Nach drei Jahren im Oreca-Peugeot und zwei Anläufen für Audi hatte es Loïc Duval endlich geschafft: Er stand zum ersten Mal bei den 24 Stunden von Le Mans ganz oben auf dem Podest. Der Sieg wurde unter schwierigsten Bedingungen herausgefahren - nicht nur aufgrund der Witterungsverhältnisse, sondern auch aufgrund des tragischen Unfalls von Allan Simonsen. "Es war ein schwieriges Wochenende mit vielen Emotionen", fasste Duval das denkwürdige Wochenende an der Sarthe zusammen.

Mit dem Sieg hat sich der Franzose einen Traum erfüllt: "Ich wollte auf das Podest kommen, und dank Tom [Kristensen], Allan [McNish] und dem ganzen Team konnten wir das Rennen gewinnen, was für mich eine große Sache ist." Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Le Mans sozusagen sein Wohnzimmer ist: "Ich bin in der Nähe von Le Mans geboren", so der Mann aus Chartres, "und habe eine Menge Freunde und Unterstützer hier. Es war unglaublich, ganz oben auf dem Podium zu stehen." Selbst mehr als eine Woche nach dem Triumph habe er noch immer nicht realisiert, was geschehen sei, gab er zu.

Zu verarbeiten gilt es Emotionen in vielfacher Hinsicht: "Ich wollte mit der gesamten Situation relaxt umgehen, aber am Ende waren es doch wieder viele Emotionen. Da wir an diesem Wochenende einen Fahrer verloren haben, ist es ein echter Gefühlsmix. Aber jetzt kann ich mich als Teil der Le-Mans-Geschichte ansehen, das ist wirklich sehr speziell."

Frühzeitig aus dem Schlaf gerissen

Duval hat einen großen Anteil zum Sieg beigetragen, als er eine unerwartet kurze Pause in den Morgenstunden erhielt, da seine Teamkollegen nur sehr kurze Stints fuhren. Tom Kristensen erklärte: "Ich habe das Auto am Morgen übernommen. Es regnete, aber dann sah es so aus, als würde es abtrocknen. Ich war bereits eine gewisse Zeit im Auto wegen des Safety Cars, und wir wollten auf Slicks gehen." Nun kam das Problem: Den angepeilten Vierfachstint hätte Kristensen nicht mehr fahren können, da er die Maximalfahrzeit überschritten hätte. "Also habe ich auf Allan gewechselt, als es ein weiteres Safety Car gab."

Doch McNish passierte kurze Zeit später dasselbe: "Es gab ein Safety Car, es regnete, und am Ende der Safety-Car-Phase bin ich bereits zwei Stunden gefahren, deshalb wäre ich nicht in der Position gewesen, einen Slick aufzuziehen und bis zum Ende des nächsten Rennsegments [dem Ende der Lebensdauer des Reifens] zu fahren." Daher musste Loïc Duval bereits drei Stunden nach seinem vorigen Stint wieder in den Audi R18 e-tron quattro steigen. Fahrerwechsel werden aufgrund der Boxenstoppdauer in Le Mans nur in Verbindung mit Reifenwechseln durchgeführt, nicht bei einem einfachen Auftankstopp.

"Nach drei Stunden bin ich wieder auf die Strecke gegangen, aber es war okay", kommentierte Duval seinen unerwartet frühen Vormittags-Einsatz. "Natürlich waren wir alle ein wenig müde, aber mit den Physiotherapeuten und all den anderen Leuten, die sich um uns gekümmert haben, ist es okay, dann wieder ins Auto zu steigen." Physisch sei alles bestens gewesen: "Das Auto war einfach zu fahren und ich habe mich im Fahrzeug wohl gefühlt. Deshalb war es kein Problem, wieder einzusteigen, obwohl ich nur drei Stunden Erholung hatte." Auch diese Improvisation zeigt, wie schwierig die 24 Stunden von Le Mans 2013 gewesen sind.