen, verlieren wir eine Menge Performance. Wir müssen dichter an die Werksautos herankommen."

Andrea Belicchi (#13): "Wir haben endlich die Ursache für die Elektronikprobleme gefunden, die uns von Spa bis nach Le Mans verfolgt haben und hoffen, dass wir das endgültig hinter uns gebracht haben. Am späten Nachmittag haben wir dann ein wenig am Setup des Autos gearbeitet. Es sieht so aus, dass wir eine Änderung in den Regularien benötigen, denn wir brauchen mehr Performance, wenn wir im Spritspar-Modus fahren. Und der Unterschied bei der Beschleunigung zu den Werkswagen besteht noch immer, da ihre Hybridsysteme mehr Power haben als unser regulärer Motor."

Dominik Kraihamer (#13): "Es war sehr schön, das Auto wieder zu fahren. Und es ist immer ein Vergnügen, auf dieser Strecke unterwegs zu sein. Ich bin glücklich, dass ich Teil des R-One-Projekts bin. Die Jungs haben hart für den Testtag gearbeitet. Ich bin beeindruckt, wie sie die Probleme an dem neuen Fahrzeug aussortiert haben. Die Performance der R-One ist ein bisschen zu weit weg von den Werksautos, aber wir haben nicht dieselben Möglichkeiten wie sie. Wir pushen hart, um dichter heran zu kommen."

Fabio Leimer (#13): "Es war ein ganz guter Testtag. Ich habe meine zehn benötigten Rookie-Runden absolviert und bin jetzt bereit für das Rennen. Ich habe jede Runde mehr über Le Mans gelernt und muss sagen, dass es mir sehr gefällt, auf dieser Strecke zu fahren. Ich freue mich riesig auf die Rennwoche.

Bart Hayden, Teammanager: "Der offizielle Testtag war generell positiv, aber der Unfall in den letzten Minuten der Session war natürlich schade. Glücklicherweise ist Nick okay und der Schaden am Auto ist reparabel, daher sollte uns das nicht zu sehr für das Rennen beeinträchtigen. Wir haben eine ordentliche Anzahl an Runden abgespult und Fortschritte bei der Performance des Autos und seinen Systemen erzielt, was schön zu sehen ist. Wir haben jetzt mehr Daten, die uns helfen, uns auf das Rennen vorzubereiten und ich bin zuversichtlich, dass wir in der Rennwoche weiter nach vorne kommen."