Der wohl spannendste Wettbewerb der diesjährigen 24 Stunden von Le Mans wird vermutlich in keiner der professionellen Klassen, sondern bei den Privatteams in der LMP2 stattfinden. Ein Dutzend von der Papierform siegfähige Fahrzeuge zählt die kleine Prototypenkategorie. Wer das Rennen machen wird, ist dabei völlig offen. Nur eins ist klar: Die Vorjahressieger werden es nicht; Starworks hat für die laufende Saison kein Budget gefunden und muss passen. Man hofft 2014 auf eine Rückkehr.
Nur der Sieg zählt: OAK, Pecom, G-Drive
Dafür steht eine ganze Armada von höchst professionellen Rennteams parat. Als Top-Favorit gilt dabei insbesondere OAK Racing. Obwohl 2013 noch kein Sieg gelungen ist, gilt die Mannschaft von Teamchef Sebastien Philippe als das Maß der Dinge und untermauerte dies durch eine Bestzeit des #24 Morgan-Nissans beim offiziellen Test vergangenen Sonntag. Die Mannschaften Pla/Heinemeier Hansson/Brundle ist ebenso auf den Sieg angesetzt wie das Fahrzeug #35 mit Baguette/Gonzales/Plowman. In der WEC-Wertung liegen die beiden Mannschaften auf den Plätzen zwei und drei.
Hier führend ist das Team Pecom Racing. Luiz Perez Companc hat sich mit Pierre Kaffer und Nicolas Minassian zwei herausragende Piloten ins Cockpit des Oreca 03-Nissan geholt, die beim letzten Lauf in Spa-Francorchamps zum Sieg fuhren und in Silverstone nach einer unglaublichen Aufholjagd nach Kollision mit Rang drei belohnt wurden. Im Vorjahr gelang - mit Soheil Ayari anstelle von Nicolas Minassian - der dritte Platz in Le Mans.
Auch die Sieger des Auftaktrennens brennen auf Le Mans. G-Drive Racing/Delta-ADR wollen nach dem starken Saisonstart nun auch den Saisonhöhepunkt gewinnen. Jedoch ist von der siegreichen #25 Delta-ADR-Mannschaft aus Silverstone mit Tor Graves nur ein Fahrer übriggeblieben. Ex-Formel-1-Fahrer Shinji Nakano und Archie Hamilton steigen ins Cockpit und müssen sich erst noch an den Oreca 03-Nissan gewöhnen. Bekannt dagegen die Besatzung bei G-Drive Racing #26: Rusinov/Martin/Conway machten mit der viertschnellsten Zeit beim Test bereits ihre Ansprüche deutlich.
Starke Konkurrenz für WEC-Teams
Ginge es nach den Testfahrten vom Sonntag, müsste Signatech Alpine ganz oben auf die Favoritenliste. Die Alpine-Nissan ist nichts weiter als ein bewährter Oreca 03-Nissan, der umbenannt wurde. Die Besatzung mit Nelson Panciatici, Pierre Ragues sowie Tristan Gommendy verfügt zwar nicht über den höchsten Bekanntheitsgrad, bringt jedoch viel Monoposto- (Gommendy, Panciatici) und LMP-Erfahrung (Ragues) mit. Dazu gibt es den Werkssupport von Alpine, so dass dieses Team als Geheimfavorit auf jeden Fall auf der Rechnung stehen sollte.
Mit viel Motivation kommen die Teams aus der ELMS nach Le Mans: Thiriet by TDS Racing (#46 Oreca 03-Nissan) haben BMW-Werksfahrer Maxime Martin angeheuert, der im GT-Sport bereits wahre Wunder vollbracht hat. Auf den Belgier werden viele Augen gerichtet sein. Wird er auch im Prototypen überzeugen können? Beim Test enttäuschte er mit Rang fünf nicht. Pierre Thiriet kommt mit besten Empfehlungen eines ELMS-Sieges nach Le Mans, als dritter Fahrer stößt Ludovic Badey zum Team.
Ebenfalls mit einem ELMS-Sieg empfiehlt sich Jota Sport. Die Besatzung mit Simon Dolan, Oliver Turvey und Lucas Luhr gilt als das stärkste Nicht-WEC Lineup und überzeugt vor allem durch Ausgeglichenheit auf hohem Niveau. Über die Distanz sicher ein Vorteil, die Frage ist, ob der #38 Zytek Z11SN-Nissan in der Lage ist, mit den Oreca- und Morgan-Chassis mitzuhalten. Schließlich wäre da noch Level 5 Motorsports - das Meisterteam aus der ALMS. Scott Tucker, Marino Franchitti und Ryan Briscoe wollen in ihrem HPD ARX-03b-Honda die Enttäuschung von 2012 (Ausfall) vergessen machen und an den Podiumsplatz von 2011 anknüpfen.
Vollgas von Anfang bis Ende
Das Feld hält noch viele weitere Teams parat, teils mit großen Namen: Lotus wird versuchen, den T128 weiter standfest zu machen, ist aber nicht zu den Favoriten zu zählen. Beflügelt hingegen dürfte Greaves Motorsport ins Rennen gehen, schließlich wurde gerade erst eine Partnerschaft mit Caterham verkündet. Noch vertraut man auf Zytek-Chassis. Die amerikanisch-irische Seilschaft HVM Status GP versucht sich mit einem Lola B12/80 Coupe-Judd und geht hier einen eigenen Weg. Klassisch dagegen der Morgan-Nissan beim chinesischen KCMG-Team. Bemerkenswert ist auch der Einsatz von Routinier Fabien Giroix bei Gulf Racing Middle East.
Eines ist klar: Mit reinem problemlosen Durchfahren allein ist in der LMP2 dieses Jahr kein Blumentopf zu gewinnen. Es muss angegast werden - von der ersten bis zur letzten Runde. Die kleine Prototypenklasse bringt einen Wettbewerb mit sich, der ganze Rennserien in den Schatten stellt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in den von der FIA schwächer ('Silber)'eingestuften Piloten: Wer hier trotzdem einen schnellen Fahrer an Bord hat, hat eine Trumpfkarte. Zwar gibt es in der LMP2 keinen Hybrid und nicht immer bekannte Namen - doch diese Klasse verdient es, bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans genau beobachtet zu werden!!
Ergebnis des offiziellen Tests: LMP2
P | Nr. | Team | Fahrer | Fahrzeug | Rundenzeit |
1 | 24 | OAK Racing | Olivier Pla | Morgan-Nissan | 3:38.801 |
2 | 36 | Signatech Alpine | Nelson Panciatici | Alpine-Nissan | 3:39.642 |
3 | 37 | Signatech Alpine | Paul-Loup Chatin | Alpine-Nissan | 3:40.907 |
4 | 26 | G-Drive Racing | John Martin | Oreca 03-Nissan | 3:41.259 |
5 | 46 | Thiriet by TDS Racing | Maxime Martin | Oreca 03-Nissan | 3:41.269 |
6 | 42 | Greaves Motorsport | Michael Krumm | Zytek Z11SN-Nissan | 3:41.648 |
7 | 38 | Jota Sport | Simon Dolan | Zytek Z11SN-Nissan | 3:41.943 |
8 | 35 | OAK Racing | Martin Plowman | Morgan-Nissan | 3:42.197 |
9 | 25 | Delta ADR | Tor Graves | Oreca 03-Nissan | 3:42.333 |
10 | 41 | Greaves Motorsport | Eric Lux | Zytek Z11SN-Nissan | 3:42.364 |
11 | 47 | KCMG | Ho Pin Tung | Morgan-Nissan | 3:42.036 |
12 | 34 | Race Performance | Michel Frey | Oreca 03-Judd | 3:43.121 |
13 | 48 | Murphy Prototypes | Karun Chandhok | Oreca 03-Nissan | 3:43.156 |
14 | 49 | Pecom Racing | Pierre Kaffer | Oreca 03-Nissan | 3:43.908 |
15 | 31 | Lotus | Kevin Weeda | Lotus T128 | 3:44.762 |
16 | 33 | Level 5 Motorsports | Ryan Briscoe | HPD ARX-03b-Honda | 3:45.158 |
17 | 45 | OAK Racing | Jacques Nicolet | Morgan-Nissan | 3:46.254 |
18 | 30 | HVM Status GP | Jonathan Hirschi | Lola B12/80 Coupe-Judd | 3:46.446 |
19 | 44 | Level 5 Motorsports | Scott Tucker | HPD ARX-03b-Honda | 3:48.380 |
20 | 43 | Morand Racing | Olivier Lombard | Morgan-Judd | 3:48.903 |
21 | 32 | Lotus | Dominik Kraihamer | Lotus T128 | 3:55.160 |
22 | 40 | Boutsen Ginion Racing | Thomas Dagoneau | Oreca 03-Nissan | 3:59.331 |
23 | 28 | Gulf Racing Middle East | Philippe Haezebrouck | Lola B12/80 Coupe-Nissan | 4:13.193 |
24 | 39 | DKR Engineering | Romain Brandela | Lola B11/40-Judd | 4:15.337 |
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