Neel, dieses Jahr fährst du wieder für Rebellion in Le Mans. Warum hat es dieses Jahr noch nicht mit einem Cockpit bei einem Hersteller gereicht?
Neel Jani: Es war schon ein Thema während des Winters, aber ich wäre keine volle Saison bei einem Hersteller durchgefahren. Es ist nicht mein Ziel, nur die Vorbereitungsrennen auf Le Mans zu fahren und dann auf der Ersatzbank Platz zu nehmen. Eine andere Option hätte es nicht gegeben und das war nicht interessant für mich.

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Neel Jani: Das ist mit Sicherheit ein interessantes Projekt. Mein oberstes Ziel war aber immer, 2014 in einem Werksauto zu sitzen. Wenn sich vorher die Möglichkeit dazu geboten hätte, hätte ich sie wahrgenommen. Allerdings habe ich in dieser Saison ein super Programm mit Einsätzen in der ALMS und der WEC, das bereitet mir auch sehr großen Spaß.

Stichwort ALMS: Kanntest du eigentlich noch das Gefühl, um Siege mitfahren zu können?
Neel Jani: Ja, aus meinen Zeiten in der A1 GP-Serie... Die ALMS ist super für uns. Wenn man da einfach ohne Konkurrenz gewinnen könnte, wäre es nur halb so interessant. Mit Muscle Milk und Dyson haben wir extrem starke Konkurrenten. Wenn man mit den Jungs, wie in Laguna Seca, das ganze Rennen lang kämpft und nie mehr als zwei, drei Sekunden auseinanderliegt, ist das der Hammer - und der Grund, warum wir überhaupt Rennen fahren.

Foto: ALMS
Foto: ALMS

Bei den WEC-Rennen sieht das etwas anders aus.
Neel Jani: In der WEC fahren wir im Niemandsland und eigentlich nur gegen uns selbst. Wir schauen auf die Rundenzeiten, aber Zweikampf fehlt völlig. Du willst eben um den Gesamtsieg fahren, den aber auch nicht geschenkt bekommen. In der ALMS haben wir beides. Ich kann sagen: Meine besten Sportwagenrennen hatte ich mit den beiden vergangenen Rennen in den USA. Vom Spaßfaktor her war Laguna Seca unübertroffen, ich fühlte mich regelrecht an die alten A1 GP- und GP2-Zeiten erinnert. Wenn es 2014 ähnlich in der WEC zugeht - und darauf hoffe ich - wird das richtig gutes Racing!

Beim regnerischen Le Mans-Testtag wart ihr nur zwei Sekunden hinter Toyota. Wie groß ist die Aussagekraft der Rundenzeiten?
Neel Jani: Mit Ausnahme der Bestzeit von Loic Duval kurz vor Schluss, muss man die Zeiten sehr mit Vorsicht genießen. Als ich die Zeit für uns setzte, war es zwar einigermaßen trocken, aber es gab immer noch feuchte Abschnitte auf der Strecke. Meine Zeit war okay, wenn auch nicht der Hammer. Meine Teamkollegen Nick Heidfeld und Nicolas Prost steckten häufig im Verkehr. Heißt: Wir haben noch Luft nach oben, Toyota aber sicherlich auch.

Foto: ACO
Foto: ACO

Dein Rebellion-Teamkollege Mathias Beche sagte nach dem Test, dass ihr realistisch um einen Podiumsplatz kämpfen könnt. Wie realistisch ist das wirklich?
Neel Jani: Klar, ein Podiumsplatz ist immer möglich - selbst ein Sieg, wenn man es so formulieren möchte. Aber realistisch gesehen bräuchten wir da eine gehörige Portion Glück. Ich sehe uns im Kampf um die Plätze vier bis sechs. Gegen die Performance der Toyotas haben wir keine Chance und Audi ist extrem konstant und natürlich pfeilschnell.

Auf den Geraden fehlte euch eine Menge Speed im Vergleich zu den Werksautos.
Neel Jani: Der HPD und wir waren auf den Geraden über 10 km/h langsamer als die Werksautos. Wir dachten zunächst, dass es an unserem Aero Kit läge, doch da der HPD auf unserem Niveau fuhr, hilft der Hybridantrieb von Audi und Toyota wohl mehr als gedacht. Die Autos wurden dieses Jahr noch einmal brutal schneller, bei unserem Auto haben wir aber auch etwas zwei Sekunden gefunden. Bei uns zeigt sich der Speed jedoch vor allem in den Kurven.

Was denkst du: Ist Audi überhaupt besiegbar?
Neel Jani: Das sind die klaren Favoriten. Man muss aber noch ein bisschen abwarten, wo genau Toyota stehen wird. Eine große Frage: Wie oft muss Audi nachtanken und wie häufig müssen die Toyotas an die Box? Das könnte deren Taktik sein, denn ich glaube nicht, dass sie die Audis allein mit Speed besiegen können.

Foto: DPPI
Foto: DPPI

Toyota darf diesmal drei Liter mehr Sprit an Bord fahren, Audi war darüber nicht allzu begeistert. Rebellion bekommt im Vergleich zum Vorjahr acht Liter Benzin mehr zugestanden. Hilft euch das eigentlich?
Neel Jani: Schaden kann es mit Sicherheit nicht, aber es wird unsere Welt nicht verändern. Für uns bedeutet das vor allem, dass wir noch länger im Auto sitzen werden.

Du teilst dir einen Boliden mit Nick Heidfeld. Hat er sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal verbessern können?
Neel Jani: Man lernt immer und überall, das gilt sowohl für Nick als auch für mich. Unsere Einsätze in der ALMS waren sehr wertvoll: Dort herrscht mehr Verkehr als in der WEC und die Strecken sind kleiner - da hat sich Nick sehr gut geschlagen. Nick hat sich sehr gut eingelebt im Sportwagen.